Montag, 7. August 2006

Ganz in Gedanken ein Wäldchen streifend ...

Ganz in Gedanken ein Wäldchen streifend...
(Franco Sacchetti - um 1330 bis 1400)

Ganz in Gedanken ein Wäldchen streifend,
waren Frauen drin, nach Blumen schweifend,
- Diese hier und jene hier -
erklang's - Oh, da! wie fein! -
- Was ist's, oh sag, was ist's? -
- Eine Lilie, die ist mein! -
- Pflück rasch die Veilchen dir. -
- Ah! was sticht das Dornenzeug! -
- Die da schafft's, das sag' ich euch. -
- Ei, ei, was springt denn da? -
- Mich dünkt's 'ne Grille, nein? -
- Kommt her, oh, eilt herbei:
sammelt die Rapunzeln ein. -
- Die da? sind keine, na?! -
- Doch, doch, sind welche! -
- Du da,
oh du, ja,
komm her,
komm her:
der Pilze wegen. -
- Da drüben,
da drüben,
seht doch, die Kräuter. -
- Laßt uns eilen,
das Wetter ist gar nicht geheuer! -
- Blitze zucken! -
- Donner rucken! -
- Schon läutet's Vesper. -
- Aber nein! Noch nicht mal die Non'! -
- Hört, hört,
der Nachtigall lieblichen Ton:
"Hübsche Maid,
Lieb' und Leid." -
- Ich spür'... mir fehl'n die Wort'... -
- Was denn? -
- Ja, was und wo? -
- In dem Busche dort. -
Die Hand hinein, hinaus und wieder 'nein,
dieweil Getöse auf Getös' sich türmt,
und eine Natter kommt herausgestürmt.
- Oh, daß dich...! - Elendige! -
- Weh mir! -
Und wie sie voll Angst die Flucht ergreifen,
da regnet's herab in dicken Streifen.
Die eine rutscht,
die andere fällt,
noch eine sticht sich den Fuß.
Zu Boden geh'n Girlanden;
die läßt, was sie gesammelt, jene straucht:
glücklich die, die zu laufen vermag.
So starr stand ich und schaute ohne Unterlaß:
kaum merkt ich's, und ich war - plitschnaß.


Passando con pensier per un boschetto,
donne per quello givan, fior cogliendo,
- To' quel, to' quel - dicendo.
- Eccolo, eccolo! -
- Che è, che è? -
- È fior alliso. -
- Va' là per le vïole. -
- Omè, che 'l prun mi punge! -
- Quell'altra me' v'agiunge. -
- Uh, uh! o che è quel che salta? -
- È un grillo. -
- Venite qua, correte:
raperonzoli cogliete. -
- E' non son essi. -
- Sì, sono. -
- Colei,
o colei,
vie' qua,
vie' qua
pe' funghi. -
- Costà,
costà,
pel sermolino. -
- No' staren troppo,
che 'l tempo si turba! -
- E' balena! -
- E' truona! -
- E vespero già suona. -
- Non è egli ancor nona! -
- Odi, odi,
è l'usignol che canta:
"Più bel v'è,
più bel v'è." -
- I' sento... e non so che. -
- Ove? -
- Dove? -
- In quel cespuglio. -
Tocca, picchia, ritocca,
mentre che 'l busso cresce,
ed una serpe n'esce.
- Omè trista! - Omè lassa! -
- Omè! -
Fugendo tutte di paura piene,
una gran piova viene.
Qual sdrucciola,
qual cade,
qual si punge lo pede.
A terra van ghirlande;
tal ciò ch'ha colto lascia, e tal percuote:
tiensi beata chi più correr puote.
Sì fiso stetti il dì che lor mirai,
ch'io non m'avidi e tutto mi bagnai.



gehörte eigentlich in die schublade... sei's drum

es regnet ...

es regnet
herbeigebellt
vom donner
der hund
es regnet

vor deinen augen
viel weiß und viel blau
in das hineinragt
viel braun und viel grün
es regnet

über dir
die zimmerdecke
aber es regnet
nicht von der decke
es regnet ins bild

es regnet

Ungaretti übersetzen

Beim Verlinken von Ungaretti für litlinks, stieß ich auf folgende Übersetzung des Gedichts "Soldati":

Man ist wie
im Herbst
auf den Bäumen
die Blätter

Erschienen im P. Kirchheim Verlag, in Band 1 der einzigen vollständigen Ungaretti-Übersetzung (insgesamt 4 Bände). Die Übersetzer heißen Angelika Baader und Michael von Killisch-Horn.
Im Original:

Si sta come
d'autunno
sugli alberi
le foglie

Zwar unpersönliches Fürwort dieses "si", aber mit dem Subjekt man lese ich fast ein "Man ißt"! was? die Blätter?

Fragt man jemanden auf italienisch, wie es ihm geht, dann fragt man: "come stai?" Ist wohl kein "Wie bist du?", möchte ich meinen.

Also wohl besser:

Es geht einem
wie im Herbst
auf den Bäumen
den Blättern

Bin sowieso völlig vergratzt über diese Leseproben. Ein anderes Beispiel:

ECHO

Barfuß hindurch aus Mondwüsten
heitere Liebe, bevölkerst du
Mit einem Echo das verbannte Universum und läßt
Im Fleisch der Tage,
Immerwährende Spur, eine verhüllte Wunde.

Original:

ECO

Scalza varcando da sabbie lunari,
Aurora, amore festoso, d'un eco
Popoli l'esule universo e lasci
Nella carne dei giorni,
Perenne scia, una piaga velata.

Wo bitte, ist die Aurora geblieben????

Auch die anderen Lesebeispiele sind einfach nur platt! Einfach nur Zeile für Zeile abgehakt... oder wie klingt dieses:

"Kehrt sich zu überwältigen die Morgenröte zurück"... Zurück wohin? Nein, sie kehrt ja doch wohl zumindest wieder. Sich zu überwältigen? Nein, "a rapirsi", sich zu entführen. Aber auch ein figürliches "sich entzücken"!!! Also "sich wieder entzückend Aurora" oder so ähnlich. Jedenfalls ist der Vers kurz im italienischen: "torna a rapirsi Aurora".

Vier Bände insgesamt, pro Band 50 Euro. Lieber das Geld sparen und selber machen.

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