tenebre

Montag, 11. November 2013

Marcello Sambati: das unvereinbare / L’incompatibile

das unvereinbare

Wie ein Falter, der lebendig
in ein Album gespießt wird.

Simone Weil


mir träumte geboren zu werden
ich machte die augen auf und sah einen körper
ja doch, einen körper, mit spucke und blut
meinen unbekannten körper

nichts ist beschlossen in meinem herzen
von mir gehört nichts mir an

der körper ein mörser, der nicht hoffen darf
im schweigen allso mein warten

als wär’s ein mors mors mors
fallen unerhört tropfen
tropfen
tropfen



L’incompatibile

Come una farfalla che viene appuntata
ancora viva su di un album.

Simone Weil


Ho sognato di nascere
ho aperto gli occhi e ho visto un corpo
sí, un corpo di sputi e sangue,
il mio corpo sconosciuto.

Tutto è indeciso nel mio cuore
nulla di me m’appartiene.

Nel corpo mortaio che non può sperare
in silenzio fermo in attesa sto.

Come se fosse morto morto morto
uno stilla gocce inaudite.


Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Dienstag, 29. Oktober 2013

Marcello Sambati: ich lebe aufgewacht … / Vivo svegliato ...

ich lebe aufgewacht
den spuren nach, die meine nicht sind
mit den stummtauben worten
denen, die ungerufen ...
es schmerzt mich mein’ lieb’
vom leben fast nichts
es, das dunkel, ist hier.
adieu bis zum nächsten licht

Vivo svegliato
sulle orme che non ho lasciato
con le parole sordomute
che non ho gridato.
Amore mio dolente
quasi niente del vivere,
il buio, colui, è qui.
Addio, alla prossima luce.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Samstag, 31. August 2013

Marcello Sambati: einen atemzug einmal noch … / Un fiato ancora ...

einen atemzug einmal noch
einmal einen herzschlag noch
ungestorben das gras das nie entsprossen
wordfetzen aus dem korallenleib
krüppelworte für niemanden
warte, licht, verweile noch …

noch ein wort
einen flecken seele, einen punkt
einfach so; doch im einfach so verliert sich
das geschöpf im stirnband des so sei’s

Un fiato ancora,
ancora un batticuore,
l’erba che non è nata è l’erba che non muore.
Spezzoni di parole del corpo madreporico,
parole storpie, non destinate,
aspetta luce, fermati …

Ancora una parola,
un fazzoletto d’anima, un punto
senza scopo; senza scopo la creatura
si perde nel diadema di un amen.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Freitag, 16. September 2011

Marcello Sambati: hör, nacht, mich, hör doch... / Ascoltami, notte, ascoltami …

hör, nacht, mich, hör doch, nacht, hör, nacht, doch mich...
ich weiß ja, daß ich nicht bin.
eine andere zeit des jahres
ein anderes leben
als deine schäume du ließest
auf meiner wunde.

der raum engt uns ein
auf die mentula rosata setzt nur einmal sich
der weißdornschmetterling.
an einem tag aus nirgendzeit
drang in mein fleisch dein kauter.
nie drang liebe tiefer
in den liebenden.


Ascoltami notte, ascoltami…
Io lo so che non sono.
In un’altra stagione
di un’altra vita
lasciavi le tue schiume
sulla mia ferita.

Lo spazio si restringe,
sulla mentula rosata viene una volta sola
la farfalla dei biancospini.
Un giorno da nessun tempo
entrò nella mia carne il cauterio.
Mai in amante amore
penetrò più a fondo.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Montag, 29. August 2011

Marcello Sambati: den mond auf dem rücken / Con la luna sulla schiena …

den mond auf dem rücken
tanz’ meine schmerzliebe ich.
ein kranz aus worten der mund
liebesspalte eines speichelnden gottes.

du, der unendlichen eine, nimm mir das wort
mit kalk mich vermischen
meine lippen auf ein herzklopfen vorbereiten
sollst du.
das geschöpf ist den fingern
ein schmerz, das sein nichts umkost.


Con la luna sulla schiena
danzo il mio dolente amore.
Corona di vocaboli la bocca,
crepa d’amore di un dio salivatore.

Tu degli infiniti, toglimi la parola,
confondimi alla calce,
preparami le labbra a un batticuore.
La creatura offre dolore
alle dita che carezzano il suo nulla.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Montag, 27. Juni 2011

Marcello Sambati: asche, asche der träume / Cenere, cenere dei sogni ...

asche, asche der träume
die asche der träume
der träume, die schön sind und rein.


haut, nur haut, nichts ist geblieben.
gewähr’ die bitte noch: mach mir kein licht,
kein wasser stillt mir den durst mehr.
herzliebe schwester, der schmerz kehrt wieder
und wieder wie wind in den falten
die zunge regt sich von nadeln durchstochen.

im feuer einer abwesenheit verlief ich mich
nacht-, die nichtsweis’, hier verlief ich mich.
ein junge in seinem urzustand
lief dahin im staub
aus liebe zu dir „die ganze zeit“.
sehnen war nie das ende des sehnens.


Cenere, cenere dei sogni
la cenere dei sogni
dei sogni belli e puri.


Pelle, solo pelle, non è rimasto niente.
Ancora una supplica: non m’illuminare,
non c’è più acqua per la mia sete.
Dolcissima sorella, il dolore sempre si ripete
come un vento scorre tra le rughe
la lingua si muove trafitta dal suo ago.

Nel fuoco di un’assenza mi sono smarrito,
notturno di niente, qui mi sono smarrito.
Un ragazzo nel suo stato nativo
correva nella polvere
per tutto il tempo per amor tuo.
Desiderare non consumava il desiderio.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Mittwoch, 27. April 2011

Marcello Sambati: nacht-, die nichtsweis’ ...

nacht-, die nichtsweis’
der schmerz sich immer gleich
gold der fleischfliegen, ihr sauerstoff
nie drang liebe so tief in den liebenden
sein? bin gewesen, lieben? habe geliebt
feil auf dem markt meine flügel dann

Notturno di niente,
il dolore sempre si ripete
ossigeno e oro per le mosche carnarie.
Mai in amante amore penetrò più a fondo.
Per essere sono stato, per amare ho amato,
le mie ali le troverai al mercato.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Montag, 14. März 2011

Marcello Sambati: noch einen hauch, ein nu noch lang ...

noch einen hauch, ein nu noch lang
ruckweise und entzaubernd üb’ ich mich im schwinden

o sanfte schwester, der illusionen freundin
kiefernnadeln leg’ ich auf deinen bauch
ich ergebe mich und verstehe dennoch nichts
im herzen der nacht lebe ich aufgeweckt
wache ich, erloschener stern, über dein licht


Ancora un alito, un istante ancora
A strappi e disincanto mi esercito a mancare.

Dolcissima sorella, amica d’illusioni
Aghi di pino poso sul tuo ventre,
mi arrendo senza più capire.
Nel cuore della notte vivo svegliato,
veglio la tua luce stella estinta

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Sonntag, 23. Januar 2011

Marcello Sambati: unter der haut ...

unter der haut
die blutige stickerei
unseres seins


erleuchte mich nicht
licht läßt mich zittern.
einer, der dem widerschein folgte
die tage zählend, die nächte
die jahreszeiten, all das summierend
jahrelang wachend um nichts.

jahrelang wacht’ ich um nichts,
die schönheit des blutes beugt mich.
was soll ich sagen
spuck mir in den mund
füll du mein stummsein.
tod ist allenthalben unsere statt
nichts ist als dasein - alleine.


Il sangue ricama sottopelle
la condizione umana


Non m’illuminare
di luce non so che tremare.
Ha inseguito riflessi un uomo
contando i giorni, numerando le notti
sommando le stagioni
vegliando tant’anni per un niente.

Ho vegliato tant’anni per un niente,
la bellezza del sangue mi declina.
Non so che dire
sputami in bocca
riempi il mio mutismo.
La morte ovunque è dimora
non c’è altro che l’esserci, da soli.

Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

Sonntag, 24. Oktober 2010

Marcello Sambati: eine lücke bin ich ...

eine lücke bin ich
versinke in dem, was schwarz an mir ist.
so warte doch licht und bleib’
noch ein weilchen
ein dämmern, ein duft
fürs ende der welt

sehnen verbrauchte die sehnsucht
jetzt tanz’ ich haben und nichthaben
entschädige die vergeudete luft
die geatmete luft, die die lippen mir brannte.
nicht dieser gattung gehöre ich an
und weiß von mir : nichts


Sono una lacuna
affondo nella mia parte nera.
Aspetta luce, fermati,
fermati ancora un poco,
un albore, un profumo,
per la fine del mondo.

Desiderare ha consumato il desiderio
ora danzo i possessi e le perdite
risarcisco l’aria dissipata
l’aria respirata che mi bruciò le labbra.
Non sono di questa specie
e di me non so nulla


Marcello Sambati: Tenebre. Roma 2010

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