Samstag, 8. April 2006

ich hatte mir vorgenommen ...

ich hatte mir vorgenommen
den fasan unten am baum-
bestandenen ackerrain
zu fotografieren

vielleich vergesse ich deshalb
immer den fotoapparat

Freitag, 7. April 2006

dir den krötenstein ...

dir den krötenstein
im niedergebrannten gezweig
mir den billigwein
im ungern gebannten geschweig
uns den ringelreih'n
auf flagrantem wandelgesteig
euch die lesepein
im reim auch genannten gegeig'

Donnerstag, 6. April 2006

es fällt vom tag ...

es fällt vom tag
ein müdes
auf das blatt
wie ein letzter
vergeblicher befehl
über mouse
oder tastatur
kurz vor dem
game over

Mittwoch, 5. April 2006

Salustius, Über die Götter und die Welt – 11,2

11,2 Das Gegenteil des Königtums ist die Tyrannei, denn in jener geht alles, in dieser nichts nach der Vernunft; dasjenige der Aristokratie die Oligarchie, denn die Macht haben nicht die Besten, sonder diejenigen inne, die unter den Schlechtesten gewählt wurden; dasjenige der Timokratie die Demokratie, da nicht die Wohlhabenden, sondern das Volk alles in der Hand hat.

[Salustius 11,1] <<>> [Salustius 12,1]
Einleitendes

Montag, 3. April 2006

[lesespuren]

Macbeth:
[...]
Mein Leben ist gefeit, kann nicht erliegen
Einem vom Weib Geborenen.
Macduff:                      So verzweifle
An deiner Kunst; und sage dir der Engel,
Dem du von je gedient, daß vor der Zeit
Macduff geschnitten ward aus Mutterleib.


Macbeth V,7

Siehe die [...] Lesespuren [Celans] in Platons Der Staat: „So hätte man z.B. die einst dem Orpheus gewesene Seele das Leben eines Schwans wählen sehen, indem sie aus Hass gegen das weibliche Geschlecht wegen des von ihm erlittenen Todes von keinem Weibe habe wollen geboren werden“ [...].

Anmerkung zu "Aber" von Paul Celan in "Sprachgitter"

Wieder fiel ihr ein Dichterwort ein: ungefähr besagte es, daß es keine schlimmere Verzweiflung gebe, als mit einem Menschen in ein gemeinsames Schicksal verflochten zu sein, den man nicht liebe, und auch das bewies, daß sie sich bemühen mußte, etwas für Tuzzi zu empfinden, solange ihr Schicksal sie noch nicht getrennt hätte.

Musil II, iii, 17

weißdorn-geblüht ...

weißdorn-geblüht
an ackers rain
umsäumet dir
springins-blick-feld

Sonntag, 2. April 2006

narni : erster : april ...

(munarni

narni : erster : april
ein : mu : die : leer'
sei : mund : sei : still
schlürfe : den : tee
mit : den : augen

auf : bambus : matten
der : tee : meisterin
kniee : ge : schlurf)

[Wo das Meer stillsteht 4,28]

Der sich rächende schmetterling

der schmetterling, den du vergiftet, hat ein menschliches antlitz
düstere pechschwarze flügel - haben gewiß ein gedächtnis
erinnern an - die weibliche verrücktheit, als er zuletzt zu dir tauchte

haß - sieht sich als blume
in den mißverständnissen eines glänzenden morgens
eine schwarze puderquaste - pudert den protzigen raum, der voll eines alptraums
wieder wartet der schmetterling an der wand, die anzuschau’n du angst hast

von deiner hand zerfetzt - findet er dich
verwandelt in einen schatten - auffällig umgeben von der stimme des windes
ein winziger mund, der dich nach dem tode beißt

gewiß gehört er jemandem - fällt rückwärts ein in den grünen himmel
je mehr du vergessen willst, desto mehr siehst du den schmetterling sich rächen

[Wo das Meer stillsteht 4,27] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,29]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Samstag, 1. April 2006

den himmel zermolken ...

den himmel zermolken
haben die sterne
und gleißen schwarz
eine milch
ins leere gefäß
der finsternis

schokoladen-
puddinghaut
der nacht
von fingern
aufgewellt

Freitag, 31. März 2006

life functions critical

lifefunctions

wien nicht ...

wien nicht
und auch nicht
der halleluja-
ringelreih'n
vorm stephansdom
und auch nicht
in der hand
die eiskalte dose
redbull

wein nicht
dein abschied
ist fare well

sekundenwort ...

sekundenwort
es schnebt *
in mein herz

trähnen-schmelze
und die schnee-
strähnen bergfern
weichen felsgrau

dein bart
so weiß schon!

schon ...

scho... **

* [titel „schneebett“ in „sprachgitter“ (Paul Celan)]
** [vgl. „Scho“ in „Ein charmanter Bauer“ von Henscheid]

was schlagen ...

was schlagen
die nachtigallen?
wer klagt
unter ihrem schlagen
wenn nicht
die farbe gelb
in deinem
frühlingsaug’
hinter blühenden
sprachgittern


das auge
es ist immer das auge
das sein licht
an die farbe verliert

forsythie

zwei sich verwuselnde kondesstreifen ...

zwei sich verwuselnde kondesstreifen : das gegenteil von kondens : im grunde : verdichten würde es sich : in umgekehrter zeitrichtung : so aber wird die welt : eines jeden : immer dichter : je mehr sie sich dem ausgangspunkt : nähert : somit das gedicht : eine implosion : sofern es denn dichten will

Salustius, Über die Götter und die Welt – 11,1

11,1 Auch die politischen Verfassungen entstehen in Übereinstimmung mit der Dreiteilung der Seele. Denn die Regierenden ähneln der Vernunft, die Krieger der Angriffslust und die Massen den Begierden.
Königtum entsteht dort, wo alles nach der Vernunft vonstatten geht und der unumschränkt Beste befiehlt; dort hingegen, wo man der Vernunft ungetrennt von der Angriffslust folgt und mehr als Einer befiehlt, entsteht die Aristokratie; während die Form, in der unter der Leitung der Begierden regiert wird und die Ehren mit den Geldziffern einhergehen, den Namen Timokratie trägt.

[Salustius 10,3] <<>> [Salustius 11,2]
Einleitendes

Mittwoch, 29. März 2006

tragen kann ich's nicht ...

tragen kann ich's nicht
dein doch
dein mal
dein denn
zu leicht ist
was die hände
auf die zunge legen

Dienstag, 28. März 2006

der erotik entspringt ein warencharakter ...

der erotik entspringt ein warencharakter : in ihrer wahren ästhetik ist erotik ware : in der das fleisch : eingewickelt : das wir vom schlachter nach hause tragen : wir wickeln es aus : und laben uns am blut : das aus dem fleische uns rinnt : wir trinken : und trinken : und wissen nicht was : : : wohin wir uns werfen : das kann nicht postuliert werden : als wohlfühl-rezept

im winde
die rose
irrt immer
die du ihm
hinhältst

stichwort ...

stichwort
goldregen
stichflamme
lenz-ent-sprossen
umlodert
den kern
gedanken-los

Montag, 27. März 2006

textleer

leer

Sonntag, 26. März 2006

[Wo das Meer stillsteht 4,27]

Glasbläser

von der zeit zerschnitten zu werden, ist einzige wonne
du wartest dein leben lang - auf das langsame wachsen von glasnägeln
in einen ozean getauchte glaswurzeln

die dunkelheit - wie alterndes blau
ein kind - berührt den tod in seinem gesicht
das unberührbare licht in einem meisterwerk
füllt das fläschchen eines vogels mit dem wasser von vier jahreszeiten

so zerbrechlich
wen die vergangenheit geformt, der springt in das, was gefroren - was behauptet ist

glasliebe - läßt den ozean schwach sich kräuseln
klingelnde glocken, eingebaut in dieses vogelnest
all dein schlimmstes - ist nur ein tag
heute ist, was vom unwandelbaren sturm als gestorben bekräftigt wird
ist, was keine zersetzung fürchtet - hält die augen fest geschlossen im sonnenlicht

[Wo das Meer stillsteht 4,26] <<>> [Wo das Meer stillsteht 4,28]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Samstag, 25. März 2006

feinsinn : fadensinn ...

feinsinn : fadensinn
scheren-umzingelt
…und sieh, mir deucht,
Der Wald fängt an zu gehn.

boten-sinn : schlage-sinn
Den Doppelsinn des bösen …
sinnen-haft : und : ha!

[Macduff kommt mit
Macbeths Kopf
]

doch fädelnderweis’
komm’ ich durchs öhr
nimmer mehr der
spitzen nadel zeit

faden dünn : fein und dünn
öhr so fein : paßt nicht rein

Freitag, 24. März 2006

was man so sucht und findet (bei mir?)

1 Suchanfrage: italienische flüche
1 Suchanfrage: Ode an den Apfel
1 Suchanfrage: " ausrutschen ohne hinzufallen"
1 Suchanfrage: Ovid Narcissus und Echo Übersetzung
1 Suchanfrage: Wasserleichen Entfernung
1 Suchanfrage: Romeo und Julia Himmel war bedrohlich schwarz

-+ spricht dein mund ...

-+ spricht dein mund
+- erwidert mein mund
einen strich
zieht der satz
der dir das rote
in die existenz
treibt

und nenne es keil

pragmatisch
unterm strich
nichts als ein
Denn bei
Adorno

[vgl. „Minima Moralia“, Nummern 10 und 11, wenngleich die 11 der voraussetzungen für mich entbehrt, aber es ist fast, als wäre es so]

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Zufallsbild

schachtel10

auch

Dieses Weblog wird vom Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht.

Blogged.com

Aktuelle Beiträge

...
an der wand der schatten der glühbirne links daneben spinnwebenreste wi e...
parallalie - 10. Feb, 21:48
Ibn Hamdîs, Diwan, XXI
Er beschreibt eine Kerze 1 Eine Lanze aus Wachs, aufrecht...
parallalie - 5. Feb, 21:30
Auf dem Damenweg
Ein Vogelflug oben im Himmel Unten im Tal am Ohr das...
parallalie - 1. Feb, 23:06
Ibn Hamdîs, Diwan, XX
Er macht eine Satire auf einen Strauß Blumen 1 So...
parallalie - 1. Feb, 19:00
Ibn Hamdîs, Diwan, XIX
1 Zu Unrecht straftest du meines Herzens Zärtekeit mit...
parallalie - 31. Jan, 21:06

Status

Online seit 7746 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 11. Feb, 14:11

Credits


Äpfelschuh'
black is black is black
che pizza!
Chemin des Dames
Cholera moribus
d-land
Giacomo Joyce
Ibn Hamdîs
ibridi
Impressum
in italiano
iste
kaefige
la torre
lyrik-lyrik
lyrisches intermezzo
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren