s : schrieb ich : und wartete : auf die fortsetzung : als ob ein buchstabe : allein ausreichte : als keim für einen text : selbst ein Es : bedeutet nichts : es verbirgt sich : und treibt sein unwesen : im verborgenen des offenbarten verborgenen : und borgt mir bilder : aus denen ich : schreibend mich herauswinde : um dahin zurückzukehren : was ich verlassen wollte : s
Gehe in dich, das ist leicht gesagt. Doch es zu tun, ist schon deshalb schwerer, weil da wenig Auslauf ist. Was aber nicht hindert, sich immerhin zu versenken. Nur wer verstockt ist, steht in sich still.
(Ernst BLOCH: Tübinger Einleitung in die Philosophie)
parallalie - 10. Sep, 21:20
Er schien auf mich zu warten, denn als ich mit dem auto an der kreuzung angelangt war, wo das asphaltierte stück straße anfängt, und wo die zahlreiche katzenkolonie ihr zuhause hat, da lag Er in der hängematte vor dem haus, das zuweilen römer beherbergt. Er sprang gleich auf, als Er mein auto um die ecke fahren sah, und erst im letzten moment ward ich Seiner gewahr, bremste, ließ die scheibe hinuntergleiten, hob meine rechte hand, legte den daumen an die kuppen der anderen finger, und ließ so die hand ein paarmal auf mich zu wippen: "mbeh?"
Er: Konntest dich wohl wieder nicht losreißen?
Ich: Du meinst von der begierde auf neues im wehwehweh?
Er: Blog, genau!
Ich: Tja, weiß auch nicht, als ob ständig müßte...
Er: Schlimmer!
Ich: Du meinst? - Steig ein.
Er (einsteigend): Danke. Wohin geht's? - Ich meine, du vernetzt dich an allen ecken und enden, so daß du schließlich nur noch im netz hängst, weil nichts mehr unabhängig voneinander besteht. Ein sich selbst verschlingender kreis. Darum brauchst du mich: ich bin außer dir und deinem netz.
Ich: Post, zigaretten, supermarkt. - Mein wohltäter, mein erlöser, mein erretter! Magnanimo wie immer! Einerseits meinst du, ich sei im netz gefangen, andererseits behauptest du, ich sei von dir abhängig. Ich fürchte, weder das netz noch du haben mir dreinzureden.
Er: Und tun es doch.
Ich: Also bitte, das müßte ich ja nun wirklich wissen.
Er: Und weißt es nicht.
Ich (uneinsichtig): Doch.
Er (beharrlich): Nein.
Um nicht in das kindliche und endlose nein-doch-spiel zu verfallen, versuchte ich einzulenken, weil die diskussion in meiner heutigen verfassung sowieso zu nichts geführt hätte, und ich meinen widerpart doch schon etwas kannte:
Ich: Ich werd' drüber nachdenken, aber was hältst du davon, wenn wir uns beim "Golosauro" zwei brötchen mit porchetta holen?
Dies schien Ihn aufzuheitern (wer weiß, aus welch geschmacks-mnemotischen gründen), und Er ließ sein beifahrerfenster hinuntergleiten, legte den arm flach in die öffnung mit der in fahrtrichtung nach vorn auf den luftstrom gebetteten hand.
Er (singend): Don't sleep in the subway, darling...
Ich sah Ihn angesichts der letzten kurve vorm dorf nur einen kurzen moment lang von der seite an: Seine augen schienen wie abwesend, und ich mußte mich an den werbespot für ein auto mit panoramafenster nach oben hin von gestern abend erinnern, bei dem ich zu meiner frau sagte: "Vedrai che adesso sbatte contro un albero con tutto 'sto cielo che sta a guarda'".
Er (versonnen): Paß auf, da vorn ist der friedhof!
parallalie - 10. Sep, 13:11
fortschritte machen
schritte unternehmen
rückschritte vermeiden
oder einfach nur
jeden schritt zählen
raum und zeit vermählen
so ganz ohne uhr
aus dem jetzt scheiden
das hier fortnehmen
im nirgend-nie wachen
jede wahre sprache ist unverständlich (ARTAUD)
wahr sind nur die gedanken, die sich selber nicht verstehen (ADORNO)
parallalie - 10. Sep, 10:33