Freitag, 27. August 2004

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zuckender schatten : den ich nicht sehe : einer sich krampfenden sonne : die ich nicht sehe : krampfsonne im zuckschatten : deduktion : imaginäres abbild eines imaginären abbildes eines vorgestellten bildes : aber wenn ich jetzt nach draußen gehe : scheint die sonne : weil ich im schatten stehe : was ist falsch?

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traumprotokoll

schweiglos entschwert aller schwöre : nice 'n Nice über schwankhalmen : schwebkraft schwallt rauchpilze : schwumm : schwumm : schwumm : schwumm : nice 'n Nice 'n soilent green

Donnerstag, 26. August 2004

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heut' läuft er ihm hinterher : der mond dem skorpion : aufgehobene zeit im drehen des sich um das drehende des drehenden drehende : und was sind schon 365 lichttage im quadrat? [*]

[*] Antares (Alpha Scorpii) ist von uns 365 Lichtjahre entfernt. [**]

[**] Welche strecke aber legt das dunkel in einem jahr zurück? Wo entsteht das dunkle? Vor wie vielen äonen wurde das licht ausgelöscht, das uns nicht mehr erreicht, wenn nicht als nicht-licht? Leben wir in einem irrtum? Sind wir selber ein irrtum? Sicher ist, daß wir von dunkel zu dunkel im scheinbar lichten leben wandeln. Eine flagge für die menschheit müßte demnach schwarz-weiß-schwarz gestreift sein.
flagge
Alternativ dazu könnte das weiße auch transparent sein, so daß es für jeden anders aussähe. Gebongt!

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"Langen tages kurzer sinn : käse!" So Sein fazit. Das habe alles damit angefangen, daß er aufgestanden sei. "Addirittura?" Jaja, im bette lebe sich's besser und außerdem horizontal, was man nicht unterschätzen solle. Diese horizontale bzw. waagerechte postition habe den vorteil, daß man auf dem tag wie auf einem großen meere schaukeln und sich dahin treiben lassen könne. In der vertikalen bzw. senkrechten position(manche hätten dafür auch den ausdruck 'aufrecht') sei man dagegen dazu verurteilt, im tag zu ertrinken, da man diesem bodenlosen gelicht ('gewässer' könne man ja wohl nicht sagen) nur sehr viel weniger widerstand zu bieten habe als so ein breiter rücken.
Hier drehte Er mir kurz Seinen rücken zu, hob dabei wie etwas die schultern und holte tief luft. "Beeindruckend." (Ich, gespielt anerkennend).
Also sei Er selbstmurmelnd völlig und komplett versackt im dies tun und das tun. "Hier und jetzt" wollte ich gerade suggerieren, aber Er winkte nur müde ab, als habe Er die phrase nicht nur geahnt, sondern fast schon erwartet.
"Bier?"

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mein... mein' ich was? mit mein dein' ich nicht. (das kommt bei mir nicht vor (reminiszenz zu... (ich hab's: mir und mich verwechsl' ich nicht (durchaus austauschbar mit mein und dein))). mein kopf [*] gehört mir nicht, ich habe ihn. (denn sagt' ich möglicherweise auch noch emphatisch mein, müßt' implizit ich ja stolz auf ihn sein). wie las ich heute: "mein haus, mein pferd, mein auto" als incipit für ich weiß nicht was. mit mein sich über das definieren, was man besitzt. mit mein den körper ausweiten ("mit von (besitzer)stolz geschwellter brust") und zum status erheben (den mein-losen wird dann das so-tun-als-ob anerzogen: brust raus, bauch rein [**]). zum (feudal)herrn werden. grausiges "mio" im "Signore degli anelli".

[*] Wie der eigene Kopf, bis zu den Schultern, aus dem Blick auf sich völlig ausfällt, als Loch in dieser Selbstanschauung... BLOCH, Tübinger Einleitung in die Philosophie
[**] Stehen Sie still, Sie! / Rührt Euch / Kopf hoch / Finger lang / Langfinger / Brust raus / Linkes Ohr tiefer / Kinn an de Binde / Augen rechts / Beine raus / Kopf ab ... Otto NEBEL, Zuginsfeld

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die erde ist doch eine scheibe, hinausgeschleudert ins all von mächtiger hand. woher sonst der viele wind?

Nachtrag:
Er: pfeife!
Ich: ich pfeife?
Er: du sollst pfeifen!

Mittwoch, 25. August 2004

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to-do-listen: wieviel ich davon heute schon entdeckt habe in diesen weblogs, und alle von frauen! unten in der küche liegt eine weitere to-do-liste: die zeit wird langsam knapp bis zur rückkehr meiner frau. die hat mir das dings nämlich hinterlassen.

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Priapos: bitte einen magenbitte! äh, magenbitter!
Ich: eicheln?
Priapos: jau, hat doch heute morgen geregnet!
Ich: die 10 minuten!
Priapos: immerhin, die baumnymphen konnten endlich mal duschen!
Lar (beiseite): der hatte wohl einen regenschirm bei sich! riecht immer noch nach bock, oder schon wieder!
Ich holte, was ich gerade da hatte: einen von der ganz bitteren sorte und überaus hochprozentig: Centerbe.
Priapos: willst du mich vergiften?
Seine vibrationen übertrugen sich vom nacken in die zitternden arme, so daß Er, der scheinbar abwesend herüberschaute, hinzueilte und ihm kumpelartig auf die schultern klopfte: "Wird schon wieder."
Priapos: das müssen wohl eicheln vom letzten jahr gewesen sein: mir ist speiübel!
Ich: mehr als wahrscheinlich.
Er: schon mal eichenlaub geraucht?
Priapos sah ihn entsetzt an und flüchtete zur hintersten eiche, nicht etwa, um dieser einladung zu folgen, sondern es war, als würden die hamadryaden irgendetwas säuseln, was nur er verstand.
Plötzlich stand ich allein mit dem Centerbe, der Lar wahrscheinlich irgendwo im kühlschrank, bei Ihm kann's man eh nie wissen, wohin Ihn seine Lüste ziehen. was tun? ich kniff die augen zusammen und...
rhythmisch zirpender chor der nacht...
von ferne klang's wie "Fauste!" und "Du einzige Phiole"...
(aber ostern ist längst vorbei bzw. bis ostern ist noch lange hin: je nachdem)

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Aga magéra difúra natun gua mesciún
Sánit guggérnis soe-wáli trussán garigúr
Gùnga bandúra kuttávol jeris-ni gillára.
Lávi girréscen suttérer lunabinitúr
Guesc ittanóben katir ma ernáuba gadún
Vára jesckilla sittáranar gund misagúr,
Táher chibill garanóbeven lixta mahára
Gaj musasciár guen divrés kóes jenabinitúr
Sòe guadrapútmijen lòeb sierrakár masasciúsc
Sámm-jab dovár-jab miguélcia gassúta mihúsc
Sciú munu lússutjunáscru gurúlka varúsc
.

Aus der Erzählung "Dialogo dei massimi sistemi" (1937) von Tommaso Landolfi; der Protagonist Herr Y improvisiert daselbst eine Übersetzung:

Auch weinte vor Glück das müde Gesicht,
Während die Frau mir aus ihrem Leben erzählte
Und mich ihrer brüderlichen Zuneigung versicherte.
Und die Pinien und die Lärchen der reizend gekrümmten Allee
Vor dem Hintergrund des rosenwarmen Sonnenuntergangs
Und eines die Nationalflagge schwingenden Häuschens
Schienen das durchfurchte Antlitz einer Frau, die nicht merkte,
Eine blanke Nase zu haben. Und jenes Zucken,
Für mich noch lange Zeit spöttisch und beißend,
Spürt' ich hüpfen und sich winden wie einen hanswurstigen Fisch
Tief unten in der Finsternis meiner Seele.

(Deutsch von Helmut Schulze)

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Wie öde rings der Erde dunkle Flächen!
Wie wolkumflort der Sterne kalte Macht!
Und Du, der einsam dort durch Wolken lacht,
Mond, darfst Du Dich zum Spott ob uns erfrechen?
Dich kalten Siedler freut die Einsamkeit.
Uns MenschenHerzen werkt sie glüh'ndes Leid.
Du lächelst, sei auch jeder Stern versunken.
Dir sind Gestirne deutungsleere Funken,
Uns ist verwandter Seelen Angesicht
Der einzig ew'gen Sonne SpiegelLicht
.

FOUQUÉ, Der Parcival

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Er (zum Lar): da sitzt er nun schon eine halbe stunden und weiß immer noch nicht, ober er den geruch der nassen erde nach dem regenschauer einatmen oder inspirieren oder sich von ihm inspirieren lassen will oder soll oder was weiß denn ich!
Lar (zu Ihm): mal sehen: "nach dem regenschauer : den geruch von erde : einatmen", dann irgendwas mit störendem radio, vergessen weiterzulesen, dann kommt inspirieren. na, usw. hm, sollte wohl was tiefschürfendes werden!
Er (zum Lar): pathetisch! dann soll er sich lieber eine grube graben und sich hineinlegen oder hineinfallen: da wird ihm erst richtig schwindlig vor lauter erdausdünstungen. das gibt bestimmt stoff für schwindelerregende satztürme.
Lar (zu Ihm): je höher desto wind!
Er (zum Lar): lassen wir ihn, er wird bestimmt bald alles stehen und liegen lassen. ich habe gesehen, daß er nur noch eine zigarette hat!
Lar (reibt sich die hände).

Dienstag, 24. August 2004

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als ich zum halbmond aufschaute
da sah ich fünf krähen fliegen
von osten nach westen, da graute
dem tag - als wollt' er mich trügen -
ein knäuel von wolken und taute
dämmernd dahin. jetzt aber lügen
sterne mir vor eine ach so vertraute
welt aus lichtern so fein, und fügen
zusammen, was einst nur erbaute
das in sanfter wiege schaukelnde liegen.

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soll ich?

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gelesen beim recherchieren im internet:

Snj-tA-Frucht 1/4
gngnt-Pflanze 1/4
sam-Pflanze 1/4
süßes Bier zu 15
zu einer einheitlichen Masse machen,
kochen, durchpressen und trinken an einem Tage. (Dann) veranlassen, daß der Mann alle Anhäufungen ausscheidet, die in seinem Buch sind. (pEbers 24)


gemeint war statt "buch" der "bauch" und so steht es auch da:
http://www.hieroglyphen.net/andere/Ebers/ebers.htm

Montag, 23. August 2004

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Er (singend): I'm singing in the rain...
Ich: aha!
Er: Priapos bat mich um einen regentanz. er hätte grad' keine zeit wegen der "schaumgeborenen", wie er sich ausdrückte.
Ich: verstehe: Wehnuß!
Lar (beiseite): ausgesprochen gerade die! geschrieben nie!
Ich: Ja los: stepp weiter!
Er: I'm siiiinging in the raiiin, what a glorious... tippitappetippetapp...
Chor der Hamadryaden: amiiii - pariii, amiii - demiii, amiii - pa-rà --- plü! (räuspern) i
Priapos: ich kenn da einen seifenhändler!
Lar: schäum'ich so träum'ich...
Ich: mes amis, les jeux sont faits!

Im chor der proteste und dem immer heftiger werdenden schaum rutschte Er aus und fiel auf seine hinterbacken. was tun? ich führte ihn vor den fernseher auf das weiche sofa, da durfte er sich dann die videocassette mit dem "amerikaner in paris" anschauen... nur beim letzten erdbeben wippte das haus derart merklich.

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schreiben ist suchen. worte finden. [by the way: "worte" ist hier agierendes subjekt]

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schön, so eine gardine zu beobachten und ihr zuzuhören : heut' ist sie weder schwanger noch will sie aus dem fenster raus : sie hängt mal schlapp : flattert dann ein wenig : unentschlossene bewegung dann ins zimmer hinein : dann wieder hängen, kurzes flattern : und ans fenster geschmiegt : in der offenen fensterscheibe wiegen sich spiegelnd spielend äste und laub : rauschen lauschen bauschen : mein körper fühlt sich an wie watte

Sonntag, 22. August 2004

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noch ein letztes zitat aus BECKETTs "Der Namenlose":

Hör auf, dich wie ein Kind anzustellen, das nach allen Erzählungen, man habe es im Kohl gefunden, sich schließlich an die Stelle im Gemüsegarten erinnert, und an die Art Leben, die es dort führte, bevor es auf die Welt kam.

unweigerlich die assoziation zur "Unsichtbaren Loge" von JEAN PAUL, wo der knabe unterirdisch darauf vorbereitet wird, auf die welt zu kommen (unvergeßliche lektüre). irgendwo in den kommentaren zu Alban Nikolai Herbsts weblog war die rede von dem, was so auf dem markt als literatur verhökert wird, wobei es oft in diesen werken nur um koks-bohemiens und kindheitserinnerungen ginge. das mag durchaus sein, ich folge selbst dem markt nicht. das stichwort waren aber die kindheitserinnerungen. an anderer stelle (tja, wo? ich bin beim schreiben nicht sehr vorausschauend, drum geht das alles den bach runter, ganz nach der nunmehr gängigen und wohlfeilen weisheit, man bade nie im selben fluß, selbst wenn es dieselbe stelle ist) beklagte ich mich über die kinder-fotos, die manche homepage-betreiberinnen (vor allem die) von sich ins netz stellen, als würden sie dem beschauer ein schnippchen schlagen wollen, der sich mehr erwartend selbst desavouieren soll als voyeur, wo doch das als porträt der sich präsentierenden - und den voyeuren-betrachtern dargebotenen - person dargestellte kind nichts weiter ist, als die verharmlosung der prostitution und die ablehnung jeder verantwortung für das, was solch ein sich-zur-schau-stellen mit sich bringt.
kindheitserinnerungen - ich muß zum thema zurückkehren...
ich bin grundsätzlich damit einverstanden, daß kindheitserinnerungen die literatur nicht weiterbringen. sie bringen höchstens den weiter, der literatur produziert. dies bedeutet in der konsequenz, daß die kindheit nur eine vorstufe der literatur ist. was nicht heißt, daß kind-sein verwerflich ist. kind soll man sein und bleiben: kind-sein bedeutet spielen und entdecken. (vgl. hier (weil's so kurz zurücklag, konnte ich es rechts noch sehen)).

Er: langer rede kurzer sinn?
Ich: frag den priapos.
Priapos: empor!
Er: up up and away?
Ich: wieso weg?
Priapos: hin!
Lar: armer mond: muß fliehen vor dem skorpion.
Ich: hansguckindieluft!
Er: da fiel er in das wasser 'nein...
Chor der Hamadryaden: könnt's nicht bald regnen? uns dürstet!
Priapos: was gibt's für eine fürsprach' bei zeus?
Chor der Hamadryaden: eicheln!
Priapos: gebongt!
Lar: profanes larifari!
Ich: sieh lieber zu, daß die butze morgen für die putzfrau reinigungsfähig ist. sprich: mach platz für den wischlappen.

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ich kannte sie nicht, die kollegin meiner frau, sie lebte selbst auf dem land nicht weit von hier, aber schon im Latium, und noch vor den ferien war die rede davon, sie besuchen zu fahren. vor 2 wochen kam sie plötzlich ins krankenhaus: es blieb nur noch eine einzige behandlungsmöglichkeit: morphium. sie starb heute morgen. sie war 28 jahre alt. sie hieß Simona.

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wie immer aufräumen im zu ende gehenden sommer, wenn die wenige brotarbeit zeit dazu läßt. dabei fand ich den prospekt einer ausstellung zu Benozzo Gozzoli wieder, die 2002
Im beinahe wie durch Zauber zwischen den Tälern des Topino und Clitunno schwebenden Ortes Montefalco in Umbrien [...]
stattfand. unter anderem heißt es in diesem ins "deutsche" übersetzten text:
Im Innern der Kirche des Hl. Franziskus in Montefalco stehen die Werke mit einem räumlichen Umfeld, das von malerischen Gegenwarten überfüllt ist, nach für eine zeitgenössische Ausstellung bisher unbekannten Modalitäten im Dialog, was zu erstaunlichen visuellen Ergebnissen führt.
Eben!

Samstag, 21. August 2004

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sprechen : jedes wort laut wiederholen : daß ich schreibe : hören : jedes wort daß ich schreibe : von mir sprechen hören : denken : schreiben was ich denke : wiederholen : was ich schreibend denke : wiederholen : was ich denkend schreibe : laut denken : was ich schreibend wiederhole : laut wiederholen : was ich schreibend und denkend mich sprechen höre : hören : was ich denkend und schreibend mir laut wiederhole : und was ich denke immer wieder : es ist dunkel : um mich : ich kann nicht sein diese meine erfahrung

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Ich: mich schluckendes weblog.
Chor der Hamadryaden: inhalt einer entkorkten wasweißich-flasche.
Lar: pathos! pathos! pa...
Ich (unterbrechend): bitte nur zweimal: dreier hatte ich letzthin genügend
Priapos: ertappt!
Er: tappo? korken?
Ich: tappen!
Er: wo?
Chor der Hamadryaden: im dunkeln, wo sonst.
Priapos: ...über stock über stein...
Ich: laß das!
Er: wieso?
Chor der Hamadryaden: nur gute menschen haben lieder. von wegen: böse menschen haben keine lieder.
Ich (versonnen): alles, was du nennst, das fehlet mir.
Er: ihr seid also böse? mit mir?
Lar: mitnichten.
Er: mitnichten was? nicht mit mir oder nicht böse?
Ich: wie du willst.
Lar: es kommt aufs selbe raus.
Ich: wie wär's mit 'nem strammen max heute abend?
Priapos (by the way): ei, ei!
Er: wenn du unbedingt gesellschaft brauchst.
Ich: schinken oder salami?
Er: beides.
Lar: bescheiden!
Chor der Hamadryaden: sollen wir dazu säuseln?
Ich: meinetwegen. also beides. sonderwünsche?
Er: ein gürkchen, zwei tomätchen, ketchup, senf, mayonnaise, ähhhm, etwas zu trinken, natürlich kein wasser...
Priapos: alles wie geölt!
Er: danke, auch öl bitte!
Lar (beiseite): ich werde ihn stolpern lassen!
Ich: wie sie wünschen, vossignoria. in einer stunde wird aufgetischt. bitte pünktlich sein.
Chor der Hamadryaden: o, Er stolperte! gier macht blind!
Lar (beiseite): das ging aber schnell!

Um ihn moralisch wieder auzupäppeln, erlaubte ich ihm, die diversen beregnungen in gang zu bringen. auf diese weise übertönte das wasserrauschen den chor der hamadryden, die sich einiges über ihn zuraschelten.

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Parmigianino: Autoritratto in uno specchio convesso

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auf kühler steintreppe : stirn auf buchrücken : hundeschnarchen im windesbrausen : meriggiare pallido e assorto : im aufschauen die krummgewachsene ulme : wild fuchtelnde zweige : sagten mir ich weiß nicht was

Freitag, 20. August 2004

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"... sie finden nichts anderes zu sagen als das, was sie hindert, etwas zu finden..." (BECKETT, Der Namenlose)
dieser satz war für mich : eine erinnerung : im sinne von : jemanden an etwas gemahnen : aber doch auch wieder : ein sich-erinnern.

[radenbecker reminiszenzen - 31.07.2004, 14:40]

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Herrlich versonnen-versponnen im hü und hott, ich meine im hier und jetzt, machte sich Seine gemüt-lichkeit breit wie ein kuhfladen auf der grünen wiese:
"Ach, einfach nur gestreichelt werden, einfach nur meinen kopf an sie lehnen, wie romantisch!"
Ich: "Bitte vorm trinken den korken rausziehen!"
Er: "Umpf [oder umph: Er hatte noch den korken zwischen den lippen, war also gehandicapt]. Fern von aller hektik, aller frenesie, allem streß, einander liebes sagen, zärtlich sein... mmmh."
Ich: "Jaja, huddibuddibubu."
Er: "Du bist eklig, du altes ekel, du!"
Dieweil sprang mir die katze auf den schoß, fing an zu schnurren.
Er: "Ah, aber anderer leute gefühle schlecht machen!"
Ich: "Gefühle?"
Er: "Gefühle! jawohl! und zudem die eines einsamen menschen [???], der - zum alleinsein verdammt - deinesgleichen für einen höchst dubiosen hochstapler hält, wenn er seine frau auch nur anlächelt. Ganz zu schweigen von dieser ganzen katzen- und hundeduselei."
Ich: "Ach du armer! Mutti, mutti, er hat überhaupt nicht gebohrt!"
If looks could kill, I would be dead.

Das ende unserer heutigen begegnung blieb offen - wie auch die flasche, die er vor lauter aufregung nicht mehr zugekorkt hatte. Einen moment lang mußte ich an Aladin denken und den kleinen Muck, und schon war ich wieder in der kindheit - Er natürlich längst auf und davon: "Häuptling Abendwind" hieß wohl das stück -: Opa Lemme liest mir vor, und aus der einen katze werden hundert.

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heute zieht die gardine den bauch ein : schmiegt sich an die fensterscheibe : auch mein innen wölbt sich in die augäpfel : als wäre das außen dann greifbarer : aber wie der wind nur seine richtung kennt : fehlt es dem blick an anhalts-punkten : und projiziert ins endlose nur sich selbst

Donnerstag, 19. August 2004

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Er glänzte heute durch abwesenheit, was ich Ihm geradezu übelnahm, schließlich hatte er mir versprochen, mir beim konservieren der tomaten zu helfen. Alles mußte ich allein machen: vom zerschneiden der tomaten bis hin zum abfüllen in die "bormioli"-gläser (wie man hier so die "einweck"-gläser nennt), ganz zu schweigen vom saubermachen danach.
Als dann die nudeln für den aufgesparten rest tomatensoße fertig waren, saß Er plötzlich am tisch und verlangte parmesankäse und: "Was gibt's zu trinken?"
Nur gut, daß ich zwei flaschen von dem 13prozentigen sikulischen wein gekauft hatte (chardonnay- und grillo-trauben (globales mit lokalem sozusagen)).
Er ließ sich allerdings dazu überreden, die nudelportion mit mir zu teilen. Schließlich gab es noch anderes zur genüge.
Eine kleine rache mußte aber sein: ich erzählte Ihm, der hund verhalte sich derzeit völlig unnormal, er heule und belle, wie er es nie getan, außerdem sei er ständig unterwegs, so daß man seiner nicht mehr sicher sein könne, und die zur sommerfrische angereiste nachbarin habe sich beklagt: er hätte eine von ihr bewirtete person umgestoßen.
Einen augenblick lang schien Er die sterne zu zählen, dann aber:
"Wir sehen uns sicher morgen wieder."
Katzengleich glitt er so rasch wie geschmeidig durch die großen maschen der gartenumzäunung, kroch den hintersten pfahl hinauf und sprang aufs feld. Ein kurzer blick zurück mit Seinen leuchtenden augen. Ihm gegenüber schlitzte der mond eine sichel in die himmelsschwärze. Nacht. Es ist nacht.

...

auf der balkonklippe : kippe zwischen den lippen : in der straßenschlucht : an- und abschwellend : das dröhnen : der licht- und schallwellen : von der mutter im schatten abgestellt : weint das kind im kinderwagen : augenblicke des alleinseins

[berliner reminiszenzen : 5.8.2004, 9:15]

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ein gehäuse hause ich : in wohnungen : wie gewohnt : argwohn wohnt argwöhnisch : traumstücken beiwohnen : innewohnende traumestücke : geortete worte : wortorte
nikolaus

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Unheimlich sei Ihm zumut', Er sei Seiner selbst so völlig entzogen, sobald auch nur eine schwalbe auf Ihn zusegele, als wolle sie Ihm die grad Seinem mund entschlüpfte wortmücke vor der nase wegschnappen.
Ich: Ültjes!
Er: Wie?
Ich: Ültjes!
Er: Wie?
Ich: Üs üst nüch kün müstür vüm hümmül güfüllün!
Er: Achso! dürüm!
Ich: Nein! döner!
Er: Blödmann!
Ich: Hunger?
Darauf pfiffen wir uns einen bigmac rein. Es lebe Amerika! Beim schlendern durch die straßen und parks jenseits von gut und böse mußte Er wieder an die schwalben denken: Er habe irgendwo gelesen, daß irgendein volk schwalbennester als delikatesse ansehe. Ich sah ihn nickend an.
Er: Laß uns weitergehen: da drüben aus dem restaurant stinkt's rüber!
Ich: Dürüm!
Er: Hü!

Mittwoch, 18. August 2004

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gebeugten sturmschritts prasseln bäume hügelan : wolkenlose resonanz das stumme blau : im auf und ab des brausens erst : ragt haus an seinen ecken hoch empor

Dienstag, 17. August 2004

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Er: Dein schatten läßt grüßen.
Ich: Mein schatten?
Er: Dein schatten.
Er sei mit dem licht, das ihn geworfen, auf und davon. War es also doch schon dunkel geworden um mich? Das zu entscheiden, sei nicht seines amtes:
Er: Eine kerze tut's auch. aber vorsicht! je kleiner das licht, desto größer der schatten!
Schließlich gehöre ich ja wohl nicht zu denen, die ein sönnchen auf dem kopfe tragen... bienenstich sei allemal besser als sonnenstich.
Ich schaute versonnen die hauswand empor bis hinauf zum dach: keine schatten! die sonne stand schließlich rechterhand am himmel- himmel- himmelszelt. aus den wolken quollen lachsäcke hervor, die im wind zerfransten.
ich

...

Narziß und Goldmund : weit zurückliegende lektüre (am schreibtisch während der ausbildungszeit im volkswagenwerk) : plötzlich bin ich der Eine und ist sie der/die Andere : betrachtend agieren : agierend betrachten : statt : betrachtend betrachten : agierend agieren - - - sobald sich aber wieder die tür hinter mir schließt (die sich nicht wirklich schließt, aber es ist, als täte sie es) ... (: mein dreipunkteprogramm - könnte ich es nennen) ...

...

bewegungsmelder

ein gleiten : vorbei an konturen : dahinter der tag : ein großes : ein kleines : ein nahes : ein fernes : ein reisen

Mittwoch, 28. Juli 2004

...

Ishtar: He! mach das tor auf!
Namtar: Du?! was willst denn du schon wieder hier?


Gilgamesh (ü Raoul Schrott)

LICHT AUS! (für ein weilchen)

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und dann : in trefflicher scheuer : zu hausen : den tag : hinweg : zu träumen : so wenig hat : das gras : zu tun : ich wünscht' : ich : wäre : heu

(nach Emily DICKINSON)

Dienstag, 27. Juli 2004

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nein, das sei Er nicht gewesen, zwitscherte er vogelgleich, als Er sah, wie ich auf den streifen landschaft zwischen gardine und fensterrahmen starrte, um der lärmzerrüttung des schläfrigen nachmittags in gestalt eines düsenjägers ansichtig zu werden. sichtbar blieb nur die aufbrausende luft. so wie ein blinder mit den fingern, ein hund mit der nase, eine schlange mit der zunge sieht. Er sehe bestens mit den augen, höhnte er, und stürzte sich in den wind. daß es keine adleraugen waren, konnte man allerdings seinem melodischen spott entnehmen.

...

übers stoppelfeld schreiten : sich in die sohlenlöcher bohrende halme : ich laufe meilenweit für eine camel : wind kühlt schweißbluttränen : weinte ich nicht die ganze nacht? : über die nie weilenden wolken? : unstetes sein : was mir heute beliebt, ich verwerfe es morgen : und hab ich's verworfen : nimmerwiederseh'n : und wieder von vorn : über die ackerschollen schreiten : an die sohlen sich haftende klumpen aus lehm : ich laufe auf tönernen füßen : regen klatscht beifall und nässe und kälte : frohlockte ich nicht die ganze nacht? : über das sichere wiederwerden? : trügliches sein : was heute mir bleibt, ich verliere es morgen : was soll ich frohlocken : bis denne : und wieder von vorn : stehen vorm spiegel : unsichtbar sind beine und füße : mit augen nur wandern : glas bricht scherben klirren alles entzwei : webte ich nicht die ganze nacht? : am betteppich für die tagesgötzen? : schreckliches sein : alles, was dich anblitzt im spiegel, liegt hinter dir! : was soll ich noch forschen : und tschüß : und wieder von vorn und von vornherein wissen und im nachhinein wissen daß von vornherein gewußte sich wieder von vorn vorkauen zu müssen

Montag, 26. Juli 2004

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risse im trockenen lehmigen boden : hochsommer : und abends den schlauch in der hand (grünes abbild der hier wohnenden grüngelben schlangen (schlingpflanzenworte! (fortpflanzungsworte! (in heart of the heart of the country)))

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