Montag, 20. Februar 2006

die lichtschranken entsperren ...

die lichtschranken entsperren
und beim blinken
während des schließens
zum windsack
sich blähen

„UUUUUGO!“

ach, da kommt
er ja schon…

der HUND

Sonntag, 19. Februar 2006

fünf grade sein lassen ...

fünf grade sein lassen:
vier gänseblümchen
im
gras

Samstag, 18. Februar 2006

im winde vorwärts ...

My message is blah blah blah
Jack Kerouac, Book of Blues


im winde vorwärts
fuchteln äste
nach den wolken

nur der acker
liegt versonnen
und hält
was er versprochen

fest

punktiert

punktiert

forellen-merci

Freitag, 17. Februar 2006

[Wo das Meer stillsteht 4,21]

Raum

vögel drücken fieberhaft luft beiseite
die seufzende oberfläche des meeres – klares, sich windendes glas

beschützt von einem apfelbaum
ein vielgepriesener apfel – eine grüne kupplerin

erträgt die rauchenden blumen
nimmt die form schneeweißer apfelschimmelflecken an

plötzlich kollabiert die ganze stadt nach hinten
strahlender sommergarten – ein toter schmetterling

in schweiß und schamhaaren verborgene münder
nehmen so vorzügliche rache an der uhr

zwei züge fahren aus den körpern
stoßen pünktlich in einem wort frontal zusammen

am mittag – ein vom gedächtnis verlassenes blaues feld
hört endlich auf, einen kahlen kopf zu bombardieren

wie der pullover des todes schrumpft
ist Hölle – so winzig, daß wir uns zu zweit nicht hinlegen können

[Wo das Meer stillsteht 4,20] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,22]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Donnerstag, 16. Februar 2006

an den baum gelehnt ...

an den baum gelehnt
die atemzüge zählen

mich an das knirschen erinnern
unter den füßen
auf dem kiesweg hierher

(2001/2002)

eigentlich eine selbstübersetzung aus dem italienischen:

appoggiato all'albero
contare i respiri

ricordarmi lo scricchiolio
sotto i piedi
sulla ghiaia per venire qui

[außerdem paßt's zum heutigen ajtys-thema]


nichts neues unter sonne, die heute fehlt, wahrscheinlich deshalb, vgl. hier schon einmal derselbe text:

http://parallalie.twoday.net/stories/782662/

wahr dich ...

wahr dich
vor dichtern
und
wahrheitsnebel
es goethet
dicht aus nebeln
wenn steiget
ein mond
ver- vera
(prima!)
ben zi bena,
bluot zi bluoda


ein indirekter, vorweggenommener kommentar zum vorhergehenden kommentar, den ich beim schreiben noch nicht kannte... und überhaupt auch hierzu

windwölfe ...

windwölfe
lauern
hinter den läden

sie geifern
und lechzen
nach dir

nein
kein licht

die läden
bleiben
noch zu

Mittwoch, 15. Februar 2006

Salustius, Über die Götter und die Welt – 9,5

9,5 Der Fatalität die eigenen Schmähungen und Ungerechtigkeiten zuzuschreiben, bedeutet umgekehrt, sich selbst zu ent- und die Götter zu beschuldigen; es sei denn, man wolle sagen, daß sich für die Welt insgesamt und dasjenige, was sich einzeln in Übereinstimmung mit der eigenen Natur befindet, alles zum Besten wendet; und daß nur eine schlechte Erziehung oder ein Fehler der Natur die Güter zum Schlechtesten wendet, die uns die Fatalität bereithält. Gerade wie die Sonne, die zwar allen gut, aber denen Schaden zufügen kann, die kranke Augen oder das Fieber haben.
Wie könnte es sonst geschehen, daß Massageten ihre Väter verspeisen, die Hebräer sich beschneiden und die Perser die Reinheit der Rasse bewahren?

[Salustius 9,4] <<>> [Salustius 9,6]
Einleitendes

Dienstag, 14. Februar 2006

schwelle ...

schwelle
auf der du
stehst

stets bereit
das drinnen
und draußen
zu verlassen

Montag, 13. Februar 2006

aber eigentlich ...

aber eigentlich
möchte ich
lieber nicht
recht haben

haut laß ab ...

haut laß ab
von mir
bastel dir
eine neue

häute
leben

Sonntag, 12. Februar 2006

Die Eberesche ...

Die Eberesche
Die Esche mit Beeren
War rötlich entflammt.
Es fielen die Blätter,
Mein Leben begann.

Im Streit lag
Hunderter Glocken Klang
An jenem Sonntag:
Apostel Johann.

Bis heute beiß ich
Und will gern verzehrn
Der glühenden Esche
Bittere Beern.

16. August 1916


MARINA ZWETAJEWA

der text ist kopiert von : http://home.arcor.de/berick/illeguan/cvetaeva2.htm : die hauptseite hier : http://home.arcor.de/berick/illeguan/

ein gedickt ...

ein gedickt
schweigen
zung-
entbeert
kahlbusch
nicht brennt
herr
wo du nicht
bist

a-
theos

[Wo das Meer stillsteht 4,20]

Prähistorie

der tag nimmt die maske des tages ab – was übrig blieb
ein kindermädchen, das dir einen klaps auf den rücken gibt
der himmel noch immer voller mordgedanken

ein fenster – älter als haifischzähne
wenn es der geschichte verlorengeht – schaut es aufs meer
eine blaue zunge, die gnadenlos in den reiseführer leckt
so aufgedreht, daß das fleisch am strand völlig nackt ist
in der lodernden hitze – der tod beschleunigt

ein windatem kann diese welt erschüttern
der wind der letzten tage – wer wird sein das letzte verlassene kind?
jedes gesicht verbirgt den stein hinter dem gesicht
wie in der prähistorie – eine von zwei händen gefütterte hungersnot
meeresstaub, der fliegt
auf spinnenbeinen stehen
ein strahlender baum, ganz behangen mit blumenköder
zu verleiten – das vor tausenden von jahren verleitete
du

[Wo das Meer stillsteht 4,19] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,21]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Samstag, 11. Februar 2006

komisch' blümchen ...

    komisch' blümchen
        was wächst'n du so?
von wem gepflanzt
        hier auf'm 'flixt'n hügel?
wer bat'n dich zu wachsen?
    warum gehst'n nich'?
    was'n los mit dein'n orange
    rot'n spitz'n? ich hatt' den eindruck
du wärst so was wie 'ne
art vollkommener natur.
bist's? o, echt?
wackl'ich im wind - jaaa.
    da! seh' dir zu füßen 'nen strauß
buh kett
    sie'm kleine äffchen sind's
nicht so hoch wie du
und 'ne schwester von dir
    weiter unten am abhang
    und der ganze anhang
zur linken -
letzte woche
    dacht' ich, ihr wärt grabschmuck für
    mich, der
    nie geburt noch
    tod gewollt'
aber jetzt glaub'
ich, daß ich durch
     meinen
          hohl'n kopf red'

Jack KEROUAC, Book of Blues (dt. von mir)
die zweite zeile hieß zunächst "wuchsest warum", aber die neue version mag lieber ein "wecks-/wächs-" evozieren : drum

erosion

dein heißer atem
dorrt die lippen spröd
und zunge speichelt
feucht die risse
aus denen rot
sich blutschrift löst
im weißen handtuch
nach dem zähneputzen

hänschen klein ...

hänschen klein
ging allein
weite welt
auch zu klein

Donnerstag, 9. Februar 2006

zwiesprach 9

Er: denn man kann vom leben, wenn es gewaltig ist, nicht auch noch fordern, daß es gut sein soll...
Ich: Musil... habe dich gar nicht bemerkt heute morgen...
Er: tja, bin halt hinter dem gedanken.
Ich: und hinter dem feuer statt davor.
Er: wie geht's der brandblase denn?
Ich: eklig anzuschauen... vor allem.
Er: da ich nun mal unkörperlich, konnte ich dich nicht rechtzeitig zurückziehen... HÖREN auf mich, diese illusion habe ich mir abgewöhnt im verlauf unserer bekanntschaft.
Ich: du hättest es ja regnen lassen können, dann wäre ich nicht auf die idee gekommen, den haufen äste anzustecken.
Er: wenn, wenn, wenn.
Ich: wer den spott hat, braucht für den schaden nicht zu sorgen.
Er: genau.
Ich: schönes gefühl, wie? mich so lädiert zu sehen.
Er: ach nein, im grunde tut's mir ja auch leid. schon um deinen rechten zeigefinger, und dieser geruch von angesengten haaren... wärest du wenigstens eine gans...
Ich: komm, scher dich!
Er: wünsche dir eine angenehme nacht... mit träumen von glutsonnen...
Ich: und mit dir am spieß darüber...

Mittwoch, 8. Februar 2006

Salustius, Über die Götter und die Welt – 9,4

9,4 Dergestalt ist die unkörperliche Vorsehung der Götter hinsichtlich der Körper und der Seelen. Diejenige, die hingegen in der körperlichen Sphäre entsteht und sich erschöpft, ist eine andere, und sie heißt heimarmene – Fatalität -, denn in den Körpern zeigt sich vor allem das heirmós, die Kette der Fatalitäten. Auch die Entdeckung der mathematischen Wissenschaft erfolgte in Bezug auf letztere.
Daß also die menschlichen Angelegenheiten und insbesondere die körperliche Natur nicht nur von den Göttern regiert werden, sondern auch von den Himmelskörpern, steht im Einklang mit der Vernunft und ist wahr: Weshalb das Nachdenken zu der Entdeckung gelangt, daß Gesundheit und Krankheit, Glück und Unglück je nach Verdienst von dort stammen.

[Salustius 9,3] <<>> [Salustius 9,5]
Einleitendes

Dienstag, 7. Februar 2006

ilLUSTRes zum siebten februar

du segelst argonautengleich -
dein schiff, es gleitet nur so dort
hindurch, wo Simpelgaden fort
dich drängen wollen aus dem reich

der schreibenden, die deich auf deich
gleich wie in holland als ein hort
dem meer errichten und dem wort –
am ende bleibt ein ententeich

doch mütter wollen (,) väter auch
und komma hin und komma her
in all dem wind- und meergehauch

die väter? daß die väter? mehr?
und mütter? … reim, der klaubt sich : bauch
nicht wider-, wünsch’ nur wiederkehr

Montag, 6. Februar 2006

eisig unnahbar ...

eisig unnahbar
wie statuen
über denen die sterne
ihre bahnen ziehen
die wolken

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