parallalie - 5. Feb, 22:15
den rücken
hinunter
ein kaltes
als stünden
sie alle
hinter dir
und
warteten
nur darauf
parallalie - 5. Feb, 20:50
„Je lebhafter spielend nun das Organ von der dunkelahndenden Tatkraft, durch die unterscheidende Denkkraft (und die darstellende Einbildungskraft,) bis zu dem hellsehenden Auge und (dem) deutlich vernehmenden Ohre wird, um desto vollständiger und lebendiger werden zwar die Begriffe, aber um desto mehr verdrängen sie sich auch und schließen einander aus. - Wo sie sich also am wenigsten einander ausschließen und ihrer am meisten nebeneinander bestehen können, das kann nur da sein, wo sie am unvollständigsten sind, wo bloß ihre Anfänge oder ersten Anlässe zusammentreffen, die eben durch ihr Mangelhaftes und Unvollständiges in sich selber den immerwährenden, unwiderstehlichen Reiz bilden, der sie zur vollständigen Wirklichkeit bringt.
Der Horizont der tätigen Kraft aber muß bei dem bildenden Genie so weit wie die Natur selber sein: das heißt, die Organisation muß so fein sein und so unendlich viele Berührungspunkte der allumströmenden Natur darbieten, daß gleichsam die äußersten Enden von allen Verhältnissen der Natur im Großen, hier im Kleinen sich nebeneinanderstellend, Raum genug haben, um sich einander nicht verdrängen zu dürfen.
Wenn nun eine Organisation von diesem feinern Gewebe bei ihrer völligen Entwicklung auf einmal in der dunklen Ahndung ihrer tätigen Kraft ein Ganzes faßt, das weder in ihr Auge noch in ihr Ohr, weder in ihre Einbildungskraft noch in ihre Gedanken kam, so muß notwendig eine Unruhe, ein Mißverhältnis zwischen den sich wägenden Kräften so lange entstehen, bis sie wieder in ihr Gleichgewicht kommen.“
Karl Philipp MORITZ, Über die bildende Nachahmung des Schönen
parallalie - 4. Feb, 20:23
die raureifwinter
abseits der stadt
bucht unserer jahre
ausschau nach möwen
hielt niemand am zaun
krähen aber kreuzten
und ein stattdessen
(mählich ging’s auf)
als sonnenblumen
ihre köpfe hoben
... ein segel mir wuchs
parallalie - 2. Feb, 21:00
und jenseits
des pontus
da fächern
deine asien
verborgen hinter
sich selbst
dein blick aber
schon levante
anfang aller
seidenstraßen
an ufern eines
mare nostrum
arglos ein
solches reisen
verborgen hinter
sich selbst
parallalie - 1. Feb, 20:53
ung tum sal sel heit
schaft lein ling nis keit
sind endungen von
hauptwörtern
trenne nie st
denn es tät’ ihm weh
iller lech isar inn
fließen all zur donau hin
altmühl nab und regen
fließen ihn’ entgegen
ene mene mu
und raus bist du
und die donau
schweren herzens
schwarzen meeren
sich einspeisend
tristia ex ponto
ovid!
o-
videsne haec simulacra?
o wien!
o wo!
aus dem schatzkästlein gewisser lernprozesse; kursiv aus diesem „scriptum scaenarium“ (PDF)
parallalie - 30. Jan, 21:33
WISSEN willst du von uns: auch wenn du nicht fragst
oder nur fragst durch dein schweigen, beiseite stehend,
oder ein paar fragen versuchst mit augen, die sich schämen
und weißt doch bei dir, im herzen, daß vergebens, was du wagst
Tu vuoi SAPERE, da noi: anche se non chiedi
o chiedi tacendo, già appartato e in piedi,
o tenti qualche domanda, gli occhi vergognosi
ben sentendo, in cuore ch’è vano ciò che osi.
Pasolini, A un ragazzo, in: La religione del mio tempo
mehr wagen sollte ich doch, als nur vier zeilen wieder zu übersetzen…
parallalie - 29. Jan, 21:19
dem blau und weiß
gestreiften himmel
fehlte heute das gelb
mit dem die kinder
ihre sonnen malen
lediglich „abendrot
schönwetterbot’”
da beweihräucherte
sich der soratte
und war nur noch das
objekt einer ahnung
Der einsame Soracte,
der nur hoch steht,
weil er allein steht (ja),
bezeichnet mir den Weg
nach Norden zu.
speculum, lieber Moritz!
wir treffen uns, auf
meinem blick gen süden...
kursiv aus Moritz’ „Reisen eines Deutschen in Italien“, der im zitierten passus den rundblick von der kuppel des Petersdoms beschreibt
parallalie - 27. Jan, 21:17
wendepunkt
obschon die ecke in der nacht
wo die kontrolle
den blick versperrt
die langsame
verbrennung
[in girum imus nocte
(wo die kontrolle des palindroms
den blick versperrt)
et consumimur igni
nachts, da geh’n wir im kreise, und es verspeist uns ein feuer]
original von Elisabetta Stefanelli:
Punto di svolta
se pure l’angolo è nella notte
dove il controllo
ha bloccato lo sguardo.
La combustione
lenta.
in: Nuovi poeti italiani 4, Turin 1995
parallalie - 26. Jan, 22:12
die sprache der steine
sprechen die steine
stein ist
wem sprechen
die steine
denn stein nur
verstehet den stein
das den bach runter
verkieseln
darfst du!
variante:
aber du kannst den kies
knirschen lassen
und begreifen
daß du vorübergehst
nachdem ich’s auf >>> italienisch versucht und dort keine entsprechung für die redewendung „den bach runter“ hatte
parallalie - 25. Jan, 20:58
dorthin geh’n
da wo die spitzen bäume
„alberi pizzuti“ steh’n
die träume
sich von innen her beseh’n
so tage die wie schäume
und ideen
so bar sind aller zäume
...
jetzt am schönsten wär’: verweh’n
parallalie - 24. Jan, 22:04
schon mittwoch?
sie weiß die augen zu bestirnen
ganz nach belieben.
gestern war dienstag?
als ich sie kennenlernte
wurden sie zum firmament.
montag war vorgestern
da schaut’ ich in den himmel
nein, heute war’s
also doch mittwoch?
(donnerstag? wieso donnerstag?)
blätternd in „Pigre divinità e pigra sorte“ von Patrizia Cavalli fand ich dieses kurze gedicht:
Lei sa stellarsi gli occhi a piacimento.
Quando l’ho conosciuta faceva il firmamento.
parallalie - 23. Jan, 20:52
herzen die steine
die in dir geborgen
dennoch weiterschlagen
(und immer schlagen sie
steine sind’s auf äckern
arbeit ist’s mit den herzen
der erde entwachsen
die knollen die harten
stolpern sollst du
aber nicht fallen)
herzen die steine
dir in die hand
für Alban Nikolai Herbst
parallalie - 22. Jan, 21:04
flirrend der tag
in mich hin : ein
aus mir her : aus
flirrend sein so
blau auch
da o : ben
wie : du
parallalie - 20. Jan, 21:02
ohrfeigen
rechts und links
die kopfhörer
via crucis
der gefühle
aufgerührte
ich-suppe
wasserdampf
tropfen die
rinnen
die wände hinab
lächelnd
ein finger ...
parallalie - 19. Jan, 21:34