Sonntag, 26. August 2007

doch meine worte ...

doch meine worte - doch meine schreie
verbrennen mich - verletzen
nicht mehr - wie blitze

meine haut - die heis’re glocke
ein scheiterhaufen - des himmels

aus sandelholz - stürzen ein
den niemand - verängstigt
entzündet das sündel das holz

(pron.: 3. pers. pl.)
(zur 1. sich ver-sing.)

spaghetti alla carbonara?
nur, wenn sie frische eier haben
einwandfrei natürlich


kursiv: Ungaretti „Solitudine“

Samstag, 25. August 2007

sie tranken unten ...

sie tranken unten
in den gärten ihr bier
und aßen ab und an
die eine winkelte arme
die andere beine
ein öffnen
ein schließen
ein beugen der köpfe
nach vorn und zurück

die junge
die alte

manchmal
ging sie schaukeln
die junge

im blattwerk
dann
orangen ihr oben
ihr leibchen
wie glimmer
im grün

so ein ab und ein zu

Freitag, 24. August 2007

tag wort ...

tag wort
tag ort
tat ort
tort wort
tat tag
wort karg

Mittwoch, 22. August 2007

Cholera moribus 2

2.

Na, was du nicht alles faselst, Herr Grübel,
du hast ihn nicht gelesen, den Erlaß.
Darin sagt Roms Vikar ganz ohne Spaß,
Cholera, das sei ein treffliches Übel,

daß der HErr sich ihrer völlig plausibel
bediene, sie uns schicke schier aus Haß,
denn Rom, ein Getto nun, der Frevel Faß
bodenlos und schwärzer noch als Stiebel.

Rom hat seine Pflicht verletzt, eben darum
nun kommt die Pest, als käm’ die Post gerast,
daß nur ja die Laien abkratzen ringsum.

Du faß’ dich lieber, noch eh’ du hurrahst,
wirst schon sehen, daß der Papst, ganz stikum,
den Leibdiener nur und den Wirt nicht schaßt.

4. August 1835

(dt. von mir)

>>> Cholera moribus 1

Dienstag, 21. August 2007

du doofer Mutterficker ...

du doofer Mutterficker

VONNEGUT, Schlachthof 5

Samstag, 18. August 2007

Leehre

tenaglia

meine lippen deine ...

meine lippen deine
fersen umspeicheln
verse umschmeicheln
dein speichelrad dich
rädern lassen
raben sag’ ich aas
raben sag’ ich fraß
meine lippen stippen
federkiele in dein fleisch

Mittwoch, 15. August 2007

meines bleibens ...

meines bleibens
unwahrheit
lehrt mich das
glas
die seite 78
die zahl 14
der zigaretten
mein dort
nicht mehr sein
mein hier
du weißt mein
hier

Dienstag, 14. August 2007

Cholera moribus 1

Giuseppe Gioachino BELLI

Cholera moribus
Konversation indisponierter gemeiner Leute im Wirtshaus und wiedererzählt in vierunddreißig Sonetten, und alle einwandfrei

1.

Na egal, ob Kollerdings, ob Cholera,
ich wette meinen Kopf für all mein Heu,
daß diese Seuche hier uns toi toi toi
nicht erreicht, zwar gibt es sie, doch hier? naja...

Habt ihr den Erlaß vernommen? Daß, wer da
der Jungfrau im August vertraut, sei scheu
im Kopf und dumm? Das heißt, bei meiner Treu,
nur die Einfaltspinsel haben’s schwererer.

In Nizza, sagt man, fegt sie alles fort.
Aber nur, weil diese Ommeletten
nicht wissen, wie man für das Leben sorgt.

Statt sich abzumüh’n mit Lazaretten:
Sie sollten sich den Arsch kasteien: dort!
Äschern könnten sie dann auch die Betten.

4. August 1835

(dt. von mir)

>>> Cholera moribus 2

Montag, 13. August 2007

an die wanken ...

an die wanken
den launen
eines unheftigen windes
gehorchenden zweige
des pflaumenbaums
vorm fenster
den blick nun heftend

Samstag, 11. August 2007

"yo soy un"

sie schaukelt ...

sie schaukelt
unten auf dem dorfplatz
immer höher geht’s
und weiß
sie ist allein

Freitag, 10. August 2007

beim glocken ...

beim glocken
schlag flocken
die stunden
verlocken
zum stocken
die wunden

ihr hocken
im blocken
der schrunden
schon trocken
(frohlocken!)
entschwunden

Donnerstag, 9. August 2007

an worten ...

an worten
kann man sich
nicht festhalten

wenn man
fällt
wie man fällt
bleibt immer
nur eine spanne

die zwischen
oben und unten

Mittwoch, 8. August 2007

abfallgrube ...

abfallgrube
des wie es hätte
sein können
alles
alles was
alles was in den buchstaben
in den buchstaben west und verwest
und west und verwest und
in allen den buchstaben und
dich wurmt in all dem wesen
und verwesen und dann

auch noch und sagen


[...] das Grabgewölbe wird geöffnet, der Todte mit Stricken um Hals und Beine aus dem Sarge gehoben, und so im größten Schwunge auf den Haufen der Todten zur allgemeinen Fäulnis hingeschleudert - der Grabdeckel wird schnell zugemacht [...]
Wilhelm Christian MÜLLER, Reise nach Italien (1824), zitiert nach: Otto Ernst ROCK, Die Wahrheiten des G.G. Belli, itb 754

Dienstag, 7. August 2007

ich könnte auch den tod vermissen ...

ich könnte auch den tod vermissen
so wie er einmal da war : traumgesicht
die ruh’, wie sanft auch immer : ur- ein -nicht
kein jenseits schreibt’s mir vor, kein wissen

soll ich den tod nun herzlich küssen?
mir wird nicht wie im traum nun licht so licht
und denke nun: man sitzt dem sein gericht
kein raum mehr, nacht nur und verschlissen.

man weiß nur kopf ab kugel siechen auch
gruben graben modern faul und bein sein
und benn’sch entgleiten aug’ und darm und bauch

ja, modern ante post, doch nur beim wein
und morgens - mag ja sein - wenn dich zum gauch
der wecker macht : und groß im bett all ein

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