Samstag, 17. Juni 2006

ungetrennt und ...

ungetrennt und
nichtvereint
ein mitten wir
im tode
daß das leben
behalten werde

willst
      neige
      verneine

du

als könne das bild jenseits des spiegels
vor dem spiegel erscheinen

Freitag, 16. Juni 2006

[Wo das Meer stillsteht 5,9]

Wo das meer stillsteht (3)

3

kraftlos lebendig und kein weg zurück

im kollektiven luftschnappen des ozeans
namen - verletzbare nüsse, die nieder geglitten
fingernägel widerstehen den jahreszeiten - versuchter mord mitnichten tödlich
vogelschwingen haben die bilder kalt werden lassen

du bist - jemandes traum und das, was jemand daraus macht
was stillsteht und was schmerzlos vom stillstand verändert wird
du bist - immer deines spiegels verdorbenere vorstellung

je mehr abwesend sind - desto mehr noch ist es die welt
jeder wassertropfen verneint das blau, das den blick ausfüllt
des todes kompakter sand - ausgestreut über die stadt der nacht
der faulende zeitungsfisch
ein modriger schatten, einmal mehr in der lage, eine frau in den wehen zu finden

nur - wenn einer des anderen tinnitus hört
wird sich wirklichkeit öffnen - wie ein kompendium dunkelsten wissens
die sprache, die keine vergangenheit hat - zwingt dich zu lernen
was fürchterlich ist, wenn du zurückblickst, ist dein eigenes
gesicht - ein geistähnlicher schwindel, reflektiert vom grab
geschichte - das silberweiß von baumstümpfen, vom herbst aus gesehen
seine blätter identisch mit den allerschlechtesten nachrichten
und beide nicht wahr - doch tausendmal ihr sterben im himmel
das meer - so scharf, daß es dich vernichtet - macht dich zum du des augenblicks

wo des spiegels fiktives ende sich endlos ins weite dehnt

[Wo das Meer stillsteht 5,8] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,10]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Donnerstag, 15. Juni 2006

hervorgekrochen ...

        der du sie dir einzeln
        erjast

        Paul Celan


hervorgekrochen
aus der deutschen
sprechecke
all die „ja“
während des
fußballspiels

und auch das „ja“
(wo „sì“ gefragt war)
einst auf dem kapitol
im standesamt

ansonsten passim:
„o cazz’!“

Mittwoch, 14. Juni 2006

Glücklich sein ...

Glücklich sein heißt ohne Schrecken seiner selbst innewerden können.

Walter Benjamin, Einbahnstraße

Salustius, Über die Götter und die Welt – 13,2

13,2 Alles was geschieht, tritt entweder durch Kunstfertigkeit oder von Natur aus oder aus Kraft ein.
Dasjenige jedoch, was durch Kunstfertigkeit und von Natur aus verursacht wird, muß notwendigerweise der Wirkung vorausgehen; was allerdings durch eine Kraft verursacht wird, bildet einen einzigen Körper mit ihren Wirkungen, da ihre Kraft von ihm untrennbar ist. Gerade so, wie das Licht untrennbar ist von der Sonne, die Hitze vom Feuer und die Kälte vom Schnee.

[Salustius 13,1] <<>> [Salustius 13,3]
Einleitendes

Montag, 12. Juni 2006

there's a hole in the bucket

trepanation

via Befindlichkeiten

hbosch

The Extraction of the Stone of Madness

verdunkeltes sprechen ...

verdunkeltes sprechen :
die faule hälfte des pfirsichs
dem schimmel
schon weiße punkte setzt

die guten liegen noch
im kühlschrank

und haben eine
telefonnummer

Sonntag, 11. Juni 2006

[Wo das Meer stillsteht 5,8]

Wo das meer stillsteht (3)

2

dieser todesähnliche augenblick - dieser augenblick der leidenschaft
dieser augenblick, ausdruckslos auf schwarzem bettlaken
und gleichzeitig in der schwebe über dem meer - fleisch
flieht vor sich selbst durch den spiegel aus fleisch
das lodernde organ ein korridor
lähmung - das strahlend blaue ziel, das den ozean zum blenden bringt
mädchen schreien dringend nach rast - wenn das sein stillsteht
die zartesten fenster sind feucht, aufgestoßen vom meer

stürze in eine richtung - die richtung, die es nie gab
weit fort von den klimpernden fingern - ist das instrument selbst musik
weit fort vom wind - lagert das salz in der wunde der ganzen vergangenheit
nur das jetzt ist wie vergessen
das ausdruckslose wasser der begierde mittags auf schwarzem bettlaken
je weiter fort die verwandtschaft desto strahlender - der augenblick, der die sünde erhellt
im jetzt ist keine zeit - niemand wacht langsam auf
zu sagen - illusion beiseite, kein meer könne lebendig werden

[Wo das Meer stillsteht 5,7] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,9]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Samstag, 10. Juni 2006

flach gehobelt ...

flach gehobelt
und vergoren
die grenzen

abgefüllt
in flaschen
: trink
brüderchen!

der keller ist voll
und es brennt
so schön

Donnerstag, 8. Juni 2006

horsten ...

horsten
abgrundhoch

das unten
ein stürzen
ins aug'

Mittwoch, 7. Juni 2006

bevor ich mir ...

bevor ich mir
den suppenrest
von vorgestern
warm machte

in der zeitung
von gestern
geblättert

ver : gangen : heit
ver : gegen : wärtigt

unbeaufsichtigte hühner

indes der weg
nicht enden wollte


aber doch enden
mußte (nicht gewußtes
wo)


stumm geworden
die gedanken:

fingern still
nach den


großen schwarzen vögeln
neben mir
auf dem schreibtisch

so etwas läßt sich nicht
ausdrücken
wohl aber deutlich
bemerken


beim lesen im musil notiert : das kursive

Dienstag, 6. Juni 2006

verwundbar

verwundbar

Montag, 5. Juni 2006

Salustius, Über die Götter und die Welt – 13,1

13,1 Zu klären bleibt nun, daß diese Dinge niemals geschehen noch voneinander getrennt sind, da auch wir in den bisherigen Ausführungen gesagt haben, daß das, was nachfolgend ist, von dem verursacht wird, was vorausgeht.

[Salustius 12,7] <<>> [Salustius 13,2]
Einleitendes

Sonntag, 4. Juni 2006

auf der blutharfe ...

auf der blutharfe
nachtstück vom kater
der gestiefelt kommt
das gesicht zu
bepelzen
scher, scher dich!

angustia cordum
und die kehle
zugebunden
(corda maledetta!)
mit dem, was traum
entbunden

hinterher dann
wunden desinfizieren
mit alkohol und
blasen-crescendo

(zwei : ein : deutig)

Samstag, 3. Juni 2006

die mächtige hand ...

die mächtige hand
die an der
wankelmut-
uhr
aus jedem vor
ein zurück
dir fingert

sie stülpt
über den tag
den tagenichts

wo wolk’ war : blau
wo blau : da wölkt’s

Freitag, 2. Juni 2006

[Wo das Meer stillsteht 5,7]

Wo das meer stillsteht (3)

1

wer mit dir kommt, nah bei jedem deiner toten
wer sagt - der eine geerntete stein
läßt das meer auf den pegel deines wassers sinken
wenn du schaust - kannst du nur vogelsang als begräbnismusik hören
du lauschst - träumst jedoch vom karminroten schutzumschlag des ozeans
hingelegt auf die fensterbank
pingelige alpträume lesen sich dich noch gründlicher
leichen, vollgestopft mit wieder ins gedächtnis gerufener kreide
wer teilt diese leidvolle distanz mit dir?

jetzt ist am weitesten fort

dein stillstehen ist so voll wie des ozeans wahnsinn
die fülle von einsamkeit - läßt ein ohr lange denken
in jeder trockenen muschel wurde raubtieren frisches blut abgelassen
schneeweiße giftmilch - ein tropfen ist genug
dein sonnenlicht zu stillen

die augen offen und in die wirklichkeit fallen
fest geschlossen - ist dem dunkel verwandt

[Wo das Meer stillsteht 5,6] <<>> [Wo das Meer stillsteht 5,8]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

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