Dienstag, 22. August 2006

stehen drei rosen ...

stehen drei rosen
am rand des zements
sind nur drei rosen
deren rot vehemenz
blühend umkosen
die disteln florenz essenz
als wollten die rosen
daß unkraut sie kränz'

Montag, 21. August 2006

müder tiber ...

müder tiber
im august
du hast immerhin
dein bett
meins muß ich mir
erst aussuchen

leer sind sie alle

Ed è subito sera

... und schon ist es Abend

Ein jeder weilt allein am Herzen der Erde
durchbohrt von einem Sonnenstrahl:
und schon ist es Abend.

Salvatore QUASIMODO

Ed è subito sera

Ognuno sta solo sul cuor della terra
trafitto da un raggio di sole:
ed è subito sera.

Sonntag, 20. August 2006

Salustius, Über die Götter und die Welt – 15,2

15,2 Und die Vorsehung der Götter breitet sich allerorten aus. Es bedarf nur der Prädisposition, um sie zu empfangen. Nun entsteht jede Prädisposition aus Nachahmung und Ähnlichkeit: weshalb die Tempel den Himmel nachahmen, die Altäre die Erde, und die Statuen der Götter das Leben (deshalb sind sie als lebendige Geschöpfe dargestellt); oder des weiteren die Gebete das Prinzip der Intelligenz, die geschriebenen Symbole die unsagbaren höheren Kräfte, die Pflanzen und die Steine die Materie, und die Opfertiere das irrationale Leben in uns.

[Salustius 15,1] <<>> [Salustius 15,3]
Einleitendes

Samstag, 19. August 2006

o we ...

o we
OW
oh au
owe'nt we
a woe
à vau-vent
à Vevey
o we

ove?

ob und wie ...

ob und wie
es ihm ergangen sei
fragt’ ich mich
und ihn
frugale frage: das!
ergangen ist es mir
diese frage zu stellen
und erginge mir
sonst nichts
erginge ich mich gern
auch sonst in solchen
fragilitäten

Freitag, 18. August 2006

lasertherapie

Netzhautlaser
Glaukomlaser
WARTESAAL
Nicht an die Türen anklopfen.
Nicht im Korridor aufhalten.

Gedanken-Laser

netzhaut-loser
glaukom-loser
gedanken-loser

netzhaut-looser
glaukom-looser
gedanken-looser

WARTESAAL
Nicht an die Türen anklopfen.
Nicht im Korridor aufhalten.

Donnerstag, 17. August 2006

alle sätze beugen ...

alle sätze beugen
wenn sie sind
über die worte
sich hinaus
wie aus fenstern
die niemand geschlossen

Unterhaltungsfaschismus

Ich werde die Teilnehmer meines Seminars dafür sensibilisieren, daß jeder neue Faschismus mit der Neuerfindung von Vorbehalten gegen bestimmte Opfergruppen beginnt und daß diese Vorbehalte im Schutz der Massenunterhaltung unmerklich situiert und ebenso unmerklich durchgesetzt werden. Schon jetzt hat der Unterhaltungsfaschismus bestimmte Schichten ausgemacht (Arbeitslose, Obdachlose, Arbeitsunwillige, Alte, Behinderte, Opfer, Dauerkranke), die mit brüderlich klingenden Fernsehshows gekennzeichnet und dann sanft eliminiert werden.

Wilhelm GENAZINO, Die Liebesblödigkeit

Mittwoch, 16. August 2006

den sternen ...

den sternen
die stirne bieten
und warten
auf die spuren
dessen
was fallend
im nachhinein
verwunschen
sich zerwünscht

Dienstag, 15. August 2006

so recht brennen ...

so recht brennen
wollte das hornissennest
mit den weißen larven
auch wieder nicht
nun liegt es angekokelt
hinten im garten
zertrampelt im ruß
mit dem zusammen es
den schornstein hinab fiel

nur weil sie selbst herabfielen
die hornissen - erschöpft an der
fensterscheibe voll licht
und noch stachen, wenn man
sie aufsammelte, halb noch
am leben - und dann der nachbar
auch er habe welche gehabt
im schornstein - da sei dann
die feuerwehr gekommen
(ohne ta-tü-ta-ta) - also auch hier
dann mußte sie kommen - und
kam (ohne ta-tü-ta-ta) - einer
stieg aufs dach, sprühte gift
und ließ alles hinunterfallen

aber so recht brennen
wollte es nicht - das hornissennest

Montag, 14. August 2006

gewitterstimmung (interieur)

ausseninnen

gewitterstimmung (interieur)

Sonntag, 13. August 2006

dem sein es ...

dem sein es
entwenden

dichter sind diebe
leser sind hehler

Samstag, 12. August 2006

meinen tisch ...

meinen tisch
bedecken
wie wolken
die täglich
gleichen dinge

immer seh'n
sie anders aus

Freitag, 11. August 2006

im zungenwald ...

im zungenwald
legen blätter
tag für tag
eine neue
grammatik
zwischen deine
spröden lippen

Donnerstag, 10. August 2006

die wolken ...

die wolken
bedecken
kein dunkel

zwiesprach 11

Er, barmherzig ein taschentuch mir reichend: du schwitzt ja!
Ich: und die brille beschlagen, als wäre ich eine waschküche.
Er: inmitten geschäftiger frauen.
Ich: denen geschäftigkeit eigen.
Er: und dem manne, der an seinem schreibtisch sitzt, begreiflich machen, es gebe auch anderes zu tun.
Ich: wem sagst du das! tust du eines, wissen sie immer noch zehn andere dinge zu tun!
Er: so daß deine nase ganz zu einem "rara avis" wird.
Ich: wär' ich nur ein selt'ner vogel, ich wollte wohl von der geschäftigkeit verschont und nur noch von neugier umschmeichelt sein!
Er: aber seltene vögel fliegen schneller davon als du.
Ich: das heißt?
Er: du weißt schon!
Ich: nichts weiß ich. ich warte auf den herbst.
Er: so geht's einem, wenn er auf dem lande lebt!
Ich: ja, der lauf der jahreszeiten, es vergeht und wird wieder.
Er: eben, das wollte ich damit sagen!

Dienstag, 8. August 2006

ja, so freut man sich ...

ja, so freut man sich
wenn es einem gelingt
sich in der unterschrift
hinzuschnörkelen
wie das non plus ultra

einer aufgebauschten
nicht-ich-keit

trifft-ich nur der tropfen
der dir mitten auf die
stirne fällt! - - - - - - -

Er war jung genug, um zu durchschaun, daß man sich eine Freunde an den Daseinsschnörkeln einredet, wenn nichts mehr mehr [sic!] ans wollende Herz greift.
Robert MUSIL, MoE II, S. 1957 [und wie so selten: ein Buch lesen und dabei bis Seite 1954 [was machen dann die später geborenen? [warten?]] und drüber kommen! [als überlebte man sich...]]

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