Ein Reisfeld bei Vercelli unter der Sahnehaube des Sommers. Die Flügel ihres schlaffen Hutes schlagen Schatten in ihr gewieftes Lächeln. Schatten streifen die zu einem Butterlächeln erstarrten, ins heiße sämige Licht getränkten Züge, laufen wie Molke grau am Kinn herab, legen dottergelbe Streifen auf die triefende Stirn, ranzig gewordene Körpersäfte lauern schlupfreif in den Augen.
A ricefield near Vercelli under creamy summer haze. The wings of her drooping hat shadow her false smile. Shadows streak her falsely smiling face, smitten by the hot creamy light, grey wheyhued shaddows under the jawbones, streaks of eggyolk yellow on the moistened brow, rancid yellow humour lurking within the softened pulp of the eyes.
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erste (und gar eine zweite) version.
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Giacomo Joyce 6
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Giacomo Joyce 8
parallalie - 11. Jan, 19:49
Geründet und gereift: rund gedeichselt durch Wechselheiraten und reif geworden im abgeschotteten Treibhaus der Mischpoke.
Rounded and ripened: rounded by the lathe of intermarriage and ripened in the forcing-house of the seclusion of her race.
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erste version.
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Giacomo Joyce 5
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Giacomo Joyce 7
parallalie - 10. Jan, 20:45
Sie schneuzt nie die Nase. Auch eine Art sich auszudrücken: je weniger desto mehr.
She never blows her nose. A form of speech: the lesser for the greater.
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erste version.
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Giacomo Joyce 4
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Giacomo Joyce 6
parallalie - 9. Jan, 21:40
Der helle, tackende Widerhall hoher Absätze auf den Stufen aus Stein. Im Burgfried wintert’s schon, klirrende Kettenhemden, grobschlächtige Eisenleuchter über den Windungen der sich verschlingenden Turmstiegen. Tastende, tackende Hacken, ein hell hallendes Geräusch. Da sei Wer unten, wolle die genädige Frau sprechen.
High heels clack hollow on the resonant stone stairs. Wintry air in the castle, gibbeted coats of mail, rude iron scones over the windings of the winding turret stairs. Tapping clacking heels, a high and hollow nose. There is one below would speak with your ladyship.
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erste version.
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Giacomo Joyce 3
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Giacomo Joyce 5
parallalie - 7. Jan, 22:34
(mit einigen nachgeschobenen zetteln)
dianenschlag vom
attersee
ach daß ich dich
doch wiederseh’
zwischen eben noch
und weiß der mond
wann sonst
see see the world
is incarnate
als die entrückten
linden aufgereiht
mir einen kassiber
zusteckten
und der frühling
viel zu spät begann
mit der aus der
“Vita nova” heraus-
gerutschten
rezeptierung
berlin, 21.4.83,
war die sonne
dem abend
längst schon
unsrer dann
stillen runde
voraus geeilt
und den gläsern
die uns aus den
händen wuchsen

parallalie - 6. Jan, 22:18
Ich stech’ in See auf lauer Rede seichter Welle: Swedenborg, der Pseudo-Dionysius, Miguel de Molinos, Gioacchino da Fiore. Schon flaut es ab. Ihre Mitschülerin, die ihren abgedrehten Körper wieder zurückschraubt, schnurrt in ihrem Wiener Italienisch ein gedehntes:
Che coltura! Die langen Augenlider senken und heben sich kurz: ein in der samtenen Iris spitz aufzuckender, brandschatzender Nadelstich.
I launch forth on an easy wave of tepid speech: Swedenborg, the pseudo Areopagite, Miguel de Molinos, Joachim Abbas. The wave is spent. Her classmate, retwisting her twisted body, purrs in boneless Viennese Italian: Che coltura!
The long eyelids beat and lift: a burning needleprick stings and quivers in the velvet iris.
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erste version.
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Giacomo Joyce 2
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Giacomo Joyce 4
parallalie - 6. Jan, 17:07
Ihre Handschrift zieht lange feine Spinnfäden, ihre abschätzige ergebene Ruhe dabei: eine junge Frau aus gutem Hause.
Cobweb handwriting, traced long and fine with quiet disdain and resignation: a young person of quality.
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erste version.
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Giacomo Joyce 1
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Giacomo Joyce 3
parallalie - 4. Jan, 22:55
Wer? Ein blasses Gesicht, umgeben von dichten, duftigen Pelzen. Ihre Bewegungen scheu und nervös. Sie benutzt ein Lorgnon.
Yes. Eine kurze Silbe. Ein kurzes Auflachen. Ein kurzes Senken der Augenlider.
Who? A pale face surrounded by heavy odorous furs. Her movements are shy and nervous. She uses quizzing-glasses.
Yes: a brief syllable. A brief laugh. A brief beat of the eyelids.
Die Textarbeit bei mir in Amelia zusammen mit Alban Nikolai Herbst geht sehr gut voran. Hier die ursprünglichen Versionen von Alban Nikolai Herbst und mir. Peu à peu meine weiteren zweiten Versionen, später auch mit einem Link zu Albans zweiten Versionen.
parallalie - 3. Jan, 22:33
gekommen
sein wird
was gekommen
ist
ohne das
(ohne daß)
gekommen wäre
oder kommen
würde sie
in die einst
verstrickten
sich verstrickenden
worte
die sich ständig
im einst
auflösen werden
ohne freier
zu sein
nach dem lesen der zeilen Und über die Toten zu schreiben, / ist auch ein Spiel, das schwer ist, / von dem, was einst kommt. von Tomas Tranströmer ‘Sämtliche Gedichte’, aus dem Schwedischen von Hanns Grössel
parallalie - 29. Dez, 21:37
spiegel splittert
das eisen
in der hand
im letzten traum
pochte eine katze
ans fenster
wegzehrung
für das holzscheit
das umgewendet
besser brennt
im spiegelblick
immer noch die
wenigen fische
die der traum
davor geangelt
sprottenspott
parallalie - 24. Dez, 23:11
alter hält einzug
im sprühenden nebel
der schirm hat
einen knick
es dauert
bis er sich öffnet
sind die haare naß
glück im unglück
wer hat, der hat
im chor die münder
verbeißen sich
an der freude
und kauen funken
die stieben
wie menschen, die
sich zugrunde richtend
sich sich zum
grunde legen
selbstvergessen
parallalie - 21. Dez, 21:38
die finger
bewegen sich
im lichtviereck
wachsen zwei
schwänze
aus mir heraus
ganz hinten
an der wand
unterm tisch
unter den es
gekrochen
parallalie - 14. Dez, 21:31
etwas
anderes
als beten
henkt
alle
hände
“das opfer”
sei ihrs
ihr “bin ich”
ihr
“ciao ciao”
auf den
treppen, die
ins hinab
führen
ins gesagte
parallalie - 9. Dez, 23:20
con le foglie
disperse sui piani
cade il bianco
sulle vallate
e splende
tuttora il giorno
nell’alto raggio del sole
raggiante la festa
che dalle porte
sconfina le città
la calma della natura
il silenzio dei campi
come le menti
degli uomini
e ancora più alte
ecco le differenze
ecco l’alta immagine
di cui si foggia
la natura
anziché di clemenza
come in primavera
25 dicembre 1841
con ossequie
Scardanelli
Winter
Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Tale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren.
Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen
Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.
d. 25 Dezember 1841.
Dero
untertänigster
Scardanelli.
Hölderlin
parallalie - 8. Dez, 22:48
wie es ihm
zuhanden
im iste
(moi, je vis
salement!)
kommt es
durchs ohr
ihm wieder
(et dans
mon chant)
abhanden
was, weder lied
noch leid
das weite sucht
parallalie - 5. Dez, 23:00