Donnerstag, 7. Juli 2005

...

SAUSTEN drei Teufel über die Berge heran,
Böse Götter, von Schiwa unterworfen.
Und wie sie Manas sahen, stockten sie, faßten sich an:
"Wer ist es. Wer ist es. Ein Mensch."
Sie brausten hoch. Erschraken, erschraken furchtbar,
Gewundene zappelnde Schwaden.
"Ein Mensch mit Fleisch und Bein. Mit Knochen und Kleidern.
Er hat Grenzen durchbrochen. Sieh ihn, du.
Wer ist es. Was wollen wir tun?"


DÖBLIN, Manas

...

im unterbrechen
weitersprechen
die langen pausen
breite redewege
auf denen der wind
erzählt von dem
was ER bewegt
und was durch IHN
sich selbst bewegt

die windin die

Mittwoch, 6. Juli 2005

...

Er: schaschlik, schischkebab?
Ich: hunger?
Er: nein. habe gerade mal wieder den schischiphusch gelesen... ist denn was fertig?
Ich: nee, hab’ keinen hunger.
Er: scheische.
Ich: haschisch?
Er: schischi!
Ich: hab’ ich aber auch nicht.
Er: les dents : les chomes : seit gestern schon!
Ich: this is the coolschrank. tip. this is the du pain and this is the du vin, sofern du wasser in wein zu verwandeln vermagst. tip. beware the muffa.
Er: hidden thoughts in hide-yourself-languages... i guess...
Ich: tip!
Er: wie er klar sich gen himmel reckt, der mont chichi!
Ich: ah, du meinst...
Er: tip!
Ich holte ihm das stumpfste messer, das ich hatte, und gab ihm das älteste stück brot. Er war förmlich gezwungen, nach je fünfmal kauen ein glas wasser hinunterzukippen. seine augen sprachen bände, sein schmatzen war unerträglich. einmal erwischte es seine luftröhre. ich mußte hinterher glatt ein paar möbel saubermachen. ich sollte vielleicht sogar desinfizieren. er hatte aber einen zettel hinterlassen, auf dem stand (wann hatte er ihn geschrieben?): „ХРУШЧОВ!“ – und da Er gern zu seinen tatorten zurückkehrt – ungesehen – legte ich einen anderen zettel daneben und schrieb darauf: sciuscià!

...

s-stampfende s-rosse
s-morgens im s-halbschlaf
s-vögel s-sprechen
s-gegenzauber
s

aber
In der Frühe, da wecke sie nicht,
In der Frühe, da schläft sie so süß


s spricht s spricht s spricht s spricht s spricht s spricht

Dienstag, 5. Juli 2005

...

blaß blessiert
in deinem gehen
in deinem kommen
während du
gehst
und du
kommst
und in all dem du
immer ein du

selbst ich

Montag, 4. Juli 2005

...

illusionskreis Er heute im drehen des ventilators. optische täuschung Er heute der täuschmich und der täuschmichnicht. sowieso-Er, Er. übernächtigt im monotonen rauschen halluziniert sprechpausen, halluziniert das kurze suchen nach einem wort, lauscht sich selbst im eintönigen rauschen. akustische trance. Er. wäre darüber eingeschlafen. Er. optische täuschung indes. Er. hatte als vogel geflattert, sich selbst als viper auflauernd. Er. im golde einer stimme einer königin einer nacht sich in haltloses blattwerk verwandelnd und ihr zu füßen segelnd. und gleichzeitig – als gäbe es keine jahreszeiten – neue knospen treibend. um immer wieder neu als blatt vom baume zu fallen. wuchernd bildgeschwulst. optische täuschung. Er. ohne allen zweifel.
Er: scheibenkleister!
Ich: hä?
Er: hab’ keine lust mehr, als optischer scheibenkleister zu fungieren.
Ich: du sollst nicht fungieren, du sollst funktionieren.
Er: was’n los mit dir? rollentausch?
Ich: das hatten wir gestern schon. warum sollte es heute anders sein.
Er: daß dich...
Ich: ich stell’ gleich geschwindigkeit drei ein!
Er: nix zu trinken heute?
Ich: wasser! oder coca? oder saft?
Er: ich dreh’ lieber weiter... und ab...

...

umschleicht mich
mein lächeln jetzt
oder ist's im widerschein
ganz mondig
einer sonne abgebild
ganz leise
kommt's
ganz
leise

in dein unmöbliertes zimmer

Sonntag, 3. Juli 2005

...

Er fluktuiert. Er wieget sich im winde. Er suggeriert getreide. letzte nicht abgemähte halme. niedergeknickt vom hund. Er schwankt. Er krankt. schuld sind natürlich immer die eidechsen. reglos. solange ein schritt noch fehlt. dann hinterlassen sie einen grünen fleck. körperlos. nur der hund ist es nicht. knickt halm knickt Er.
Er (geknickt): nun erlöse mich doch schon von meiner halmgestalt!
Ich: warum? heute will ich mal fies sein!
Er: ich verspreche dir, nie wieder zynisch zu sein.
Ich: du hund!
Er: ich doch nicht. der hund, dein hund, die ..., halt der hund da, hat mich doch geknickt! nein, halt, du warst es in deiner niederträchtigkeit.
Ich: nana, ich höre schon wieder töne raus...
Er: entschuldige. wirklich, ganz ehrlich und aufrichtig und...
ich warf Ihm eine dose bier zu, so schnell hat Er sich noch nie zurückverwandelt!

...

[Wo das Meer stillsteht 3,1]

3. DER HIMMEL VERSCHIEBT SICH

Gebrochener fuß unterwegs auf der mauer

jede mauer, ob sie höher wird oder nicht, kann das meer überschauen
wird dich lehren, ohne scham zu gehen
ein gebrochener fuß ist nur ein erschrockenes gesicht
das den vom knöchel verlassenen körper anschaut
unter der klippe ein berstender klang wie dein schnarchen

auch ein regnerischer sturm hat den klang hölzerner schritte
wenn alle fenster aufgehen – ein dicht versiegelter himmel
so wie an den bäumen jedes letzte laubjahr hängt
abgesägte bäume , trächtig zu jeder jahreszeit
abgenagte vogelschwärme – kreisen hinter die endstation

das weinen eines gebrochenen fußes, ob ja oder nein, ist schweigen
einmal werden zehennägel gespenstisch blaß – tauchen ein ins glas dieses meeres
stell dir einen gefängnisausbruch vor, der nicht blutet
du gelähmt an der wand – kannst nicht gehen
doch der gehende frühling ist in die wand eingemauert

zu stein geschrumpft – das nächste nackte ungelernte wort
du sollst unterschreiben für das gelächter zweier gebrochener füße
jenes gelächter, das nicht mal im schnarchen sich legt
das meer überschaut dich, als hätte ein schrecklicher erfolg
eklige fußspuren auf deinem gesicht hinterlassen

[Wo das Meer stillsteht 2,24] <<>> [Wo das Meer stillsteht 3,2]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Samstag, 2. Juli 2005

...

den heiteren himmel
mit dunklen gardinen
bewölken
- dies denken
furchen ziehen
auf der stirne
in denen
schweiß perlt
anstelle
nein
keine
sunt lacrimae

fernes grollen
aus unbewußten tiefen

aber dort unten
gibt es keine
lautsprecher

...

knackende kosmen
schnuppende sterne
cheshire-cat-mond
weht kühlende stille
im rascheln dich an
der kaffee läuft durch

auroren gähnet noch
in des thitonus bette

Freitag, 1. Juli 2005

...

und sollte der raum
hinter der
dreihundertsiebenundachtzigsten tür
leer sein

dann hat dieser raum
auf dich gewartet

...

wer bloggt
der kommuniziert
ins leere

das hallt so schön

...

deep down

hide & silk

...

La nuict est niemands Freund.
Andreas GRYPHIUS, Verlibtes Gespenste

"Nach Rudow zu-rück-blai-benn!", hinter seinem, Bruno Lampes, Rücken schlossen sich, klack, die automatischen Türen, und während der Zug sich anschickte, den U-Bahnhof Mehringdamm zu verlassen, bemühte sich seine Rechte, ihm so etwas wie Halt zu geben; im Verein mit der Querstange, die sich über die mittlere Sitzreihe hinzog, welche, gleich den anderen grüngepolsterten Pfühlen dieses subterranen Verkehrsmittels, durch die Bank weg restlos mit abendlichen Fahrgästen okkupiert war; auch war er mitnichten der Einzige, welcher stehenden Fußes diesem Transport sich hatte überantworten müssen. Doch nur flüchtig hatte er gewagt, seine, des warmen Julitages wegen mehr oder minder leicht bekleideten, und unter diesen im besonderen jungen weiblichen Mitreisenden in dieser stickeschwülen Luft einer näheren Betrachtung zu unterziehen, der irrigen Annahme zufolge, zur Schau gestellte Teilnahmslosigkeit vermöchte am ehesten Gewähr dafür zu leisten, einen lässigen, unbefangenen, souverän sich zu lenken wissenden oder, einen Ausdruck unserer jungen, allem, war nur immer sich auf das Begriffspaar 'Gefühl und Härte' reduzieren ließ, zugetanen Generation zu gebrauchen, coolen Gesellen aus ihm zu machen, kurz, das zu sein, was er trotz aller Mühwaltung keineswegs ausstrahlte; er, dem so sehr die partnerschaftliche Partizipation eines ihm in den Fährnissen des Alltags inneren Halt gebenden und Stütze seienden Menschen fehlte, und was mit 'Paar' sich nich in Verbindung bringen ließe. Einschließlich eines Paars neuer Schuhe, denn seine weißen Leisetreter zierten vorn über den großen Zehen zwei schlecht mit 'Collonil Combi White' kaschierte, und also rosa durchschimmernde kreisrunde Hansaplast-Strip-Pflaster, die jeweils darunter sich befindenden Löcher, verursacht durch allzulang unbeschnitten gebliebene Zehennägel und seine Angewohnheit, im Zustande der Nervosität besagte Zehen in schnellem Rhythmus auf und ab zu bewegen, halbwegs zu verbergen. Was ihm des weiteren Unbehagen bereitete und einer gewissen Verschwitztheit bei ihm Vorschub leistete, war, daß er seine Jacke aus blauem Popelin trug, in deren Reißverschluß etliche Lücken klafften, und die innen für den Sommer etwas zu dick, für den Winter aber etwas zu dünn gefüttert war, er hatte jedoch nur diese. Weshalb er sie trotzdem anbehielt? Weil unter seinen Achseln der Schweiß wütete, und er, die Eigenschaften seines graugefärbten Secondhand-Hemdes, an dessen Kragen-Innenseite immerhin ein 'van Laack', wenn auch nur ihm, Markenqualität suggerierte, kennend, nicht wollte, daß man ihn schon aufgrund des bloßen Augenscheins der Transpiration überführe. Zwar rieb er seine Nase kurz am rechten Ärmel, um unauffällig einmal schnuppern zu können, doch hatte er keinen solch sensiblen Riecher, daß er in all dem Dunstgewabere die ganz spezifische Sfumatur der chemischen Zusammensetzung seines Körpersekrets zu unterscheiden vermocht hätte. Was ihn einesteils beruhigte, aber: Wer seines Schweißes genießen will, muß ihn warm zudecken. Die Tatsache nämlich, daß er seinen rechten Arm in die Höhe reckte, hatte eine ziemliche Ausbuchtung der betreffenden Jackenhälfte zur Folge, welche dergestalt all den gnadenlos indiskreten Augen - das sie's waren, stand für ihn sowieso von vornherein fest - ungehindert Einblick gewährte in seine gleichsam dunkel vor hinfeuchtende Intimsphäre.

[und dieses war der anfang zu dem, und dazwischen klaffte und klafft ein großes loch]

...

Poet. Such', was dir fehlt, bey Tag, der unbezahlt dir scheint; Die Nacht im schwarzen Flor ist niemands Freund.
SHAKESPEARE, Timon von Athen

vermißest du dich wieder?
nachdem die nacht dich wieder
ausgesetzt im weiten meer
des wachseins?
es träumet nur der schlaf
doch schönes auch nicht immer
es träumet überhaupt
das ein' das andre weg
eifersücht'ge träume!

the night a blackboard
schreib! lösch aus! schreib wieder!
und wenn's das immer gleiche

wer sich vermißt
muß hundertmal schreiben:
ich und ein gedicht
dann in augen sich verlieren
doch nicht vorm spiegel

Donnerstag, 30. Juni 2005

...

der himmel
gewittergrau
gesponnene seide
regen
du hast heute
so große
dunkle augen
mirlitonnades
and all the tonnerres

vom Flüsterwort durchtrennt
das keine Vergangenheit kennt


weiße tränen
weintest du heute
gestern
waren's schwarze

...

Ich: zu tisch, zu tisch.
Er (hechelnd): hm, lecker, fisch!
Ich: ça biche?
Er: schon fertig? hier, die postbotin gab mir diesen wisch.
Ich: was hast du mit der postbotin am hut? und immer gleich so hastiche!
Er: hast deinen französischen heute, wie? na gut: je veux le fiche!
Ich: was für ein umschlag! fast schon verschwenderisch!
Er: nicht anbrennen lassen. gegen angekokeltes bin ich allergisch!
Ich: hat dich jemand eingeladen? iche beschtimmt niche.
Er: die zweimannpackungen aus dem supermarkt sind eh zu viel für diche.
Ich: ooooo! susette! hat geschrieben: nein! ich und selfish?
Er: (beiseite) in der tat, selfish und ekelhaft egoistisch!
Ich: setz dich und isch!
Er: o danke! ein bißchen salzisch!
Ich: salzwasserfisch...
Er: und la susette, tinne tinne, pas de küsch küsch?
Ich: noch ein wort, und mit dir bin ich fertiche...

[pour le plaisir]

...

Salustius, Über die Götter und die Welt - 4,6

4,6 Die gemischte Art findet man in vielen Mythen und vor allem in der Erzählung vom Göttermahl, als Discordia den gold’nen Apfel warf. Die Göttinnen wetteiferten um ihn: drum sagt man, Zeus habe sie zu dem Paris geschickt; und dem erschien die Aphrodite schön, der er den Apfel reichte.
Wohlan, in dieser Erzählung bezeichnet das Mahl die überweltlichen Kräfte der Götter, weshalb sie versammelt dargestellt sind; und der gold’ne Apfel die aus den Gegensätzen hervorgegangene Welt, von der es ganz passend heißt, die Discordia habe sie geworfen. Und da die Götter um die Welt Sorge tragen, der Eine so und der Andere so, scheint es, als stritten sie des Apfels wegen; bis dann die Seele, die ihrer Empfindlichkeit gemäß lebt (denn dies ist in Wirklichkeit des Paris Identität) und weil sie in der Welt keine andere Macht sieht als die Schönheit, sagt, der Apfel stehe der Aphrodite zu.
[Salustius 4,5] <<>> [Salustius 4,7]

Mittwoch, 29. Juni 2005

...

wind
bläht die hose
schmiegt sich erst
an die unterseite
des oberschenkels
läßt sie dann flattern
nach hinten
hebt das t-shirt leicht an
krault den bauch
dann den rücken
wind

und wärst du sturm...
ich fiele nicht um
weil ich mich
dich umarmend
gegen dich stemmte

wind

...

vor einer türe stehen
deren gesicht du
noch nicht kennst

und ich halte die augen
geschlossen

dann
ganz
plötzlich ...

ertrinken

Dienstag, 28. Juni 2005

...

Ich: das ging aber schnell, aber bier statt wein?
Er. bin halt kein Bacchus.
Ich: und ich keine Ariadne. jedenfalls nicht für dich, sofern ich...
Er: ...so tun könnte, als ob ich eine frau wär’.
Ich: immer alles vorm mund wegschnappen!
Er: trink lieber dein bier, dann gibt das mehr stoff für deine selbstgespräche mit ihr.
Ich: mit wem?
Er: du heiliger antonius! tust du nur so, oder bist du wirklich so tumb?
Ich: tschuldigung! ich trau’ niemandem über den weg ... und dir schon gar nicht!
Er: in italien da war mal ein geier / der aß am liebsten gebratene eier / doch dann kam ne mail / und er wurde ganz pale / von da an hatte er paranoia
Ich: hmpffff!
Er: verschluckt?
Ich: nö.
Er: (klopft mir auf den rücken)
Ich: hustwürgräusper.
Er: byebye, have a good time, und denk drüber nach...
Ich: worüber?
Er: raunt schiene raunt schiene raunt schiene...
Ich holte zu einem tritt aus, aber Er war schon verschwunden. von ferne hörte ich ihn noch einmal rülpsen. irgendwann muß ich eingeschlafen sein auf der steinstufe, denn plötzlich wachte ich auf vom bellen des hundes.

...

awakeningfs

mornful

...

Er: wieviel kilometer?
Ich: wieso? ich sitz’ doch.
Er: seh’ ich.
Ich: und?
Er: das gibt sitzfleisch!
Ich: hab’ aber nicht zugenommen.
Er: wirkst sogar abgemagert.
Ich: o, danke!
Er: dein schritt tänzelnd.
Ich: hä?
Er pfiff vor sich hin, schnappte sich den rest peroni-bier und ließ mich auf dem trockenen sitzen, wie einst Theseus die Ariadne auf der insel Naxos.

...

Wer kein Haus sich baute –
War nicht der Erde wert.

Wer kein Haus sich baute –
Wird nicht Erde werden:
Verstroht – wird zu Asche...

– Ich baute kein Haus.


Marina Cvetaeva (deutsch von Eric Boerner)

...

Von vier Uhr bis sieben

Im Herz, wie im Spiegel, ein Schatten,
Auch unter den Leuten – alleine geblieben...
Der Tag geht nur langsam von statten
Von vier Uhr bis sieben!
Ich brauch keine Menschen – sie lügen
Und werden grausam bei Dämmerung.
Ich könnte weinen. Zur Schnur
Haben die Finger das Tüchlein gewrungen.
Hab ich dich beleidigt – verzeih,
Doch bitt ich, mich nicht zu betrüben!
– Ich spüre unendliche Traurigkeit
Von vier Uhr bis sieben.


Marina CVETAEVA (deutsch von Eric Boerner - dessen Seite ein Besuch wert ist)

cvetaeva

(wieder erinnert an sie hat mich Hydra)

...

alle türen
führen
in die räume
in denen
du bist
die in mir
ist

Montag, 27. Juni 2005

...

alle herzen
wenn man sie zeichnet
haben eine kerbe
oben in der mitte

meins hat keine

...

[Wo das Meer stillsteht 2,24]

Biographie

6. Gelesen und doch ungelesen

nur der tod überliefert – in sprache fallender schnee
nur ein mund wird einer jammernden mutter überliefert
so wie ein himmel hilflos wie ein atemwettbewerb
läßt eine zikade dich mißtönend werden
august – mit den geschwollenen toten angefülltes grün

nur einsamkeit – kann glas gravieren
einsamkeit verdoppelt sich, wenn alle in einen körper gezwängt werden
läßt dich vor der zeit altern
ein im vergessen schlafendes gedicht schläft auch auf schatten

nur sich treiben lassen – dann kann jeder von euch einen anderen
in sein leben schreiben – jedes jahr im sommer
fällt ein toter mann in den grünen schnee auf den kiefern
wieder tropft sand der schwarzen nacht
jeder tropfen ein tagesanbruch – wiederholt eine abgenagte erfahrung

[Wo das Meer stillsteht 2,23] <<>> [Wo das Meer stillsteht 3,1]
Text nach YANG LIAN, Dove si ferma il mare

Sonntag, 26. Juni 2005

...

inspirritation : glühwürmchen : milchstraße : zigarettenpause : schulterklopfen vom ventilator : dann : noch 22 seiten : inspirritation
spiritation: motten : davon zwei schon tot : unter der lampe : mücke auf dem bildschirm : schluck prosecco : dann : noch 18 seiten : spiritation
piratenaktion : dem strom licht entwendet : treppabtreppab : rauchen : hundegebell : rauschen : schluck prosecco : dann : noch 16 seiten : piratenaktion
visitation : schemen : straboglotzaugen : grillen strotzen zirpen : nach wie vor : frösche quaken drein : horch : dann : noch 12 seiten : visitation
kaffeination : bullaugen : zementkopf mit elektroden unter strom : knarrender stuhl : insektenjogging auf dem schreibtisch : schluckkaffee : dann : noch 8 seiten : kaffeination

acht haben sich im schacht
verlacht und laut verkracht
nacht war's, keiner stand wacht
macht nichts - wurden umgebracht

dormitio : eingepennt : sonnenaug noch nicht : kaffee schon wieder : davon einen schluck : dann : noch 4 seiten : dormitio
resurrectio : und weg den mist! : resurrectio

wie er einmal eine nacht damit zubrachte, den abgabetermin für eine übersetzung auch ja einzuhalten

...

handtiere

handtiere

...

deine worte
säumen raum
this is the the way
to the museyroom

bau’ mir raum
in deinen worten
willing : done
im dehnen
im schrumpfen
der wände
schaum der tage
wehgenuß

...

- Que savez-vous faire? demanda le directeur.
- J'ai appris des rudiments..., dit Colin.
- Je veux dire, dit le directeur, à quoi passez-vous votre temps?
- Le plus clair de mon temps, dit Colin, je le passe à l'obscurcir.
- Pourquoi? demanda plus bas le directeur.
- Parce que la lumière me gène, dit Colin.


Boris VIAN, L'écume des jours

Samstag, 25. Juni 2005

...

Salustius, Über die Götter und die Welt - 4,5

4,5 Die materialistische und letzte Art ist die vor allem von den Ägyptern aufgrund ihrer Roheit angewandte Art. Denn sie glaubten, die Körper selbst seien Götter, und nannten die Erde Isis, das feuchte Element Osiris, die Hitze Typhon; oder – um weitere Beispiele zu nennen – Chronos das Wasser, Adonis die Ernten, Dionysos den Wein. Nun zu sagen, daß diese Dinge den Göttern heilig – wie auch die Pflanzen, Steine oder Tiere –, zeigt den Verständigen; sie nun Götter zu nennen, beweiset aber den Unverständigen. Es sei denn, er mache es wie wir, wenn wir allgemein die Sonnenkugel und die Gesamtheit ihrer Strahlen Sonne nennen.
[Salustius 4,4] <<>> [Salustius 4,6]

Freitag, 24. Juni 2005

...

reise ins vergessene innere
raunt schiene
des vergessens
raunt schiene
reisendes raunen
reise zu dir

denn im erinnern
bewohnt dich schmerz
und hält dich zurück

[My wheel is in the dark!
I cannot see a spoke
Yet know its dripping feet
Go round and round.

My foot is on the Tide!
An unfrequented road -
Yet have all roads
A clearing at the end -

Some resigned the Loom -
Some in the busy tomb
Find quaint employ -

Some with new - stately feet -
Pass royal through the gate -
Flinging the problem back
At you und I!


Emily DICKINSON, 10]

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