stehen drei rosen
am rand des zements
sind nur drei rosen
deren rot vehemenz
blühend umkosen
die disteln florenz essenz
als wollten die rosen
daß unkraut sie kränz'
parallalie - 22. Aug, 20:24
müder tiber
im august
du hast immerhin
dein bett
meins muß ich mir
erst aussuchen
leer sind sie alle
parallalie - 21. Aug, 22:37
... und schon ist es Abend
Ein jeder weilt allein am Herzen der Erde
durchbohrt von einem Sonnenstrahl:
und schon ist es Abend.
Salvatore QUASIMODO
Ed è subito sera
Ognuno sta solo sul cuor della terra
trafitto da un raggio di sole:
ed è subito sera.
parallalie - 21. Aug, 18:21
15,2 Und die Vorsehung der Götter breitet sich allerorten aus. Es bedarf nur der Prädisposition, um sie zu empfangen. Nun entsteht jede Prädisposition aus Nachahmung und Ähnlichkeit: weshalb die Tempel den Himmel nachahmen, die Altäre die Erde, und die Statuen der Götter das Leben (deshalb sind sie als lebendige Geschöpfe dargestellt); oder des weiteren die Gebete das Prinzip der Intelligenz, die geschriebenen Symbole die unsagbaren höheren Kräfte, die Pflanzen und die Steine die Materie, und die Opfertiere das irrationale Leben in uns.
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Salustius 15,3]
Einleitendes
parallalie - 20. Aug, 17:12
o we
OW
oh au
owe'nt we
a woe
à vau-vent
à Vevey
o we
ove?
parallalie - 19. Aug, 20:58
ob und wie
es ihm ergangen sei
fragt’ ich mich
und ihn
frugale frage: das!
ergangen ist es mir
diese frage zu stellen
und erginge mir
sonst nichts
erginge ich mich gern
auch sonst in solchen
fragilitäten
parallalie - 19. Aug, 19:12
Netzhautlaser
Glaukomlaser
WARTESAAL
Nicht an die Türen anklopfen.
Nicht im Korridor aufhalten.
Gedanken-Laser
netzhaut-loser
glaukom-loser
gedanken-loser
netzhaut-looser
glaukom-looser
gedanken-looser
WARTESAAL
Nicht an die Türen anklopfen.
Nicht im Korridor aufhalten.
parallalie - 18. Aug, 19:09
alle sätze beugen
wenn sie sind
über die worte
sich hinaus
wie aus fenstern
die niemand geschlossen
parallalie - 17. Aug, 18:04
Ich werde die Teilnehmer meines Seminars dafür sensibilisieren, daß jeder neue Faschismus mit der Neuerfindung von Vorbehalten gegen bestimmte Opfergruppen beginnt und daß diese Vorbehalte im Schutz der Massenunterhaltung unmerklich situiert und ebenso unmerklich durchgesetzt werden. Schon jetzt hat der Unterhaltungsfaschismus bestimmte Schichten ausgemacht (Arbeitslose, Obdachlose, Arbeitsunwillige, Alte, Behinderte, Opfer, Dauerkranke), die mit brüderlich klingenden Fernsehshows gekennzeichnet und dann sanft eliminiert werden.
Wilhelm GENAZINO, Die Liebesblödigkeit
parallalie - 17. Aug, 15:20
den sternen
die stirne bieten
und warten
auf die spuren
dessen
was fallend
im nachhinein
verwunschen
sich zerwünscht
parallalie - 16. Aug, 21:58
so recht brennen
wollte das hornissennest
mit den weißen larven
auch wieder nicht
nun liegt es angekokelt
hinten im garten
zertrampelt im ruß
mit dem zusammen es
den schornstein hinab fiel
nur weil sie selbst herabfielen
die hornissen - erschöpft an der
fensterscheibe voll licht
und noch stachen, wenn man
sie aufsammelte, halb noch
am leben - und dann der nachbar
auch er habe welche gehabt
im schornstein - da sei dann
die feuerwehr gekommen
(ohne ta-tü-ta-ta) - also auch hier
dann mußte sie kommen - und
kam (ohne ta-tü-ta-ta) - einer
stieg aufs dach, sprühte gift
und ließ alles hinunterfallen
aber so recht brennen
wollte es nicht - das hornissennest
parallalie - 15. Aug, 19:11
gewitterstimmung (interieur)
parallalie - 14. Aug, 19:27
dem sein es
entwenden
dichter sind diebe
leser sind hehler
parallalie - 13. Aug, 18:42
meinen tisch
bedecken
wie wolken
die täglich
gleichen dinge
immer seh'n
sie anders aus
parallalie - 12. Aug, 16:41
im zungenwald
legen blätter
tag für tag
eine neue
grammatik
zwischen deine
spröden lippen
parallalie - 11. Aug, 21:44
die wolken
bedecken
kein dunkel
parallalie - 10. Aug, 22:13
Er, barmherzig ein taschentuch mir reichend: du schwitzt ja!
Ich: und die brille beschlagen, als wäre ich eine waschküche.
Er: inmitten geschäftiger frauen.
Ich: denen geschäftigkeit eigen.
Er: und dem manne, der an seinem schreibtisch sitzt, begreiflich machen, es gebe auch anderes zu tun.
Ich: wem sagst du das! tust du eines, wissen sie immer noch zehn andere dinge zu tun!
Er: so daß deine nase ganz zu einem "rara avis" wird.
Ich: wär' ich nur ein selt'ner vogel, ich wollte wohl von der geschäftigkeit verschont und nur noch von neugier umschmeichelt sein!
Er: aber seltene vögel fliegen schneller davon als du.
Ich: das heißt?
Er: du weißt schon!
Ich: nichts weiß ich. ich warte auf den herbst.
Er: so geht's einem, wenn er auf dem lande lebt!
Ich: ja, der lauf der jahreszeiten, es vergeht und wird wieder.
Er: eben, das wollte ich damit sagen!
parallalie - 10. Aug, 18:48
ja, so freut man sich
wenn es einem gelingt
sich in der unterschrift
hinzuschnörkelen
wie das non plus ultra
einer aufgebauschten
nicht-ich-keit
trifft-ich nur der tropfen
der dir mitten auf die
stirne fällt! - - - - - - -
Er war jung genug, um zu durchschaun, daß man sich eine Freunde an den Daseinsschnörkeln einredet, wenn nichts mehr mehr [sic!] ans wollende Herz greift.
Robert MUSIL, MoE II, S. 1957 [und wie so selten: ein Buch lesen und dabei bis Seite 1954 [was machen dann die später geborenen? [warten?]] und drüber kommen! [als überlebte man sich...]]
parallalie - 8. Aug, 22:46