
für t.
parallalie - 12. Jun, 22:14
head in clouds
nichts zu seh’n
clouds in head
ach wie nett
schlaf des ge-
na, des ge-
nein, des be-
hauptet’und
auch des ent-
hauptet’dann
parallalie - 12. Jun, 21:26
Chile. Valle Central. Sauvignon Blanc. Wer für immer leben wollt’. Stirbt dennoch. Wer sich Krankheiten einbildet, kann dennoch krank sein. Die Vorstellung vom ewigen Leben ist ein eingebildetes Leben. Wie der als ein Perpetuum vorgestellte Alltag. Und sobald hereinbricht, was nicht zu ihm gehört, beißt das Chaos dich ins Bein, und der Berg hüllt sein Haupt in Wolken, das eig’ne füllt sich indes mit solchen.
[...] Ah! veramento non so cosa
più triste che non più essere triste!
Guido Gozzano, L’ultima infedeltà
Ach! ich wüßte wirklich nichts Traurigeres als nicht mehr traurig zu sein! Guido Gozzano: die letzte Untreue. Der Untreue der Untreue. (Was hab’ ich eigentlich mit Chile zu tun?).
parallalie - 12. Jun, 20:48
die hand
die sich öffnet
was mich schließt
sich schämen
des gebens
des nehmens
kalt nur
wer nichts braucht
parallalie - 11. Jun, 21:40
„sinnvoll (Adj.) : 1. durchdacht u. zweckmäßig; vernünftig“; „2. für jmdn. einen Sinn habend, eine Befriedigung bedeutend“: also schon nicht mehr das Allgemeine der Zweckmäßigkeit, sondern einer persönlichen Befriedigung untergeordnet, was andere möglicherweise als zweckfremd einstufen könnten; „3. einen Sinn ergebend“. Nur in die Richtung auf letztere Bedeutung definiert und zitiert Grimms Wörterbuch. Im Zusammenhang mit „handeln“ kann nur ein Zweck gemeint sein, weil Handeln einen Zweck verfolgt, einen zweckmäßigen Zweck, insofern tautologisch. „Sinnvoll handeln“ meint nichts anderes als „handeln“. Den eigentlichen Sinn stiftet dabei wohl eher schon die Befriedigung. In die sich allerdings keine Vernunft verirrt. Etwa: Was muß ich tun, um heute Abend nicht ohne Zigaretten zu bleiben? Also noch zu nah am Zweck. Die Rede geht immer um Erreichbares. Käufliches. Alles andere zwischen den Menschen kann nicht einem Zweck untergeordnet werden. Bzw.: darf… Etwas tun ist immer möglich. Auch Weglaufen. Das wird schon seinen Grund haben, wenn auch keinen Zweck. Vielleicht nicht mal einen Sinn. Der hängt sich dann als Possessivpronomen hinten ran wie in gewissen agglutinierenden Sprachen. A priori einen Sinn stiften geht auch gar nicht, lediglich Gründe könnte man anführen. Sinn ist immer nachher. Nach dem Nachdenken. Was auch ein a posteriori ist. Am besten wäre dann noch „überlegen“, das eine Argument über das andere. Im Für und Wider. Dann die Entscheidung zum Handeln: das wäre dann ein Ausdruck von Mut. Nichthandeln wäre es nicht. Aber das hängt alles vom Gemüt ab. Und von den Umständen. Umständlich das Ganze, oder: Wie ich versuche, mir Sinn zu verschaffen.
parallalie - 11. Jun, 21:04
glocken läuten
in der früh’
haben flanken
wie so berge
(du brauchst es
nur begreifen)
wo vaghi ein paar
augeletti singend
ein nest sich in
den haaren bauen
parallalie - 10. Jun, 22:05
AMANTE. «Rosa fresca aulentis[s]ima. Frische Rose, Duft und Aberduft. ch’apari inver’ la state,. Erscheinst, wenn sich der Sommer naht. le donne ti disiano,. Die Frauen sehnen sich nach dir. pulzell’ e maritate: Ob Jungfern noch, ob Ehefrau’n. tràgemi d’este focora, Hol mich heraus aus diesem Feuer. se t’este a bolontate;. Wenn dies dein Wille ist. per te non ajo abento notte e dia,. Um deiner ruh’ ich weder Tag noch Nacht. penzando pur di voi, madonna mia.» So immer in Gedanken an dich, mein frouwe, mein frouwe, mein frouwe.
MADONNA. «Se di meve trabàgliti,. Wenn du wegen meiner dich quälst. follia lo ti fa fare. Dann ist es Narrheit, die dich leitet. Lo mar potresti arompere, Das Meer könntest du pflügen. a venti asemenare: Und Wind hinein säen. l’abere d’esto secolo Die Habe dieser Welt. tut[t]o quanto asembrare: Und alles alles häufen. avere me non pòteri a esto monno; Mich wirst du in dieser Welt nicht haben können. avanti li cavelli m’aritonno.» Eher lasse ich mir die Haare schneiden (und so eine Nonne werden).
AMANTE. Se li cavelli artón[n]iti, Läßt du dir die Haare schneiden. avanti foss’io morto, Bevor ich sterbe. ca’n is[s]i [sí] mi pèrdera Nicht nur würd’ ich dadurch verlieren. lo solac[c]io e ’l diporto. Die Freude und den Wohlgefallen. Quando ci passo e véjoti, Komme ich hier vorüber und sehe dich. rosa fresca de l’orto, O, frische Rose des Gartens. bono conforto dónimi tut[t]ore: Bist du immer mir ein guter Trost. poniamo che s’ajúnga il nostro amore.» Laß, daß unsere Liebe sich vereint (er will es festlegen mit dem „poniamo“).
MADONNA. «Ke ’l nostro amore ajúngasi, Daß unsere Liebe sich vereint. non boglio m’atalenti: Soll mir nicht gefallen (will ich nicht, daß es mir gefällt). se ci ti trova pàremo Wenn dich hier findet Vatermein (und ist ein „padremio“ dieses „pàremo“ (klingt fast ungarisch diese Possessivendung (Marika Röck fällt mir ein))). cogli altri miei parenti, Und meine anderen Verwandten. guarda non t’ar[i]golgano Paß auf, daß sie dich nicht einholen. questi forti cor[r]enti. Diese schnellen Läufer. Como ti seppe bona la venuta, Wie das Kommen dir leicht gefallen. consiglio che ti guardi a la partuta.» Rat’ ich dir, des Gehens dich zu befleißigen.
Cielo d’Alcamo (13. Jahrhundert, Sizilianer)
Ach, es geht noch weiter, unter anderem ein: Gesucht habe ich dich in Kalabrien, in der Toskana, in der Lombardei, in Apulien, in Konstantinopel, in Genua, Pisa, Syrien, in Teutschland und Babylonien und in der ganzen Berberei. Oswald von Wolkenstein:
Durch Barbarei, Arabia,
durch Harmanei in Persia,
durch Tartarei in Suria,
durch Romanei in Türggia,
Ibernia, der sprüng hab ich vergessen.
[…]
parallalie - 10. Jun, 20:51
in der nähe
häuft sich
die angst vor
dem verlieren
dessen was
in der weite
sich sucht
und verliert
parallalie - 9. Jun, 21:09
Ein Gruß der Seite 2, hob es an, doch bleibe immer diese Frage offen: „Wie viele Seiten haben wir?“ Und da sei noch eine andere Frage: ob nämlich unsere „Waage“ denn auch richtig geeicht sei? Dann nämlich könne man anfangen zu zählen… Alles, hieß es richtig, würden wir zählen und messen, aber, kam es zum Ende: „Wann werden wir anfangen, nur zu denken?“ Was ich erwogen habe und immer noch erwäge, was das Zählen mit dem Wiegen zu tun habe. Wahrscheinlich wegen der numerischen Skala an der Waage. Wo aber nur an ein Zu-Schwer und ein Zu-Leicht oder auch nur an die Balance gedacht wurde. Des Seiltänzers, meinetwegen auch. Und so denke ich laut über eine Antwort nach.
Und in der Weite verliert sich die Angst, es könnte etwas verloren sein.
Stefan Ripplinger: Einige Ansichten unter freiem Himmel. Joseph Joubert (1754-1824), in: Die Republik 110, 2001. Der drittletzte Absatz. Es wird nun im Regal verschwinden.
parallalie - 9. Jun, 20:47
die augen wischen
die wolken
zwischen
die
wischen
die augen was
die wolken wissen
parallalie - 8. Jun, 20:56
Die noch keine sind. Zeichen nur zeigen. Noch keine Worte. Die Tiefe ist eine einförmige Fläche, hinter der sie liegt.
Man bedenke, daß der Genuß an der Flachheit eines Körpers, der gar nicht flach ist, zu wissen voraussetzt, daß er es nicht ist.
Stefan Ripplinger: Einige Ansichten unter freiem Himmel. Joseph Joubert (1754-1824), in: Die Republik 110, 2001.
Ein Gewitter ist vorübergezogen. Nur Wörter. Die voraussetzen, daß die Zeichen zeigen, welchen Zeichen sie entspringen, um sich als neue zu entpuppen, die die Worte sich aus den Wörtern zusammensetzen. … und wie verflacht das Dromedar auf den neuen Camel-Packungen, es sieht so vorweltlich rekonstruiert aus, und gar nicht mehr so haarig wie zuvor. Kein Gelbton mehr, der an Wüste erinnerte. Nur noch das Verwischen der Töne hin zum Plakativen! Dann lieber gleich à la Lichtenstein! Ich mag dieses Mittelding von Dromedar nicht.
Next, our psycher asked partner to fetch a Coke. Returning with a Coke and a beer, psycher South grabbed the beer. Again befuddled, North chortled , “I thought you wanted a Coke.” Not missing a beat, South chimed, “Gosh, partner, can’t you recognize a psych?”
Wo irgendwo im Netz Bridge gespielt wird, wovon ich nichts verstehe, aber ich suchte diese Comic-Sprache (über „gosh partner“) und wollte nicht unbedingt Lichtenstein-Blasen zitieren. Brücken indes sind auch etwas Feines. Die über so flache Dinge führen, wie misty depths on a flattened background. Ψ-Key = [‘saiki(:) [sai chi? [immagino di sì]]].
parallalie - 8. Jun, 20:01
die augen wissen
mehr als ich
und die füße auch
wenn sie über koffer
stolpern im zug
die ihr gehören
die deren weg
bestimmte : orte
stazione di orte
parallalie - 7. Jun, 21:55
Der Blick sei die Waage. Die alles ausbalanciert, nämlich hinaus-, was nicht hineingehört.
die sprachlichen vorstellungen gehen meist von der sog. schlüsselwaage aus, der früher gebräuchlisten form der wage; sie besteht aus einem hebel, dem wagebalken, zu dessen beiden enden die wagschalen hangen und an dessen befestigtem mittelpunkt die zunge in einer schere, dem wagekolben, sich bewegt und durch ihr gleichstehen oder ihre abweichung von diesem das gewichtsverhältnis der beiden schalen anzeigt.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Band 27. W-Wegzwiesel.
In Sizilien seien die Autos der Carabinieri länger als anderswo in Italien. Nämlich so viel länger als das zweite B der Beschriftung ist, mit dem sie in der dortigen Aussprache leben müssen: Carabbinieri. Der Blick ist die Zunge. Die Schere das Wort. Die sie abschneidet. Und dorthin führt, wo kein Zahn sich zeigt, weil der Witz sowieso uralt ist, und wahrscheinlich niemand mehr etwas von ihm weiß, und darum auch keiner darüber lacht, und somit auch keine Lachzähne zeigt.
parallalie - 7. Jun, 21:22
du kannst es nicht
wiederholen
ohne es wieder-
zuholen dich selbst
wiederholend ohne
dich dabei wieder-
zufinden wie du dich
wiederfindest dort
am morgen nach
dem schlaf im bett
bestenfalls
parallalie - 6. Jun, 21:52
du kannst es nicht
wiederholen
ohne es wieder-
zuholen dich selbst
wiederholend ohne
dich dabei wieder-
zufinden wie du dich
wiederfindest dort
am morgen nach
dem schlaf im bett
bestenfalls
parallalie - 6. Jun, 21:32
Sich verlieren im Verlieren im Wald. Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Fast so, als äße man statt Reis nur noch die einzelnen Reiskörner. Aber es läßt sich nicht Alles in viele kleine Einheiten auflösen. Das Sehen ist kein Film, der aus Einzelbildern besteht. Auch ein Text besteht nicht aus seinen einzelnen Wörtern. Ein Wörterbuch besteht aus einzelnen Wörtern. Ein Film besteht aus einzelnen Bildern, die so gezeigt werden, daß man sie sehen kann, aber doch so, wie man nicht wirklich sieht. Der Berg bleibt oft stundenlang verschwunden. Oft ist er stundenlang zu sehen. Die Übergänge erfordern ein Auge, das den Wald zu sehen vermag, der keine Bäume hat. Das alles heißt nichts Anderes, als daß ich versuche, die Zeit zu empfinden, ohne auf die Uhr zu schauen. Die Zeit so zu empfinden, bedeutet aber Leben. Aber überall wird mir gesagt, wie spät es ist.
I saw no living thing within; naught was there but bones [die eines Wals]. Cutting me a green measuring-rod, I once more dived within the skeleton. From their arrow-slit in the skull, the priests perceived me taking the altitude of the final rib. „How now!“ they shouted; „Dar’st thou measure this our god! That’s for us!“ „Aye, priests – well, how long do ye make him, then?“ But thereupon a fierce contest rose among them, concerning feet and inches; they cracked each other’s sconces with their yardsticks – the great skull echoed – and seizing that lucky chance, I quickly concluded my own admeasurements“, und hier nun meine Würdigung: Vermessung? Eine Vermessenheit!
Uwe Nettelbeck: Wie seit 5000 Jahren, in: Die Republik 109 (2000) – Eine Würdigung eines (Melville) und seines Buchs (Moby Dick)
parallalie - 6. Jun, 20:26
in ehren halten
ihn ehrend halten
haltend ihn ehren
hallten ihm ehren
nachhaltig
hall’ ich ihm nach
ich trotze dem
und trotzdem
nicht wirklich
zu schätzen
weil keine
gängige münze
(anht er’s?)
parallalie - 5. Jun, 20:07
Le silence. – Délices du silence. – Il faut que les pensées naissent de l’âme et les paroles du silence. – Un silence attentif. Das Schweigen. – Wonnen des Schweigens. – Die Gedanken müssen der Seele und die Worte dem Schweigen entspringen. – Ein aufmerksames Schweigen. Parmi les trois étendues, il faut compter le temps, l’espace et le silence. L’espace est dans le temps, le silence est dans l’espace. Die Zeit, der Raum und das Schweigen die Dimensionen, die zählen. Der Raum ist in der Zeit, das Schweigen ist im Raum.
Das Schweigen gibt Raum, und Raum muß dem gegeben werden, wovon nicht gesprochen werden kann.
Stefan Ripplinger: Einige Ansichten unter freiem Himmel. Joseph Joubert (1754-1824), in: Die Republik 110, 2001.
Die immer wieder Überraschungen bereit hält, wie diesen Joubert. In diesem Heft. Und paßt auch zu solchen Tagen, an denen man wie Kafka vor dem Grab steht, das auf einen wartet. Aber zu sagen, daß es selbst geschaufelt sei, löst andere Bilderketten aus, die mich von Bertrand Moranes Grab sehr weit wegführen in eine schwarzweiße Bilderwelt, in der das Sterben immer einen voraussetzt, der es verursacht, und ich meine nicht den Tod.
parallalie - 5. Jun, 17:23
die steine
denen
das auge
zu (ge) hört
hört hört
parallalie - 4. Jun, 22:38
ma lasciatemi sognare
Guido Gozzano
Worüber, non saprei. Was mich betrifft. Nüchtern betrachtet, und so nüchtern, wie ein „brut“ in einem Text, wo ich „nüchtern“ erwartet hätte. Was mir auch erst hinterher einfiel. Daß wohl der / die, der’s / die’s schrieb, es auch nicht schreiben konnte, weil sein / ihr eigener Zustand dem wohl nicht so war, und er / sie deshalb ein „stocktrocken“ vorzog, das ihn / sie so aufs Trockene brachte mitsamt seinen / ihren Schäfchen. Meine Schäfchen hütet mein Aug’ und läßt sie dort, wo sie sind. Denn es sitzt sonst niemand in meinem Boot.
parallalie - 4. Jun, 22:00
es ist nicht wichtig
es hat kein gewicht
es wiegt nichts
nur so viel
wie, wenn man sagte
(basicly):
Er… tragen!
parallalie - 3. Jun, 21:48
brot gesucht
kartoffeln gefunden
ein profil
und mich
vors keksregal gestellt
die nein nein nein
die halben herzen
selbst wenn ich
ja sagte
bliebe ein sì
ungesagt
ob nur verschwiegen
ist auch nicht gesagt
parallalie - 31. Mai, 21:31
ich liege an
der anlüge
ein ein deut: ich
ein innen hält
wer zu sich geht
mittelsam
parallalie - 30. Mai, 21:16
..o..
parallalie - 30. Mai, 20:25
il fiume
si è mangiato
la roccia
du darfst
but we have
them clouds
mehr
es geht voran
sehen
parallalie - 29. Mai, 21:14
ganz diese stille
die sein tropfen
zählen kann
undicht
der wasserhahn
und dieses dunkel
das die lichter
zählen können
parallalie - 27. Mai, 22:31