ich bin mit laralias anwürfen nicht fertig (wer weiß, ob je?):
(...) zeigt Sie als feigen Menschen, der immer den Anderen, die was tun, die Schuld gibt für das, was Sie selbst aus Feigheit oder Bequemlichkeit oder diesen und jenen unerkennbaren Umständen gerade nicht tun
ach, parallalie, Sie sind schon wirklich ein bedauernswerter Mensch (...) [die rede ist von den kommentaren und der deaktivierten kommentarfunktion]
wenn ich hier etwas schreibe, was mich angeht, dann tue ich etwas, wenn dann andere ihren senf dazugeben, dann können sie das gerne tun, aber es geht mich nichts an... darauf zu antworten, hängt von vielerlei ab: von der art des kommentars, von der mir zur verfügung stehenden zeit (ich arbeite auch, um geld zu verdienen - ich lasse die brötchen mal beiseite, sonst assoziieren sie gleich wieder ihren bösen bäcker-vater (so entstehen tabus)), von meiner jeweiligen stimmung: auf jeden fall dürfte es in meinem weblog wohl in meinem belieben liegen, darauf zu antworten oder nicht. oder dürfen sie, laralia, mir vorschriften machen, wie ich mich in meinem weblog zu verhalten habe?
all dies hatte ich nicht gewollt. aber so sehr von einer einzigen person in beschlag genommen zu werden, halte ich nicht aus. zumal in diesem kontext, der wahrlich nicht dafür angelegt wurde, im tandem zu schreiben. ich will und ich wollte das nicht! auch wollte ich nicht grundsätzlich ohne kommentare leben... sie sollten eben nicht so larifari und aus der assoziativen grabbelkiste daherkommen...
das eben ist auch so ein defekt von laralia: ihr ist es scheißegal, wo sie schreibt, hauptsache es ist eine kommentarfunktion da: auf die sie als vermeintliches recht pochen kann.
parallalie - 26. Nov, 19:19
jemanden zurechtweisen : das heißt jemanden einzäunen : nicht in SEINE grenzen : sondern in das auschwitzgehege : des gemeinen denkens
daß dabei persönlich erlittenes unrecht : ins spiel kommt : rechtfertigt nicht : daß dann das unrecht weitergegeben wird : um weiteres unrecht zu erzeugen
wahrscheinlich erzeuge ich selber dadurch unrecht : ich versuche zu relativieren : wenigstens das
guter Mensch!
parallalie - 26. Nov, 18:46
dumpf moralisierend, wie Sie sich präsentieren
parallalie - 26. Nov, 17:09
Variante zu RILKE:
Ich ekel' mich so vor der Menschen Wort
parallalie - 26. Nov, 15:52
ach, parallalie, Sie sind schon wirklich ein bedauernswerter Mensch.
was würde Ihnen Kraft geben, wenn Sie kein Mensch mehr bedauern würde?
nun, ich könnte immer noch mich selbst bedauern...
parallalie - 26. Nov, 15:49
schwer zieht mich
erdenschwere
geknüpft in regenfäden
die sich erdschwer
fädeln in
erdenschwere
kein aufwärts
nur abwärts
ein
down down down
aber kein
down under
parallalie - 26. Nov, 15:47
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn, und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Rainer Maria RILKE
parallalie - 26. Nov, 15:36
gut aber läßt es sich ruhen : auf gepfühlen : solang' einem das kopfkissen nicht fortgezogen wird : schlafet allzumal : solange ihr lebet : werdet ihr immer wieder wach werden müssen
parallalie - 26. Nov, 13:43
spontane floskel : es geht den bach runter : heißt doch nur : daß ich etwas in den bach geworfen habe : damit es den bach runter geht : und ich mich im "alles fließt" : spiegelnd : rechtfertigen kann : für : was? : für mein handeln und wandeln : (zeigefinger Adorno: Die abscheulichsten Clichés sind vielmehr Wortverbindungen von der Art, wie Karl Kraus sie aufgespießt hat) : verborgen dahinter "handel und wandel" : (was darf's sein? : kommse näher kommse ran : hier wern se genauso beschissen wie nebenan) : wobei auch "wandeln" : ein sehr zweideutiges verb : gehe ich spazieren oder verändere ich? : nein, also für : die art : mich zu verhalten : zu reagieren : und dann mich selbst : darob : zur ordnung zu rufen : (floskel!) : zu tadeln : mich nicht schon zu bedauern : sondern lediglich zu bemitleiden : bemitleiden? : zu : sagen wir : zu verrühren in der salzigen suppe der realität : die ich am liebsten ausspuckte : so salzig ist das : und darum geht das : was ich dem bach übergab : ebendenselben hinunter : auf nimmerwiedersehen : aber mitnichten auf nimmerwiederdenken
parallalie - 26. Nov, 11:11
teutschland lutschende flutsch : husch husch : land wo „guter mensch“ gesagt wird, um zu verunglimpfen : utschland : zum heile der volksseele : „gutmensch“ : beharrt journaille : harren des mordens : rechtrechtrechts : links = unrecht(s) : vereinskarnickelmeierei : immer im verein und nie allein : kein parallalie-verein : nein! : parallalie-ich : ja! : gutter mönsch du kehrst so stille : jawollja : hacken zusammen : dürfen se nich : sollen se nich : geht se nix an : lutschland lutscht mit ellbogen : kräftig stoßen : nich feige sein : immer mut mut mut : autschland auch : hirnverbrannte wehwehchen : rehklahme „perché io valgo“ : wertheim : wertes heim : preiswert : unwerte schreibe : unwerte kunscht : kunschte ma sehn : hacken und kreuz : „ich verbiete ihnen“ : „ich fordere sie auf“ : Heinrich Dumpfmoralmayer : dumpf’m mer allsamm’ oral : huch, die bösen! : huch! die buben! : alles putt machen : alles putt : dumpf’m mer allsamm’ oral : hack’n zusamm’ : schreibert schrebergärten er : schrebert gartenschreibe er : schreibgaraus machen : garausgeschreibmaschen : guter mensch du gehst so stille : müssen auch wohl utschen das land : flutschet nicht so recht : leistung bitte : antworten bitte : auf allen scheiß : antworten bitte : karrussel mit neger = dreckschleuder : hört man in utschland sagen : unmenschen immer die anderen : die deutschen sind die einzigen menschen : gut’ nacht marie : die deutschen sind die einzigen menschen, denen gute menschen ein greuel : dürfen se nich : können se nich : sollen se nich : sie sollten lieber : machen sie das doch so : können se nich anders? : nee!
da der text, auf den sich das obige geschreibsel indirekt bezog, gelöscht wurde (wofür ich danke!), ich aber dennoch nicht grundlos irgendwas daherquatschen will, setze ich den betreffenden, gestern noch kopierten passus, hierher:
"Versuchen Sie doch nicht, sich wichtig zu machen, indem Sie sich kommentierend einmischen in Geschichten, die Sie nicht kennen können, und nicht einmal kennen sollen, dumpf moralisierend, wie Sie sich präsentieren, guter Mensch!
Nebenbei und überhaupt:
Die Tatsache, dass Sie ihr weblog für jeglichen Komentar gesperrt haben, inclusive der früheren Tatsache, dass Sie auf Kommentare nie ["nie" ist nie korrekt! - Anm. von mir] geantwortet, geschweige denn sich gegen Kommentare ausdrücklich gewehrt haben [nicht ausdrücklich gewehrt? also muß man in deutschland immer gleich mit füßen in den arsch treten, um verstanden zu werden? - Anm. von mir], zeigt Sie als feigen Menschen, der immer den Anderen, die was tun, die Schuld gibt für das, was Sie selbst aus Feigheit oder Bequemlichkeit oder diesen und jenen unerkennbaren Umständen gerade nicht tun
ach, parallalie, Sie sind schon wirklich ein bedauernswerter Mensch.
was würde Ihnen Kraft geben, wenn Sie kein Mensch mehr bedauern würde?"
ich verschweige lediglich, wer's geschrieben hat... mehr nicht.
parallalie - 25. Nov, 11:50
was soll ich hier desavouieren und verpetzen? alles quatsch!
Alles Geschriebene bisher quark
Robert WIENES
keinen quark breittreten : will ich : un' will ich
parallalie - 24. Nov, 21:25
wer mit worten verletzt, begeht zwar keine körperverletzung, aber einen rufmord.
parallalie - 24. Nov, 21:22
s.c.h.w.e.i.g.e.n. i.s.t. a.u.c.h. e.i.n.e. a.n.t.w.o.r.t.
parallalie - 24. Nov, 21:09
laß mich in ruhe, sprach die klette zum pullover
parallalie - 24. Nov, 19:11
november
sonnenlose tage
ein jeder eilt
durch die straßen
ohne umwege
zu sich nach haus’
(auch das gedicht eilt durch die zeilen und "ohne umwege" zu glatt an sein allzu versöhnliches ende : gefällt mir nicht.)
flotter vierzeiler
zeile um zeile
eilt das gedicht
seinem ende
entgegen
Archiv (30.05.2001) |
parallalie - 23. Nov, 16:09
draußen dunkelt novembernacht : und als hätte ich stets mein zimmer um mich : wo ich steh’ und geh’ : (ein wandelndes parallelepipedon) : legt sich zwischen zimmer und welt : immer ein doppelfenster : an dem ich zwar meine nase plattdrücken kann : durch das ich aber meine hand nicht stecken : und nicht ausstrecken kann : so mag’s wohl einem fisch : in seinem aquarium gehen : (auch so ein rand der welt)
in diesem zusammenhang mag vielleicht diese meine übersetzung das thema bereichern:
http://www.geocities.com/aristipp.geo/kuesse/dossi.htm.
parallalie - 22. Nov, 18:48
Typischer Fall von Parallalie:
Ich überlegte, daß ich mir doch Äthylalkohol kaufen und ihn dann mit irgendwelchen anderen Flüssigkeiten vermischen könnte: alles schön auf die Alkoholprozente abgestimmt : 10% oder so, damit ein Grundpegel vorhanden ist (käme evtl. billiger). Schlage dann Pynchon „Die Enden der Parabel“ zwecks Weiterlesens auf der mit dem Lesezeichen markierten Seite 272/273 auf und finde folgenden Satz:
„Gwenhidwy trinkt gern und viel, meistens Äthylalkohol, den er sich zu sagenhaften Wahnsinnigen-Wissenschaftler-Gebräuen zusammenmixt, abwechselnd mit Rindfleischbrühe, Johannisbeer- oder Hustensirup, mit bitteren, rülpsenmachenden Infusionen aus Valerianswurzel, Beifuß und Frauenschuh [Äpfelschuh’! – Anm. von mir], was er halt gerade zur Hand hat.“
Dies sind die staunenswerten Dinge im Leben! („rülpsenmachenden“ gefällt mir wenig als Übersetzung für „belch-gathering“ , also eher „Rülpser ansammelnden“ (sehr gefällt mir das englische Original für „Beifuß“: „motherwort“!))
parallalie - 21. Nov, 21:53
ja is gut ja ich lebe noch ja doch guck doch einfach öfter rein weil wenn ich nix schreib dann leb ich nich weil wenn du siehst daß ich nix schreib sagen wir mal für länger dann kann ja sein daß ich irgendwie verhindert oder irgendso'n infarkt oder iktus oder was weiß ich da lieg ich dann und kann mich nich rührn auf dem steinernen fußboden und komm nirgends ran und dann kann ich ja hier nix schrei'm und also wenn du siehst daß ich hier was schreib' dann lieg ich nich auf dem boden und japse mir letzte züge in die lungen und also schreib ich doch und weil ich doch dann schreibe dann lebe ich doch also guck öfter rein tu das ruhig kann ja nix schaden
parallalie - 21. Nov, 19:38
der tag so weit
wie das auge reicht:
bis zum rand der welt
dahinter das reich
der erinnerung
ein sich ständig
neu knüpfender teppich
(nach einem spaziergang)
parallalie - 21. Nov, 16:01
Perché non scrivere in italiano? Zwiesprach halten : oder Chaos del Triperuno, cause from yonder you came : quattr’occhi? parce qu’il y a des mer(e)s? : und fünfe grad’ sein lassen im Eklektischen... andererseits: in dubiis abstine!
parallalie - 20. Nov, 22:34
M'illumino
d’immenso
(UNGARETTI)
Ich erleuchte mich
durch Unermeßliches
(übersetzt von Ingeborg BACHMANN)
oder:
Ich erstrahle
durch Unermeßliches
Aufstrahlt mich
Unendliches
Mir wird so licht
vom Grenzenlosen
Ich leuchte auf
von Ungeheurem
Ungeheures
macht mich licht
Mich läßt erstrahlen
Unermeßlichkeit
[SPRICHWORTE (1966-1969) /// EINS (Rom, im Bett, dösend, in der nacht vom 27. auf den 28. juni 1966) // man beginnt zu singen / und man singt, um zu enden // ZWEI // zum singen ist geboren, / wer vom lieben stirbt // zum lieben ist geboren, / wer vom singen stirbt // DREI // wer zum singen geboren, / singt auch im sterben // VIER // wer zum lieben geboren, / wird vom lieben sterben // FÜNF // bei der geburt weißt du nichts / im leben lernst du wenig / im sterben aber wird dir scheinen / die einzige lehre / sei diejenige, die sich läutert / wenn sie in der liebe sich absondert // SECHS //]
wir könnten fortfahren
(UNGARETTI)
parallalie - 18. Nov, 22:23
angespannt bis zum zerreißen : reißwölfe! : an allen enden ziehen : warteschlangen und hofftiere : die davonlaufen : sobald ich die hand : nach ihnen ausstrecke : wenn ich so weitermache : kommt eines tages ein neuer nachbar : der wird seine pitbulls frei herumlaufen lassen : die werden durch das loch im zaun schlüpfen : und niemand wird mehr aus dem haus können : draußen verwest der zerfleischte kadaver des hundes : wahrscheinlich wurde aus versehen die tür nicht abgeschlossen : den pitbulls gelingt es sie zu öffnen : ich muß mich im letzten zimmer verschanzen : kann nirgends mehr hin : das kratzen ein endloses crescendo : das telefon im anderen zimmer : wie soll ich meiner frau bescheid sagen : die noch nicht zurück ist : sie wird ahnungslos aus dem auto steigen : die tür öffnen : und zack! : aufs vordach steigen? : sie aufspießen? : womit? : à la Little Big Man? : und wenn das nicht passiert : werde ich mit sicherheit das unfreiwillige opfer eines zugunglücks : bei meiner nächsten fahrt nach Rom : oder der reifen platzt plötzlich auf der schnellstraße : oder blutrünstige räuber brechen ein : fesseln mich an einen stuhl und kleben mir den mund zu : die nase dann natürlich verstopft : so daß ich elendiglich ersticke : und die weit aufgerissenen augen meiner frau : wer weiß wohin trage : und wenn ich jetzt noch weiterschreibe : brennt wahrscheinlich das süppchen auch noch an : und dann stehe ich erst recht doof da
parallalie - 17. Nov, 14:03
alles, was oben steht, also zuletzt geschrieben wurde, schaut mich an (wenn ich es denn selber auch wieder und immer wieder anschaue), als wollte ich es verlassen dort stehen lassen, angewurzelt im scheinbar endgültig unfertigen. ich solle ihm doch noch ein ästchen dazumalen, ein blättchen anheften, ein fitzelchen mehr blau zwischen die äste tupfen, es meinethalben auch unter dem schleier eines neuen textes verschwinden lassen. nur eben nicht so lassen, wie es sei. in seiner blöße.
das neue, das immer wieder neue, um das monotone „immer wieder“ als alt und vergangen verdrängen zu können, und um „immer wieder“ seine eigene gestalt unter frischen gewändern zu verbergen, deren frische solange vorreicht, wie das bewußtsein braucht, zu sich selbst zurückzukehren.
schnell einen neuen beitrag, damit die letzte oder vorletzte peinlichkeit nicht an erster stelle bleibt.
[parallalie, 18.7.2004]
parallalie - 16. Nov, 11:56
sich im wind kräuseln
[...]
und getilgt von kreisender Wallung
Schwand in dem Spiegel das Bild. Da es unter ihm zitternd hinwegfloh."
[OVID, Narcissus und Echo]
parallalie - 15. Nov, 21:34
neulich die hundert kilometer
bis zum meer gefahren
ein zigarette geraucht
und wieder zurück
das meer war grau
Was du erblickst, ist Schatten des widerstrahlenden Bildes.
Nichts hat jenes von sich; mit dir nur kommt es, und weilt es;
Auch entwicht es mit dir, wenn du zu entweichen vermöchtest.
[OVID, Narcissus und Echo]
parallalie - 15. Nov, 07:53
in der muschel der nacht
wachsen zuweilen perlen
um die splitter des tages
parallalie - 14. Nov, 20:30
Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr
und stürb' ich nun
wer weint' um mich
ich armer mensch
ich elendswicht
mag auch die sonn' nicht leiden
mit ihrem eklen eklen licht
mag nicht der vögel tirrilier'
auch das nur höll- und qual-pläsier
Auff Knyen / krumb / bald blind / fast taub /
so lihg ich schluchtzend hihr im Staub /
die Pulse zittren mir und klopffen /
weh / wie auß mir die Trähnen tropffen!
o lasset mich ein gräslein schau'n
wie's zittret in dem heuchelwind
ganz zart dann will ich's streicheln
ganz zart dann will ich's beißen
Ein Glaß / ein Graß / ein Hauch / ein Traum
[kursive Stellen aus dem "Faust" (GOETHE) bzw. aus "Des Schäfers Dafnis Freß-, Sauff- und Venuslieder" (HOLZ)]
parallalie - 13. Nov, 18:44
Vergeßt nicht, daß das wahre Geschäft des Krieges im Kaufen und Verkaufen besteht. Mord und Gewalt ergeben sich von selbst, das kann man Amateuren überlassen. Die Dimensionen des Sterbens im Krieg haben eine ganze Reihe nützlicher Effekte. Sie geben ein vordergründiges Spektakel ab, das die wirkliche Dynamik des Krieges zu verschleiern hilft. Sie liefern das Rohmaterial, das ins Buch der Geschichte eingetragen wird, um Kindern beizubringen, daß die Geschichte, Schlacht um Schlacht, aus einer Folge von Gewaltakten besteht, wodurch sie auf das Leben als Erwachsene gut vorbereitet werden. Vor allem aber ist das massenhafte Sterben ein Anreiz für die kleinen Leute, für die da unten, sich um ihr Stück vom Kuchen zu balgen, solange sie's noch essen können. Der wahre Krieg ist ein Kult der Märkte.
PYNCHON, Die Enden der Parabel
Bei den Meldungen über Luftangriffe fehlen selten die Namen der Firmen, welche die Flugzeuge hergestellt haben: Focke-Wulff, Heinkel, Lancaster erscheinen dort, wo früher einmal von Kürassieren, Ulanen und Husaren die Rede war. Der Mechanismus der Reproduktion des Lebens, seiner Beherrschung und seiner Vernichtung ist unmittelbar der gleiche, und demgemäß werden Industrie, Staat und Reklame fusioniert. Die alte Übertreibung skeptischer Liberaler, der Krieg sei ein Geschäft, hat sich erfüllt: die Staatsmacht hat selbst den Schein der Unabhängigkeit vom partikularen Profitinteresse aufgegeben und stellt sich wie stets schon real, nun auch ideologisch in dessen Dienst. Jede lobende Erwähnung der Hauptfirma in der Städtezerstörung hilft ihr den guten Namen machen, um dessentwillen ihr dann die besten Aufträge beim Wiederaufbau zufallen.
ADORNO, Minima Moralia
parallalie - 12. Nov, 11:42