schönheit begreifen
schön Adj. Mhd. schœne (das Adv. s.u. s c h o n), ahd. asächs. anfr. skoni, mnd. schöne (daraus entlehnt dän. skjøn, schwed. skön, mnl. scone, nnl. schoon, afries. skene, ags. sciene, jünger scene, scyne ‘schön’, engl. sheen ‘glänzend’, got. *skaun(ei)s (überliefert nur Nom. Pl. m. skaunjai)‚ anmutig führen auf germ. *skauni-, bestätigt durch das früh daraus entlehnte finn. kaunis 'schön’. Grundbedeutung ist ‘ansehnlich’ (wie l a u t 'was gehört wird’, r e i n 'was gesiebt werden kann’): Verbaladj. zur idg. Wurzel *(s)keu-: *(s)keu- ‘auf etw. achten, merken’. Zur Bildung auf -ni vgl. g r ü n und r e i n. Germ. Verwandte sind s c h o n e n (s.d.) und ahd. asächs. skoni 'Glanz’, got. skaunei f. ‘Gestalt’, isl. skjoni ‘weißes Roß’, anord. skyn ‘Ordnung, Bescheid, Einsicht’, skynja ‘untersuchen, verstehen’. Vorgeschichte und außergerm. verwandte s.u. s c h a u e n.
KLUGE, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache [leider lassen sich hier die vokale mit waagerechtem strich darüber nicht wiedergeben]
parallalie - 21. Jul, 15:33
Nicht anklopfen - Die Technisierung macht einstweilen die Gesten präzis und roh und damit die Menschen. Sie treibt aus den Gebärden alles Zögern aus, allen Bedacht, alle Gesittung. Sie unterstellt sie den unversöhnlichen, gleichsam geschichtslosen Anforderungen der Dinge. So wird etwa verlernt, leise, behutsam und doch fest eine Tür zu schließen.
ADORNO, Minima moralia
Hypothese: könnte es nicht sein, daß in den zeiten des internet es auch heißen könnte: "den unversöhnlichen, gleichsam geschichtslosen Anforderungen der Psyche", der Personen? alles greift unmittelbar in jeweils präsente innere. nichts vermittelt, nichts erzeugt "zögern", "bedacht", "gesittung". nicht anklopfen: die offenen türen betreten, die nicht der andere öffnet, sondern die man in sich selbst öffnet, in der meinung, sie beim anderen zu öffnen, die der andere betritt, weil er seinerseits in sich eine tür geöffnet hat. jeder mit sich im anderen, daß nur ein vermeintlich anderes ist. dieses vermeintlich andere aber ist nur das, was man in sich selbst nicht wahrgenommen hat, oder nicht wahrnehmen wollte, oder vergessen hat wahrzunehmen. innenräume.
parallalie - 21. Jul, 12:03
das war die schwerste probe
sieben mütter standen vor ihm
und nur eine war wirklich
alle anderen waren schemen
und rings das land verwüstet
von feuer spei'nden drachen
parallalie - 20. Jul, 21:17
raum : das ist bewegung : kein raum : stillstand : und spreche wohl von platz : wo alles verstellt ist : ist keine bewegung : aber doch raum : solch ein vollgestellter raum : läßt sich jedoch : in gedanken durchwandern : raum : also doch bewegung : eine andere : die im zimmer vollzogene weltreise : bekannt bekannt : wann aber ist stillstand : wenn das denken : seine fixen ideen : immer höher baut : seine obsessionen : nur noch auf der stelle : sich dreht : aus a folgt b : aus b folgt a : zweidimensional : nicht raum : linie : strich : raum ist bewegung : nach b kommt c : krümmt sich zurück zu a : springt zu d : erfindet sich ein x : und füllt dieses x : mit bekannten unbekannten : und so mag es wohl : in einer ehe zugehen : der geist kommt irgendwann : über a und b : nicht mehr hinaus : die dinge im raum : der mit a und b vollgestellt ist : erlauben kein bewegen : wenn nicht ein mit der zeit : müde werdendes pendeln : kein zuhause : zuhause ist kein raum : ein bezugspunkt im raum : das ja : woraus folgt : das raum nichts architektonisches : nichts von wänden begrenztes : sondern raum als etwas : gedachtes : nein : als denken
Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Unser
Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer
schwindet das Außen. Wo einmal ein dauerndes Haus war,
schlägt sich erdachtes Gebild vor, quer, zu Erdenklichem
völlig gehörig, als ständ es noch ganz im Gehirne.
RILKE, Duineser Elegien
parallalie - 19. Jul, 09:52
hebe nur den blick
zu ihrer gestalt noch
die arme bleiben gesunken
was geworden
hebt kein arm mehr
aus seiner tiefe
parallalie - 18. Jul, 20:39
wo, grundsätze,
gründen eure pfähle,
daß, wer an euch
angebunden,
nur mehr die hände
ringen kann,
doch nichts ergreift
... und stets soll etwas sein
so und so und so und so
parallalie - 18. Jul, 14:44
Ich kann nicht schweigen. Über mich selbst brauche ich nichts zu er-fahren. Hier ist alles klar. Nein, es ist nicht alles klar. Aber der Diskurs muß weitergehen. Also ersinnt man Obskuritäten.
Samuel BECKETT: Der Namenlose
den satz sich langsam setzen lassen. alle wörter verklingen einander: klar und obskur werden zu grauer stille. es gibt aber keine stille. fortwährendes rauschen...
So, 18. Jul. 2004, 11:19
diesen meinen ersten beitrag von vor einem jahr gibt es nicht mehr, denn er wurde einst gelöscht in einem anfall von auto-läsionismus (schon wieder!), weggelassen habe ich nur ein paar kalauernde parenthesen.
parallalie - 18. Jul, 11:09
Er: die wüste lebt!
Ich: es ist zwar scirocco, aber wie kommst du darauf?
Er: durch den scirocco natürlich. nimm an, ich sei eine afrikanische heuschrecke, die er vor deiner haustüre absetzt.
Ich: dennoch ersteht mir nicht das bild einer lebenden wüste. ich denke bei wüste entweder an timbuktu oder an die bier-werbung von einst, auf der ein glas bier als fata morgana in der wüste erscheint.
Er: genau: durst ist schlimmer als heimweh.
Ich: und manch einer heiratet seine verlobte nicht, weil die hochzeitsreise nach hawaii gehen soll, es aber auf hawaii partout kein bier gibt.
Er: genau: durst ist schlimmer als heimweh.
Ich: du wiederholst dich.
Er wölbte seine lippen vor, sah irgendwie schräg nach oben in die luft und schlenkerte dabei mit einem bein hin und her, dann mit dem andern, neigte den kopf auf die andere seite, sah wieder schräg nach oben, als wolle Er durch diese Seine bewegungen und gesten etwas materialisieren. Er hörte auch sofort damit auf, als Er sah, daß ich den kühlschrank öffnete.
Er: nur peroni heute?
unbemerkt gab ich der flasche vor dem öffnen einen klaps von unten, drückte ihm die flasche in die hand und öffnete sie, bevor er auch nur pieps sagen konnte. er ließ natürlich sofort seinen kopf vorschnellen, sobald er es unnormal zischen hörte, und sein mund fing an, schaum zu schlürfen.
Er: koffschteinfflaschter? schüttelgängmadly?
Ich: du weiß doch, die straßen hier sind nicht die besten.
die flasche schien sich beruhigt zu haben. argwöhnischer blick und:
Er: l'écume des jours?
Ich: l'écume de la bière.
Er: (schüttelt mit angeekeltem gesicht seine hand, und sich zum wasserhahn wendend) sag mal, wie kommt's eigentlich, daß du heute so entspannt aussiehst?
Ich: ich aß heute in gesellschaft mit ihrer stimme.
Er: du bist pervers! alle reden von telefonsex und du treibst hier telefonfressorgien!
Ich: gleich wieder griechisch denken und an die bacchen, die zerreißenden! die herzzerreißenden herzenfresserinnen!
Er: (rülpsend nach einem riesenzug aus der flasche) boaaah...
Ich: wohl bekomm's.
Er: leistest du mir denn keine gesellschaft heute? vian schon wieder...
Ich: arachecoeur, ja... stimmt. (öffnet den kühlschrank) so, eine pulle für dich, eine für mich.
Er: du trinkst entschieden zu viel!
Ich: das höre ich öfter, sobald ich irgendwas alkoholisches in der hand halte.
Er: ich bin nur ein nichts, ich darf das!
Ich: und icke? um's mal berlinernd zu formulieren...
Er: ... 'n armet lichtchen, wo der gasmann selber weinen tut, wenn er ma' den gaszähler kontrollieren kommt... um's ma hugenottisch avec esprit zu formulieren...
Ich: je nu, die leute, die gas vergeuden, wollen sich meistens umbringen damit!
Er: wohl wahr. na, prösterchen er hatte sich die zweite flasche selber aufgemacht!
Ich: wenn du rülpsen mußt, halt dir die hand vor den mund.
Er: etepetete...
Ich: selber rülpsend
Er: lacht
Ich: etepetete... selber lachend
Er: wer lacht, entspannt sich.
Ich: also relax... laß uns auf die terrasse gehen, im kühlschrank ist noch genug stoff...
Er: gebongt...
Lange noch saßen wir unterm halbmond, lange noch ernsthaft scherzend.
parallalie - 17. Jul, 20:58
wären herzens nicht
meine laute so
saitenverkehrt
möcht' wohl als
laute dir sagen
daß du begehrt
wiewohl deine saiten
mir klingen
als wär' es verkehrt
und dennoch
sagt jeder von
seinem "entbehrt"
könnt's denn nicht sein
daß eines besser'n
micht etwas belehrt?
kryptischer nachhall von "And the angel Israfel, / whose heart-strings are a lute" - POE, Israfel [als Motto zitiert aus dem Koran]
parallalie - 16. Jul, 17:45
unvorsichtig rücksichtsvoll : rücksichtslos vorsichtig : vorsicht bezieht sich jedoch auf eine unbekannte : die nicht vorherzusehen ist
Er: unbekannte?
Ich: x, y halt.
Er: ach so...
parallalie - 15. Jul, 18:57
an straßen
auf steinstufen
halb zurückgelehnt
und in richtung
kolosseum
kostet das bier
alle hundert meter
einen euro mehr
just strolling
for one day
ground zero
positiv
parallalie - 15. Jul, 18:46
Er: pflaumen, überall pflaumen, dabei mag ich gar nicht so viel davon essen.
Ich: sind aber gut für die verdauung.
Er: ich leide nicht an verstopfung!
Ich: selbst mein rechter großer zeh ist reif wie eine pflaume!
Er: hab's gesehen... (augenzwinkernd) von wegen "reicht mir ein wörterbuch"...
Ich: es lag halt grad im wege, und mußte zwangsläufig dagegen treten, in rage wie ich war.
Er: ruhig blut, alter! ruhig blut!
Ich: es brodelt aber so in mir, wie soll ich da ruhig bleiben?
Er: hättest fast wieder klein bei geben müssen, deswegen... von wegen kurz mal einen tag in rom verschwinden.
Ich: ich werde dennoch fahren und langsam gehen. und wäre er zehnfach gebrochen. mist.
Er: sowas nennt man auto-läsionismus!
Ich: mit fremdwörtern zieren sich die doofen, der weise spricht verständlich!
Er: à la: warum denn in die ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah...
Ich: oder à la: mogli e buoi dei paesi tuoi... frauen und ochsen, am besten aus demselben dörfermief, dem du entkrochen... oder so ähnlich...
Er: mein' ja nur.
Ich: aber es gibt schlimmeres.
Er: meinen?
Ich: schlimmeres als auto-läsionismus.
Er: sicher doch.
Ich: ich erzähl's dir später außerhalb der blogosphäre. du bleibst doch noch ein weilchen?
Er: hoho!!! sowas hat er mir ja noch nie gesagt! immer nur: husch husch und pack dich.
Ich: wem soll ich's denn sonst erzählen? blöder alter ego, du!
Er: das nächste mal nennst du mich dann noch egon...
Ich: oder heinz-walter oder peter-edlef...
Er: (andeutung eines herausproustenden lachens)
Ich: (andeutung eines verschmidtsten grinsens)
Er: dann poste doch endlich diesen - wie immer - idiotischen dialog zwischen uns.
Ich: werd's gleich tun.
parallalie - 14. Jul, 17:26
und : aus dem virtuellen : zurückfallend : ein raum : wie ein kissen : unser raum : unser kissen : desorientiert vielleicht : anfangs : langsames wiedererkennen : körper ist hier : vielleicht auch einfach nur die blase : als ausdruck dessen : körper ist hier : hunger und durst : diese banalen bedürfnisse : nur die hände : wollen nicht : hier sein : sondern woanders : sie werden ganz plötzlich sehr sehr sublim : diese hände : assoziieren im spreizen : ein sich spiegelndes spreizen : peut etre : körper ist hier
Sie hât ein küssen, daz ist rôt:
Gewünne ich daz vür mînen munt,
Sô stüende ich ûf von dirre nôt
Und wære ouch iemer mê gesunt.
Swâ si daz an ir wengel leget,
dâ wære ich gerne nâhen bî:
ez smecket, sô manz iender reget,
alsam ez vollez balsmen sî.
Daz sol si lîhen mir:
Swie dicke sô siz wider will, sô gibe ichz ir.
WALTHER von der Vogelweide
N.B. "küssen steht für kissen"
parallalie - 13. Jul, 21:35
Wir, des Vaterbezirks anmutige Fluren verlassend,
Fliehen das Heimatland: Du, Tityrus, ruhig im Schatten,
Lehrest, wie schön Amaryllis, mit Hall antworten die Wälder.
VERGIL, Bucolica I, dt. von J.H. VOSS
LENTUS IN UMBRA LENTUS IN UMBRA LENTUS IN UMBRA
parallalie - 13. Jul, 20:16
rosarote geranien
mit der fingerspitze nur
den rand der blüten
leicht berühren
schad' nur
daß auch etwas asche
von der kippe
hineinfällt
in den blütenkelch
parallalie - 13. Jul, 18:19
Er: Auroren, ach!, schon längst entfleucht, es herrschet eitel Sonnenschein.
Ich: Wem sagst du's, woher die Rosen nehmen nun, die Wort', die blum'gen.
Er: Ey, so laß uns doch von Träumen reden. Habest du denn keinen gehabt?
Ich: O, des Traumes!, fast fiel ich aus dem Bette, so ruck- und rackelt' er an mir!
Er: Ey, so laß mein Ohr nicht an der Neubegierd' verhungern und verdursten.
Ich: Wenn ich noch alles wüßte: mich träumete, sie träumet' einen Berg.
Er: Hat sie's denn selber nit geträumet, daß du ihr was vorträumen mußtest?
Ich: Sie sagt, sie träume nicht, zumindest nicht des Nachts im Schlafe.
Er: Und was war das für ein Berg? Ein mausgebär'nder, ein dräu'nder Berg?
Ich: Sie sagte mir im Traume, er heiße Monte Nimal, danach dann macht' sie "s".
Als wolle sie damit sagen, der Name sei zwar so, aber sie müsse auch an "s" denken.
Er: Berg Niemals, ey schau, und wo soll denn solch ein Nimmerberg sich finden.
Ich: Muß wohl in den Karpaten steh'n, fernab in dem Rumänischen.
Er: Der steht aber nicht im Wege dann. Wär's im Slowenischen, möcht's passen.
Ich: Und mich träumete, daß sie träumete, wie sie dem Monte Nimal ein Schnippchen schlug.
Er: Tät' sie das? Und wie? Das wäre einmal interessant zum Deuten des verborg'nen Sinns.
Ich: Hier möcht' ich wohl verlegen werden: Träume und Engel sind bekanntlich haltlos.
Er: Nicht einen blassen Schimmer noch? oft ist es auch die Ahnung nur, die vage.
Ich: Sie ginge da wohl auf des Berges Spitze, und dies mit ganz besond'rem Schritt
drehte dabei in den Hüften sich, als wollt' sie drehen sich zu mir. Peut etre.
Er: Ah, da trat sie wohl dem Monte Nimal auf das Haupt, und sollest nun stolz sein auf sie.
Ich: Peut etre.
parallalie - 12. Jul, 12:25
seiltanzend
auf sicht navigieren
auf stimmenfäden
"o rocks!"
sagte der einäugige
und die vieräugige?
parallalie - 11. Jul, 18:17
teatrino
(Bild von James ENSOR)
parallalie - 11. Jul, 17:30
im wilden herzen
schaudern vor
was zu dir führt
jedes pochen
bild schon
und pocht so wild
so ungestillt
parallalie - 10. Jul, 21:38
dich buch nennen
und dich buch sein lassen
und dich buch dich sein lassen
und dich finden im buch
du mir im buch du werdend
nicht mein doch mein im dein
auch ein spazierengehen
parallalie - 9. Jul, 21:24
Salustius, Über die Götter und die Welt - 4,7
4,7 Was die verschiedenen Neigungen betrifft, eignen sich die theologischen Mythen den Philosophen, die natürlichen und psychischen den Dichtern, und die gemischten den Mysterien, weil wie in diesen Mythen auch die Initiation das Ziel verfolgt, uns mit der Welt und mit den Göttern zu vereinigen.
[
Salustius 4,6] <<>> [
Salustius 4,8]
parallalie - 9. Jul, 18:12
augen
so dunkel
wie das dunkle
das mich leitet
augen
so dunkel
sind nicht
"sad"
fragen nur
dich und mich
parallalie - 8. Jul, 17:20