Donnerstag, 9. September 2004

...

wer ständig nur zitiert, um sich mit erlesener weisheit zu schmücken, weiß zwar, wie er im spiegel aussieht, aber nicht, warum er so aussieht.

...

Er (staub aus seinen klamotten klopfend): Hi.
Ich (abstand nehmend wegen des aufwirbelnden staubes): Hi.
Er: Nun übertreib mal nicht mit deinen fragen!
Ich: O, bitt' um vergebung: alles i.o.?
Er: Bestens.
Ich (nachäffend): Nun übertreib mal nicht mit deinen antworten!
Er (seinerseits nachäffend): O, bitt' um vergebung: was hältst du davon?
Er kramte ein stockfleckiges buch aus der tasche und blies über die oberseite des einbands. nochmal staub! und muffgeruch! Er drehte den titel zu sich.
Er: Jou Pu Tuan.
Ich: Wie bitte?
Er: Jou Pu Tuan: Andachtsmatten aus Fleisch.
Ich: Allegorie des staubs?
Er: Mitnichten! erotischer sittenroman von Li Yü. 17. jahrhundert.
Priapos (plötzlich auftauchend): Interessant!
Er: Das erstmals 1959 von Franz Kuhn übersetzte buch (er wedelte mit dem buch) wurde zuvörderst wegen der "sehr freizügigen" chinesischen holzschnitte 1961 in der Schweiz verboten und beschlagnahmt!
Priapos: Darf ich mal sehen?
Er: Nun reiß dich doch mal zusammen, du alter hurenbock!
Er reichte es mir, und - Priapos abwiegelnd - blätterte ich in der verbotenen ausgabe.
Ich (versonnen): Ich muß dabei immer an die morgendlich sich spreizenden blüten denken, weiß auch nicht warum...
Er: Und ich an das Barberini-Wappen...
Lar: Bienchen, bienchen, summ herum...
Priapos eierte rasch und sich eine gesäßhälfte haltend von dannen, als hätte ihn irgendetwas dorthin gestochen.
Ich: War bestimmt teuer?
Er: Iwo! in Zürich fand ich's für 37 euro.
Er setzte sich daraufhin an den tisch, nicht bevor er - mit dem zaunpfahl winkend - in die weinecke geschielt hatte.

...

wärmende sonne : vertreibt morgenkühle : reibt sich in den rücken : auf der terrasse stehend : ragt weit unter mir : auf dem zementierten hof : mit verwischten konturen : mein schatten voran : ihm nachblickend : denk' ich ihn nach : und begreif' mich : zumindest als körper

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