Sonntag, 10. Oktober 2004

...

das fast schon volle blatt:
ob hier noch platz ist?
erst sage ich mir "nein"
nicke dann aber mit dem kopf

gestern noch probierte ich
vergeblich hinterm lenkrad
verneinendes nicken und
bejahendes kopfschütteln

allein der grieche sagt "nee"
und schüttelt mit dem kopf
wenn er "ja" sagen will

Samstag, 9. Oktober 2004

...

magere ernte
eine feige, eine haselnuß
nur dem wind
bleibt das zählen erspart

ich lausche und
kaue feige und haselnuß
und windige wortsilben
die rascheln wie
trockenes laub
bilden kurz ein
tupac amaru
und verwehen im
zupacktraum des windes
zu martern am pc
und "cupa realtà"

Freitag, 8. Oktober 2004

...

blutbadverworren im zug
(am roten meer blutrotes mehr)
schlagzeilenverwirrt platz gefunden
gegenüber ein schlummerheer
kahlgeschorener terroristen
verborgen unter den billigjacken
mein zersplitterfetzter körper
explodierende hirnwindungen
am ende nur noch sinnloses fleisch
unsinnsgedanken sowieso
vielleicht ja dann später im gewühl
der zu hunderten sich drängenden
am bahnsteig der "metropolitana"

aber im grunde genommen: wer ist
und was heißt überhaupt "ich"?

böser schlenker das: das "ich" negieren heißt, das "ich" anderen "ichs" unterstellen, die ihr "ich" nicht in frage stellen. aber es ist immer dasselbe: das "ich" verwirrt mich bzw. es ist verworren worden. ich bin timbuktu, ich muß nach timbuktu gehen. zu meiner mam(m)a! ich armes waisenkind, ich!

...

"betasteter wanted" für "betatester wanted"

Donnerstag, 7. Oktober 2004

...

halleluja durch den dunkeldom
lichtfunzeln haltende putten
trompe l'oeil des jenseits
gaukelnden diesseits

und eitel steh'n die schilder stramm
im weg vortäuschenden licht

Mittwoch, 6. Oktober 2004

...

Nach langer Abwesenheit war Er mir fast schon aus dem "Sinn". Als ich jedoch heute auf kurvenreichen Straßen aus der Provinzhauptstadt, in der ich beim Polizeipräsidium meine Aufenthaltsgenehmigung hätte verlängern lassen müssen, wovon mich dann aber der unbesetzte Schalter für EU-Staatsbürger und allzulange Warteschlangen vor den Schaltern für "sonstige" Ausländer abhielten, schließlich nur mit einem auszufüllenden Formular hierher zurückfuhr, hatte ich ab dem vorletzten Ort vor meiner dennoch 10 km entfernten Behausung einen Mitsubishi Spacewagon mit eingeschalteter Warnblinkanlage vor mir, der natürlich langsamer fuhr als ich selbst es für meinen normalen Fahrstil gewohnt bin (ich fahre immer zu langsam oder zu schnell im Vergleich zu den anderen). Da an Überholen vorerst nicht zu denken war, auch weil ich wußte, daß weiter vorn wegen Straßenbauarbeiten eine provisorische Ampel wartete, hielt ich mich hinter dem warnenden Auto, dessen Insassen ich wegen der hohen Kopfstützen nicht leicht zu taxieren vermochte, wiewohl ich meinte, weiße Haare im dessen Rückspiegel erkennen zu dürfen: "Aha, ein Gerontomobil!" Aber immerhin fuhr er doch schneller als gewisse Bauern mit ihren landwirtschaftlichen Gefährten, e.g. dreirädriges "Ape"-Gefährt, wenn nicht gleich Traktor oder Fiat Panda, was für deren Geschwingkeitsgefühl keinen Unterschied zu machen scheint. Vollbremsung sowieso vor der seichtesten Kurve! Die erwähnte Ampel stand selbstverständlich auf Rot, und ich versuchte wie immer, die mich "ansprechenden" weiblichen Gesichter zu erhaschen, die mir auf der Gegenseite entgegenkamen: Kurze Gedankenflüge.
Weiter ging's endlich zum letzten Ort vor meiner Behausung: Sambucetole. Immer noch keine Chance, den Mitsubishi mit seiner Warnblinkanlage zu überholen. Geduld, nach Sambucetole gibt's eine lange gerade Strecke, und siehe sie war frei!
Blinker raus, beschleunigen auf 100 und mit Karacho vorbei!
Kein guter Tag heute! Gleich hinter der nächsten Kurve (die erste von vier oder fünf unübersichtlichen Kurven...) erhob sich sauerierartig ein Riesentraktor, der sich - wie sollte es sonst sein - langsam wie ein Saurier auf dem Asphalt auf Raupenketten (!) vorwärts wälzte. So also bekam ich den Mitsubishi hinter mich. Die Blinkanlage schlitzte nach wie vor den anderen Verkehrsteilnehmern Warnung ins Aug'. "Alter Tattergreis" - dachte ich: "Wirst wohl vergessen haben, das Ding da auszuschalten!"
Endlich gingen die Kurven in die lange Gerade über, meine eine Hand lag schon auf dem Blinker, und sobald Übersicht dem Auge sich bot: Blinker, Rückspiegel, Gas geben und vorbei! Da aber verlor ich den Mitsubishi, denn er bog gleich nach der Kurve ab in Richtung Collicello, dem meiner Behausung gegenüber am Hügelhang liegenden, an gewissen Abenden weihnachtlich einer Krippe ähnlich sehenden Dorf.
Endlich befreit schaltete ich das Autoradio an: "Alle Autofahrer, die einen Fiat Uno mit dem Kennzeichen Roma 6G9678 fahren, werden darauf hingewiesen, daß sie gleich die Geschwindigkeit drosseln und den Blinker nach recht betätigen müssen, denn sie befinden sich in unmittelbarer Nähe ihrer Behausung, und ein Verfehlen der Abzweigung könnte unnützen Benzinverlust bedeuten - bei den heutigen Preisen! Demnächst weitere Nachrichten auf dieser Welle - E.R.: Euer Radio! ...und sollten Sie auf Ihrem Weg einem Mitsubishi mit eingeschalteter Warnblinkanlage begegnen, denken Sie an Ihn, denn auch E.R. hat einen Akkusativ, und schenken Sie ihm Aufmerksamkeit, denn auch E.R. hat einen Dativ, und seien Sie sich Seiner gewiß, den Genitiv wird E.R. niemals verraten!"
Ich schaltete das Radio aus und bedeutet Ihm telepathisch, ich hätte einen "eingebauten Staubfilter mit vollkommen automatischer Reinigung". (Schließlich war die Straße, in die ich tatsächlich einbiegen mußte, mitnichten asphaltiert.)

Dienstag, 5. Oktober 2004

...

alkoholschwindel
mein vater nannte es
karussellfahren

Montag, 4. Oktober 2004

...

Phall if you but will, rise you must (JOYCE)

Verräterische fallensteller [trapper] sind worte, bringen mich von „das unvermeidliche wollen“ zu „sterben müssen“ und „sterben wollen“. lassen mich in der vorstellung stein sein und wollen gleich fallen. wie ein stein. da macht einer seinen fallschirm nicht auf, da sichert sich jemand (noch) mit dem bungee-seil, da rollt sich einer über die balkonbrüstung, da fällt sich Jézabel aus orgelpfeifen zur schaulust [sich fallend fällen], da fallada-die-du-hangest-GREENAWAY (The Falls), „dann wieder zurück zu ihrer kleinen weißen Hand, die versucht, einen phallschen Zweig zu packen“ (NABOKOV). fallträume zumal des hoppe-hoppe-reiter-knaben.
alles eine frage der attraktion.
einst träumte ich das wort „latte“ und stellte mir einen zaun vor, was mir merkwürdig vorkam zunächst, denn bei „latte“ denkt mein wachgeist zuerst an „milch“! also errichtete ich einen zaun für meine milchkühe („rise you must“), die auf meiner hochaufgerichteten morgenweide „vorwärts standen“ („rise you must“), um dann im morgendlichen harnstrahl flexibel zu werden... (was ich schon mal beschrieb: ich sollte es wieder hervorsuchen).
&c.

...

Wieder einmal “abgekehrt aller behausung”, den blick auf die wegkreuzung weiter unten, das offene tor, das frische grüne gras, und die vorstellung davon, gras wachsen zu sehen, und die frage, ob das überhaupt ginge. man müßte schon gänzlich sich selbst zur pflanze verwandeln, um das wahrnehmen zu können. wer in der lage ist, gras wachsen zu sehen, vermag auch dem keimen der gedanken auf den grund zu gehen. oder man müßte stein sein. aber, dachte ich, auch steine wandern und ändern ihre form. daher dann nur dieser text:

ein stein
mitten
im gras

der sich aber nicht konsequent aus den gedanken ergibt, sonder nur aus den durch das „mitten“ zueinander in beziehung gebrachten „stein“ und „gras“. zu wenig, fürchtete ich:

fast schon nichts:

ein stein
mitten
im gras

...und dennoch

überflüssig die beiden oben und unten angeklebten zeilen, weil sie schon kommentieren und im „dennoch“ quasi ein aha-erlebnis suggerieren. tätigkeitswort statt verhältniswort vielleicht?:

warmer herbst:
ein stein
versinkt
im gras

jahreszeitlich eingebettet, lasse ich den text schlummern, vielleicht versinkt der stein nun im traum des grases oder umgekehrt. was das gras träumt, wußte Emily Dickinson. was steine träumen, hat mir noch niemand gesagt. die steine selbst schweigen sich aus. kann sein, sie träumen vom steten tropfen, von wind- und wassererosion. auch sie wollen nicht bleiben, was sie sind. nichts kann an sich festhalten: und wer es dennoch versuchte, der beginge unrecht an sich selbst.

trotzdem, dies hätte zur folge, das unvermeidliche zu wollen (einschließlich den tod). da stimmt etwas nicht!

...

die überwindung
die es mich kostet
an sonnigen tagen
die fensterläden zu öffnen

Sonntag, 3. Oktober 2004

...

nach 2 mal 12 stunden übersetzen
legalen larifaris
ist mir alles:
legal, illegal, scheißegal

cerveau écrasé
après le déluge
ci siamo noi
und nicht umgekehrt

(und bitte keinen reim
à la "neu":
ich seh' ganz schön alt aus)

...

zwei blaue wäscheklammern
klappern an der leine
unterm vordach
im auf und ab
dem kopf im weg

...

23rd Chorus

Dom dum dom domry
Dom-dom-hahem-
sum-(creeeeee!)-Hnf-
Shh-Hnf-Shh-Haf
Shhh-Shhh-Hiffff-
-Ma-
Snffff-(bing bring, se ting)
-"Yo conee na nache"-
D ding-d ding-d-ding-
Cramp!-O ya ta dee
-ker blum-kheum-
Hnffff-drrrrrrrr-drosh-
Pepock-Shiffle-t bda-
Want a piece a bread
        No
Jack? Hnff-Ta ra ta ra fuee
-Te wa ta ra teur-
Grrr-he na pa powa shetaw-
    Tck tick tick Today is Sunday

Jack KEROUAC, Orizaba 210 Blues

Samstag, 2. Oktober 2004

...

geruch von urin
der eimer in der küche
(wie soll ich so etwas beschreiben? es gelingt mir nicht bzw. kaum, auch nur die urwesentlichsten worte hinzusetzen. dahin aber ging das denken zurück, als heute beim essen von den gerüchen der kindheit die rede war! da auch fand ich den ansatz einer erklärung für meinen gestörten geruchssinn. und vielleicht auch für manch anderes.)
stripp strapp strull
is de emmer noch nich vull?
Tell me tale of stem or stone. Beside the rivering waters of, hitherandthithering water of.
plätscherklang
und die augen? assoziieren hockergräber
und meinen das in-die-hocke-gehen
über dem eimer

auch das sind wege nach timbuktu

...

kaugummi kauen und
speichel schlucken
kurz stockt das herz
ich glaub', ich sterbe

wenn ich nur wüßte, woran

...

larmoyantes aspirinträchtiges erwachen
o! gates of perception
leider schmerzschwertverwehrt
indes schmerzcamouflage
trügt darüber hinweg
àpriti! für dolores-jenseitiges

zum beispiel einen lutscher

Freitag, 1. Oktober 2004

...

wenn zwei LKW sich auf einer landstraße auf die seite legen
dann ist das ein unfall
wenn die landstraße eng ist und kurvig
dann ist die straße gesperrt
wenn die landstraße durch ein enges tal führt
dann muß man kilometerweit dorthin zurück
wo sich eine gelegenheit bietet
die gebirgigen höhen dennoch zu überwinden
sonst hätte ich wohl nie
diesen jenseits alles bekannten liegenden ort Capradosso gesehen
(wahrscheinlich überwand man diese höhen
einst auf dem rücken der ziegen)
immerhin gab es dort ein postamt!
den vielen verkehr bestaunten indes
neugierige einheimische:

das auto als
mobiles Trafalmador!
(immer wieder mußte ich an die übersetzung
des wortes "motherfucker" in Schlachthaus Nr. 5 denken:
"Mutterficker")

(nein, ich dachte während der fahrt nicht an "motherfucker", aber weil ich jetzt an "Trafalmador" denke, fällt mir "motherfucker" ein, und beide begriffe haben als gemeinsamen nenner Vonnegut. auch paßt "motherfucker" in einen allgemeineren kontext, der sich hier in letzter zeit zuweilen abzeichnet; natürlich meine ich mit "motherfucker" diese idioten von dorfpolizisten, die uns zunächst in eine einspurige landstraße bugsierten, auf der uns dicke LKWs entgegenkamen, so daß die ganze kolonne, die ihnen (einschließlich uns) entgegenkam im rückwärtsgang zum ausgangspunkt zurückfahren mußte)

Mittwoch, 29. September 2004

...

heute getrunken:

100% Saft von Grapefruit an Grundlage von nicht-zuckersüßem geballtem Saft.

...

langsam sinkt der blasse mond
auf die schwarze pracht der im
westen wehrenden hügel,
schatten auch streift ab das laub
der eichen drunt' am wegesrand,
ich steh', ich seh', ich wart' und...

mählich steigt indes
hinter fröstelndem rücken
lichtgewalt, und als
der mond versunken,

erhascht das auge
rückwärts nach hinten gewandt,
die ersten strahlen
eines lichten tags

Dienstag, 28. September 2004

...

wolkenhalsband
mit mondperle
bald sauge ich
an den brüsten
der nacht

...

lichtüberfall (oder gar lichtzwang?)

fotografia 64

...

Norberts Maske (Originalgröße):

maske

Montag, 27. September 2004

...

was meine mutter
oder timbuktu angeht -
was zählt
ist der weg dorthin

(trällernd)
Durch Barbarei, Arabia,
durch Harmanei in Persia,
durch Tartarei in Suria,
durch Romanei in Türggia

...

kleiner ritt durchs abc zur erklärung der welt, während er gelangweilt auf einen telefonanruf wartete:

alle behalten chuzpe
denn ein fehltritt
generiert häme immanent
jenseits kichern lastkähne
(morti non obbediscono)
produzieren qualen-relevanz
stehlen tabus unerkannt
vermischen wahnsinn xenophob
yesterday zumal

Sonntag, 26. September 2004

...

mondscheinfest und bei
wolkengeschmückter tafel
fledermaustänze

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