Sonntag, 27. Februar 2005

...

in die tasse schauen in der
kalter kaffee schwappt
dieweil die treppe
herauf brandet mozart
und tropft wieder zurück
von den innenwänden
in den wachen schmerz und
klingt dabei so seltsam hell

Samstag, 26. Februar 2005

...

motorsägengeschrei
aus dem wald
am hügel gegenüber

das krachen der äste
immer dann
wenn sie schweigen

Freitag, 25. Februar 2005

...

algida
















eisig ein mond
flimmernd zur nacht

[algida la luna
a notte tremula va]

Mönch Kuan Hsiu

Donnerstag, 24. Februar 2005

...

schlechte mutter zeit
willst mich nicht einmal gebären
bin drum kein sohn der zeit
und hock' als lurch im leeren

[als er nicht umhin konnte, sich der notwendigkeit klar zu werden, die nacht durcharbeiten zu müssen]

Mittwoch, 23. Februar 2005

...

sobald der wind über die felder dröhnt
und die bäume in peitschen verwandelt
geht es wie ein singen durchs ganze haus
als wollte alles was still liegt und steht
fortgetragen werden und fern von mir
endlich klirrend und splitternd als opfer
der göttin der dinge sich darbringen
die da sitzet im himmel der dinge
und die da heißet zerstör- und verheer-
und verwüstung – aber ein feste burg
mag wohl auch sein die UNSRIGE – die da
heißet hauß genennet zuweilen auch
ein obdach als da ist ob ein dachstuhl

Dienstag, 22. Februar 2005

...

Ich: wo finde ich denn den safran?
die kassiererin zeigte auf das kleine regal kurz vor der kasse, mit den süßigkeiten fürs zugreifen beim warten vor der kasse: "da, gleich neben den schokoladeneiern."
da aber in derselben richtung - nur weiter weg - das spirituosenregal stand, schaute ich verdattert in die ferne (warum in die ferne schweifen, wenn das gute liegt so nah)...
Er: ätsch!
und zeigte mit seinem rechten zeigefinger auf das große loch, um das monoton meine gedanken kreisten. in der anderen hand hielt er wedelnd einen polyedrischen flicken. nicht klar war, ob er die lösung parat oder das dilemma erst hervorgerufen hatte.
endlich entdeckte ich den safran und ging ans bezahlen.
Ich: hier bei ihnen ist aber mehr schnee liegen geblieben als bei uns.

Montag, 21. Februar 2005

...

leicht verschneit die berge
rings um die stadt und
auf dem leeren platz vor dem rathaus
kleine pavillons mit plakaten
gegen die schließung der stahlwerke
für die freilassung der journalistin
daneben die säule mit den kinoplakaten
The Forgotten Mi presenti ai tuoi?
Il mercante di Venezia
am kiosk zeigen sich schüler
die zeitschriften die sie kaufen würden
aber der zeigefinger (index) verwandelt
die sätze in einen indikativ:
„das kauf’ ich mir“
die meisten geschäfte geschlossen
montags am vormittag

sich zeit lassen und tänzeln
mit den ein oder zwei leuten
die nicht wissen ob sie rechts
oder links an dir vorbei sollen

Sonntag, 20. Februar 2005

...

im nieselregen
übers feld stiefeln
zu den kahlen eichen
auf der andern seite

im grase dann
wisch’ ich mir
den weg zurück
von den sohlen

Samstag, 19. Februar 2005

...

schreien müßt' ich wohl : mich zu wecken
und hör's auch schreien in mir : doch alle wege
zwischen "ich will's" : und "ich schrei"
verlieren sich im : ich brauche die angst
daß jemand : an die tür da klopft
aber : kein klopfen : klopft : an die : tür
so aber weiß meine angst nicht : wovor
meine angst : sich ängstigen soll
kein klopfen : niemand ist's : der klopft
und das gefühl : ich hätte keine stimme mehr

ausgehend von einer stelle aus: Fernando PESSOA, O Marinheiro (in der ital. Übersetzung von Antonio TABUCCHI)

Freitag, 18. Februar 2005

...

die nachrichten vom letzten menschen müßten mit der meldung beginnen : „plötzlich war kein strom mehr da“ : ...und wollte mich : prometheus : nennen! : (Hast du die Schmerzen gelindert : Je des Beladenen?) : aber nach deinem bilde : formtest du mich : du konntest nichts dafür... : und trag’ dich : (ich kann nichts dafür) : in mir : (und will es doch nicht) : und trag’ deinen namen : (ich kann nichts dafür) : sieh, wie er stolz den strom uns bringt : (Ein ewiger Strom : und : Aufwärts an deinen Busen, : Alliebender Vater! : nicht?) : ohne den wir nichts vermögen : wie so zufällig dein verdienst!

land-e

[ödipale ergänzung zu vorigem]

Donnerstag, 17. Februar 2005

...

"Wie ich meiner Mutter Kleider anzog im Schlafzimmer, mich vor dem Spiegel-Triptychon postierte, die beiden Außenflügel nach innen klappte, und so in das unvollkommene Spiegeldreieck spähte, mich selbst [von verschiedenen Seiten gesehen] vervielfältigend." [Objekt und Subjekt zugleich]

(beim Blättern in alten Papieren)

...

halb weckten mich
halb schwemmten mich fort
als ich dich spürte
schlaf und das berühren
deiner haut und war doch
eingespannt in traumeszwinge
daß meine haut
von deinen lippen
sich schnitzen lasse
schöner dann zu landen
an deiner hände strand
und von einem wieder
zum anderen wieder
mich treiben zu lassen

Mittwoch, 16. Februar 2005

...

konzentrisches nichts
wie im haiku
die wellen
im teich

grad eben
noch sprang
das bild eines
frosches hinein

Dienstag, 15. Februar 2005

...

ERSTE TOTENWÄCHTERIN: Die Stunde hat nie geschlagen.
ZWEITE TOTENWÄCHTERIN: Wir konnten's nicht hören, hier gibt es keine Uhren. Bald wird Tag sein.
DRITTE TOTENWÄCHTERIN: Nein, der Horizont ist schwarz.
ERSTE TOTENWÄCHTERIN: Möchtet ihr nicht, ihr meine Schwestern, daß wir uns unterhalten und erzählen, was wir waren? Das ist so schön und immer falsch...
ZWEITE TOTENWÄCHTERIN: Nein, lieber nicht davon. Und überhaupt, waren wir denn was?
ERSTE TOTENWÄCHTERIN: Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber schön ist's immer, von der Vergangenheit zu reden. Die Stunden sind dahingeschmolzen und wir saßen schweigend. Ich selber schaute in die Flamme jener Kerze dort. Manchmal zittert sie, manchmal wird sie gelber, manchmal wird sie blaß. Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber wissen wir vielleicht, ihr meine Schwestern, warum die Dinge so sind?...

Fernando PESSOA, O Marinheiro (nach der ital. Übersetzung von Antonio TABUCCHI)

...

ihn fortkratzen
sobald sich schorf
gebildet auf den knien
seit sie wund vom fall
und beobachten wie
aus roten punkten
dunkles blut in
worte sich ergießt

Montag, 14. Februar 2005

...

vergrifflichkeit einer eintretenden aufrichtsbehaltung eines aktiv ordinären vorbiegers eines wiederalso

während also die eingriffe der ordinären aufrechterhaltung wieder eintreten in die aktivität
während also die aufrechterhaltung wieder in die aktivität eine ordinäre treten (eingriffe?)
also die erhaltung des aufrechten wird ordinäre aktivität während eine wieder (betreten verboten)
ordinär gesehen, erhalten die aufrechten die aktivität während eines verbotenen wiederbetretens
vor wiedereingriffen betretene aufrichtigkeit wird während einer verbotenen aktivität ordinär erhalten
vorgriffe auf wieder eintretende beaufrichtigungen wären ordinäre vorboten einer aktivitätserhaltung

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