parallalie : Rubrik:Äpfelschuh'
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parallalie
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2009-06-30T22:44:47Z
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2000-01-01T00:00:00Z
parallalie
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Äpfelschuh'
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<p align="center">ÄPFELSCHUH' verhieß ich deinen Füßen<br />
und das Mal davor botest du mir eine Birne an<br />
ich sagte Nein<br />
und dachte an Ribbeck<br />
den Mädchenverführer<br />
<br />
Beim Kaffee dann lehnte ich mich<br />
mit beiden Armen auf den Thresen<br />
und schaute dich von der Seite an<br />
wie wohl Verliebte tun<br />
<br />
Nie auch wartete ich ungeduldiger auf Post</p>
17.5.97<br />
<br />
<small>"Also ging der Held, in den Kreis schönlockiger Jungfraun / Sich zu mischen, so nackend er war; ihn spornte Not an. / Furchtbar erschien er den Mädchen, vom Schlamm des Meeres besudelt; / Hiehin und dorthin entflohn sie, und bargen sich hinter die Hügel. / Nur Nausikaa blieb."</small><br />
Odyssee, Sechster Gesang <br />
<p align="center">IM SANDGESPINST hingebreitet<br />
gestrandetes Traumgut<br />
dein Ebenbild:<br />
la femme-bâteau (ivre?)<br />
<br />
Nur Nausikaa blieb...<br />
und wünsch' mich zu der Phäaken Eiland<br />
meine Brust zu baden im Morgenrot<br />
den Delphinen ein Freund<br />
oder Freundin<br />
(ich bin der und ich bin die)<br />
<br />
Tiefblau funkelt<br />
doch stumm bleibt<br />
das Gespinst<br />
wie Gespinste wohl tun<br />
...mag sein, daß sie wimmeln<br />
<br />
Connecting...<br />
Checking host for mail...<br />
0 (zero) news...</p>
18.5.97
<p align="center">DAHINSPAZIEREN<br />
einfach nur voneinander reden<br />
(das mit- verkneif' ich mir<br />
und mein' ich auch gar nicht)<br />
<br />
Beim Scheiden dann versuch' ich<br />
mein Gesicht<br />
so weit zu öffnen<br />
daß all mein Ich heraustritt<br />
verletzbar<br />
bloß<br />
und ungefälscht<br />
<br />
Spieglein, Spieglein an der Wand<br />
wer ist der Schönste im ganzen Land<br />
<br />
Wie Spiegel wohl tun<br />
kam als Antwort<br />
mein Ich mir entgegen<br />
<br />
Drop me a line!</p>
19.5.97<br />
<br />
<small>Ich soll Dich anseh'n,<br />
Immerzu.<br />
<br />
Else Lasker-Schüler </small>
<p align="center">ICH WILL", so las ich fortwährend<br />
ohne es zu merken zunächst<br />
und daß wir uns heute sahen<br />
so rein zufällig wie nie<br />
war wie ein Feuerwerk<br />
so schnell ging's vorüber<br />
und nachher blieb so eine leere Stelle<br />
ich weiß nicht wie<br />
<br />
Und doch:<br />
es ist als erlebt' ich eine Renaissance<br />
die Du mir beschert<br />
und niemand sonst<br />
<br />
Die Tage fliegen hin<br />
wie Tage wohl tun<br />
aber der Gedanken Lerchengesang<br />
erhebt sich himmelweit<br />
in nimmersatte Sphären<br />
<br />
Und doch: nichts ist wie sonst<br />
<br />
Only the mail is: none!</p>
20.5.97
<p align="center">DU REDEST manchmal so schnell<br />
als wärst du selbst ein Feuerwerk<br />
und springst von Gedanken zu Gedanken<br />
und ich weiß kaum wie mir wird<br />
und frag' dann blöd:<br />
Bitte... wie?<br />
<br />
Ein fremder Duft umgab dich heut'<br />
grad so<br />
wie Frau'n wohl tun<br />
die man grad' aufgeputzt<br />
("auch du schnipp-schnapp?")<br />
und ich fand dich kaum wieder<br />
<br />
Doch sagtest du Dinge<br />
die hätt' ich selber sagen können<br />
so gleichgestimmt meiner Seele<br />
find' ich dich<br />
und bin perplex<br />
<br />
Heut' las ich Post: aber nicht von dir</p>
21.5.97
<p align="center">DEINEM NAMENSTAG heute<br />
bracht' ich Wunder dar<br />
nicht aber faßte ich mir ein Herz<br />
mich selber Dir zu präsentieren<br />
denn du warst gerade nicht da<br />
wohl hört' ich deine Stimme<br />
aber<br />
<br />
Wie ein Eindringling<br />
schlich ich davon<br />
getrieben<br />
von unsäglich archaischen Ängsten<br />
- keiner weiß wie mir ist -<br />
<br />
Kalt und herzausreißend folgte dann<br />
mir der finstere Schatten<br />
meiner Dunkelgedanken<br />
und wie Schatten wohl tun:<br />
er ließ mich nicht<br />
<br />
Aus den Flügeln des Pegasus heraus fiel indes nichts</p>
22.5.97
<p align="center">HEUT' KAMST DU mir auf der Salaria entgegen<br />
und fast war's mir peinlich<br />
- wie das? -<br />
vielleicht weil ich wieder Angst hatte<br />
vor unfreiwilligem Unbehagen<br />
deinerseits<br />
(jetzt rufst du hoffentlich: Quatsch!) <br />
<br />
Ausreden möcht' ich mir das alles<br />
aber wir schleckten doch Eis nebeneinander:<br />
ich zwar ungeschickt:<br />
es tropfte mir in die Hand<br />
<br />
Auch meine Worte wurden klebrig und ungeschickt<br />
wie meine Worte häufig wohl tun<br />
<br />
Später dann sah ich an Bildern mich satt<br />
Beinüberschlagen hingefläzt vor der Leinwand<br />
"che la forza sia con te"<br />
Prinzessin!<br />
<br />
Und immer wieder: Check your POP3 host for new mail...</p>
23.5.97
<p align="center">FAST KÜHL bis ans Herz hinan<br />
komm' ich mir vor - heut':<br />
das Gedankenschiff<br />
ein riesiges Theater<br />
auf dem ich dich mit mir rezitieren lasse<br />
rundum blaut horizontenweit<br />
die Wirklichkeit <br />
<br />
Kein kettendes Wir<br />
kein scheinbar rettender Du-und-ich-Hafen<br />
das sonst aufbrausende Seelenmeer<br />
heut' liegt es mattfunkelnd flach <br />
<br />
Und wie Stürme wohl tun<br />
so folgen sie Zeiten der Ruhe<br />
die dennoch aus manchen Gründen<br />
unbehaglich an der Seele kleben<br />
wie das Eis von gestern an den Händen <br />
<br />
How would it be: a message from you?</p>
24.5.97
<p align="center">NUN SCHAUT SIE da herab von der Wand<br />
ins Leere<br />
die bräutliche<br />
Prinzessin aus Wuppertal<br />
(oder Elberfeld?)<br />
einen Kranz in den Haaren <br />
<br />
"Mein Herz"<br />
wer weiß, wo du's hingelegt<br />
nie sprachst du weiter davon -<br />
Hab' ich's also getroffen<br />
das Deine? <br />
<br />
Zweifel plagen<br />
wie Zweifel wohl tun<br />
Fragezeichen sind ihnen Zierrat und Essenz<br />
Wie schmückt ich mich gern mit<br />
einfachen Punkten und Kommas<br />
und Bindestrichen <br />
<br />
Wie ging doch gleich das Lied? Kommt ein Vogel geflogen...</p>
25.5.97
<p align="center">HÄTT' ICH NUR diese Sorge<br />
täglich ungereimt deiner zu gedenken<br />
gern wollt' ich dareinwilligen<br />
der Rest: das hieße dann (und heißt)<br />
deine Welt mir zu bebildern mit dem<br />
was schon gesagt geschrieben und ergo gewesen<br />
in den luftigen Auen<br />
meiner aus Worten bestehenden Welt <br />
<br />
Grünverbrämt die Augen erschienst du mir heute<br />
und nach den Delphinen fragt'ich dich<br />
nicht umsonst<br />
allein:<br />
unsere Welten berühren sich nur hier und dort<br />
(mit Mühe nur vermag ich meine Welt<br />
der deinen hinzubiegen) <br />
<br />
Spiegel - und auch das tun sie wohl -<br />
reflektieren<br />
sind das Echo der Augen<br />
und ich bin ein Spiegel<br />
wenn ich als Vorwand mit dir spazierend zu plaudern<br />
den "Spiegel" kaufen geh' <br />
<br />
Vöglein oder Pegasus, sie flogen wohl woanders hin...</p>
26.5.97
<p align="center">FAST GLAUBT' ICH dich zu seh'n heut'<br />
doch nur von hinten<br />
ich weiß nicht, ob du's warst<br />
zwei Frauen redeten auf dein vermeintliches Ebenbild ein<br />
so also seh' ich schon Gespenster<br />
und fürcht' mich vor mir selber - und vor dir <br />
<br />
Wo sind die von den Lippen<br />
dem Herzen abgepflückten Rosen?<br />
Wo der Tau<br />
der meinem Herzen aus deinen Blicken<br />
Labsal schuf? <br />
<br />
Ach, von Küssen träum'ich wohl<br />
so wie du zuweilen mädchenhaft dich darauf kaprizierst<br />
und deine Worte sind Kapriolen<br />
die mir das Herzblut in die Wangen treiben <br />
<br />
Und wie Küsse wohl tun<br />
sie hängen wie rote Kirschen<br />
reif vom Baume herab<br />
Stare bedienen sich ihrer<br />
und wenn die Zeit gekommen<br />
bleibt kaum eine übrig <br />
<br />
The Postman never rings</p>
27.5.97
<p align="center">WIE FALTER umflattern deine Augen<br />
meine Herzblume<br />
in denen deine Worte<br />
nach Nektar suchen <br />
<br />
Und ich umsumme<br />
blickeheischend<br />
dein Lächeln <br />
<br />
Ich mag es<br />
wenn das Leben so in unseren Worten pulst<br />
so leicht, fast wie ein Scherz<br />
... wenn Scherze<br />
(wie Scherze wohl tun)<br />
nicht so verwurzelt wären<br />
im Ernst <br />
<br />
Doch lieber ein scherzhafter Ernst<br />
als ein todernster Scherz <br />
<br />
Du wolltest mir doch mal Herzchen schicken...</p>
28.5.97<br />
<br />
<small>Grenzt nicht mein Herz an deins -<br />
(Else Lasker-Schüler)</small>
<p align="center">VOR MEINEM HERZEN gaukeln<br />
deine Worte<br />
die ich bewahrt<br />
deine Blicke<br />
die ich in mich gesogen <br />
<br />
So voll bin ich deiner<br />
und doch nimmer satt<br />
ein Wort nur vermag mir<br />
den Tag zu versüßen<br />
ein Nichtwort nur<br />
stürzt höllentief mich hinab <br />
<br />
Ein Spiel:<br />
und wie Spiele wohl tun<br />
sie sind nicht verbindlich<br />
ach<br />
laß uns fürs erste fortfahren zu spielen<br />
wie ein Junge<br />
so komm' ich mir vor <br />
<br />
Downloading 1 new message... not from you...</p>
29.5.97
<p align="center">WIE WEIT die Straßen und Plätze heute waren!<br />
Weithin ließ ich meinen Blick schweifen<br />
meine Augen waren wie Fernscheinwerfer<br />
alles sahen sie<br />
nur dich nicht <br />
<br />
Da fraß ich mich in mich hinein<br />
Stück um Stück kam ich um mich selbst<br />
übrigblieb am Schluß<br />
nur mein unverdaulicher Schatten<br />
schwer lag er mir auf der Brust <br />
<br />
Und Schatten<br />
wie Schatten wohl tun<br />
sind hartnäckig<br />
sie bleiben einem auf den Fersen<br />
und lassen dich nicht <br />
<br />
Viele Bilder aber malt' ich heut'<br />
von dir in die Luft hinein <br />
<br />
Ein schriftlicher Blick nur von dir...</p>
30.5.97
<p align="center">MEERSONNEWINDREGEN<br />
kühl fächelte Wind auf nackter Haut<br />
Beine, die aus tieferen Kälten<br />
zur wämeren Oberfläche<br />
sich hinaufpaddeln -<br />
mich dann freiküssend<br />
mußt' ich wieder an Delphine denken<br />
hielt nach Segelbooten Ausschau<br />
ließ schwarzen Sand durch meine Finger rinnen <br />
<br />
Oder die Majestät eines Pferdekopfes<br />
bewundernd strich zart meine Hand<br />
über dessen Hals<br />
...ach, an Bildern sich satt trinken <br />
<br />
Und so steht dann eins fürs andere<br />
wird Zeichen<br />
wie eben Zeichen wohl tun <br />
<br />
Schwärmerey und Wunder! <br />
<br />
Backst du wieder anstatt mir zu schreiben?</p>
1.6.97
<p align="center">FERN UND WEIT:<br />
über dein Herz hattest du heute<br />
eine Tarnkappe gestülpt<br />
ich fand es nicht<br />
deine Worte verbargst du<br />
unter einem Stachelkleid<br />
und nur einmal<br />
traf mein Blick den deinen<br />
unheimlich<br />
ward's mir heute dir gegenüber zumut' <br />
<br />
Von Eile sprachst du<br />
und wie Eile wohl tut<br />
sie erlaubt kein Verweilen<br />
so ging denn jeder für sich<br />
befreit-beklemmt<br />
zumindest ich <br />
<br />
der mailer mailt mir mancherlei - kein deinerlei</p>
2.6.97
<p align="center">STERNE<br />
ja - an den Anfang will ich Sterne setzen<br />
so viele<br />
daß niemand weiß<br />
noch wissen kann<br />
was darin geschrieben steht <br />
<br />
Nichts<br />
weiß ich heut'<br />
als daß im Nichts ich versinke<br />
und bodenlos<br />
- down down down -<br />
zerrinnt mein Herz<br />
im Ungreifbaren <br />
<br />
Wohltun soll's<br />
und tut doch weh <br />
<br />
nimmer glaub' ich, daß...</p>
3.6.97<br />
<br />
Tu parli di niente.<br />
Romeo e Giulietta
<p align="center">ICH DÜRSTE nach Bildern<br />
- vermag mich kaum sattzusehen -<br />
und so laß ich sie anrennen<br />
gegen den Deich meines Seelensaums<br />
bis daß er bricht<br />
und einstürmt die Flut<br />
und mag nimmer verfließen <br />
<br />
Es hämmert und pocht<br />
gebiert Bildmetastasen<br />
und die Haut wird zu eng<br />
und die Seele zum Vogel im Käfig<br />
der singt <br />
<br />
Keinen Schirm spannte ich heute auf<br />
und ließ mir die Haare naßregnen<br />
willkommen auch der Wind<br />
der an mir zauste<br />
so hingerissen so hergerissen<br />
fand ich mein Ich <br />
<br />
in immergleicher Erwartung...</p>
5.6.97
<p align="center">ICH SPRACH so viel zu dir<br />
heute abend<br />
und lebte wieder in Bildern:<br />
wangenkosend gleitende Hände<br />
zum Ü hin gespitzte Lippen <br />
<br />
Ja!<br />
Küssen will ich Deine Lippen<br />
hingebungsvoll<br />
denn im Küssen liegt mehr<br />
als alles andere<br />
<br />
Und wär's zum Abschied<br />
ich lebte drum <br />
<br />
Denn Du begreifst mich<br />
wie ich dich begreife<br />
- ach spiel du mit mir <br />
wie einst<br />
im Alter der Unschuld<br />
die Wal- und die Gertraud<br />
(Heimweh - Nostalgie<br />
nenn's wie Du willst)<br />
I'm home-sick<br />
that's all <br />
<br />
... single-user mode...</p>
6.6.97
<p align="center">WEIT HINTEN löst Dunst<br />
die Konturen des Fucino<br />
auf in ein milchiges Nichts<br />
unter einem Kirschbaum<br />
(des Früchte noch blaß)<br />
auf einem Steine hoch droben<br />
wollt' ich mich deiner vergewissern<br />
und seh' dich selber<br />
wie die hingehauchten Silhouetten<br />
der Berge dort hinten <br />
<br />
Der Bäume Gesellschaft<br />
raunt leise im Wind<br />
doch vermag ich mein<br />
Kirschbaumorakel<br />
nicht zu entziffern <br />
<br />
Auch die Früchte<br />
sind noch nicht reif<br />
und die wenigen roten<br />
hängen weit oben<br />
den Vögeln zur Speis</p>
Paterno, 8.6.97
<p align="center">WIE LASTET ZUWEILEN schwer ein Abend<br />
auf dem Herzen<br />
als wollte all die Schwärze<br />
mich ausfüllen<br />
die sich herabsenkt<br />
auf die Welt<br />
<br />
auch die Äste meines Seelenbaums<br />
ziehen sich zusammen<br />
und schnellen zypressengleich<br />
in die finstere Nacht hinein<br />
statt weitausladend<br />
laubraschelnd<br />
dich zu grüßen <br />
<br />
no news from you</p>
Rom, 8.6.97
<p align="center">SO SACHLICH waren wir heut'<br />
mir kam fast das Fürchten<br />
(zum Glück war das Lächeln dir nicht ausgegangen<br />
und sowas erleichtert<br />
uuungemein)<br />
jaja:<br />
the importance of being E(a)rnest<br />
<br />
Glücklich war ich aber doch<br />
als ich einen Kaffee spendieren durfte<br />
und du mir davon sprachst<br />
einen Japanisch-Kurs<br />
mit mir<br />
zu besuchen. <br />
<br />
So immerfort möcht' es wohl gehen<br />
so halb unter Kontrolle<br />
und doch immer diese kleinen Signale <br />
<br />
niemand nirgends nichts nie</p>
9.6.97
<p align="center">HEUT' SUCHEN mich die Toten heim<br />
die wirklichen<br />
aus meinem Dorf da oben im Norden<br />
viele sind's<br />
und jedesmal wenn einer<br />
sich ins Jenseits davonmacht<br />
- blue tunnel into the afterlife -<br />
ist's als risse ein Faden<br />
<br />
Und also senkt schwarz der Abend sich wieder<br />
mehr, als daß ich dich morgen<br />
sehen-sprechen-anschau'n darf-kann-muß<br />
und will und möchte<br />
weiß ich nicht<br />
<br />
F1 for help</p>
10.6.97
<p align="center">LÄRMEND DURCHFLUTET von Sonne<br />
die Tage<br />
die Seele zerrinnt im Schweiße<br />
ihres Angesichts<br />
erhebt sich an deines Blickes Schwelle<br />
gerinnt zu Tropfstein<br />
in der Höhle<br />
meiner Wünsche<br />
<br />
Dann kommt wieder die Traurigkeit<br />
lähmend<br />
schmachtverheißend<br />
unsäglich ungeheuer unermeßlich<br />
und der Seele Schweiß<br />
tritt mir aus den Augen<br />
salzig schmeckt er auf der Zunge<br />
die ihn sich von den Lippen leckt <br />
<br />
aus Gewohnheit nurmehr schau' ich nach</p>
12.6.97
<p align="center">AUCH DICH sah ich gestern<br />
niedergebeugt:<br />
hast du dieselbe Krankheit?<br />
Denn auch du<br />
fährst hoch hinauf zu den Sternen,<br />
um dann tief zu sinken<br />
in wer weiß was für Verließe <br />
<br />
Mich quälte heute dieses Bild<br />
mein Herz schnürte es ein<br />
denn ich sah in dir mein Spiegelbild<br />
und fass' es nicht, und fass' es nicht <br />
<br />
Mich quält<br />
wie wir da sitzen<br />
die Zeit ausfüllen<br />
als wäre nichts <br />
<br />
Ja, das wollte ich:<br />
mich ganz ausschütten <br />
<br />
dove siete, messaggeri?</p>
12.6.97
<p align="center">EIN MOND, EIN TRABANT, ein Sputnik<br />
dreh' ich mich um die Erde zwar<br />
doch nur Eine Sonne<br />
vermag mein Antlitz zum Leuchten zu bringen<br />
so bin ich mal ganz - mal gar nicht<br />
der Erde zugewandt<br />
tauche lunatisch ins Licht<br />
verfinst're mich<br />
- mare tranquillitatis<br />
mare crisium - <br />
<br />
Einem Häwelmann gleich<br />
wollt' ich ungebunden und mit geschwollenen Segeln<br />
dein Himmelszelt durchmessen<br />
der Sonn' entgegen<br />
und mehr! und mehr! <br />
<br />
So aber halt' ich Zwiesprach nur<br />
mit meinem Abbild<br />
im Spiegel an der Wand<br />
und bild' mir ein<br />
Du wärst's <br />
<br />
uncountable the words you haven't sent</p>
14.6.97<br />
<br />
<small>und ja ich sagte ja ich will Ja<br />
James Joyce, Ulysses</small>
<p align="center">ERWARTUNGSVOLL<br />
blicke ich unruhig auf die Uhr<br />
das Herz zieht sich zusammen<br />
noch fünf Milliarden Sekunden<br />
es werden<br />
- paradoxerweise -<br />
immer mehr <br />
<br />
Was wäre ich<br />
ohne Deine Blicke<br />
die mich durchdringen<br />
als wolltest Du mich<br />
erkunden? <br />
<br />
Oh, wahre Zuneigung<br />
ist wie ein abstoßender Magnet<br />
gebiert Ängste<br />
um das so zerbrechliche Gut<br />
und die Hand wiegt schwer<br />
an mir herab <br />
<br />
wenigstens das Echo hallt weither deine Worte</p>
16.6.97
<p align="center">EINE FÜNFMILLIARDSTEL SEKUNDE<br />
so lange dauerte es<br />
und schon hob die Hand ich zum Gruß<br />
- ein Blitz bleibt länger am Himmel - <br />
<br />
Eine flüchtige Erscheinung nur<br />
ein Vorüberhuschen<br />
bist Du<br />
<br />
Was bleibt ist ein bunter Schleier<br />
aus umstrickenden Worten<br />
aus vermeintlicher Nähe<br />
die sogleich<br />
in Antipodenferne sich wandelt <br />
<br />
Ich fürchte fast<br />
dies sei das Fatum<br />
das die Musen<br />
den Dichtern<br />
(hoho!)<br />
bescheren <br />
<br />
ob Gedanken wohl im Äther sich fortpflanzen?</p>
16.6.97
<p align="center">ICH WOLLT'<br />
ich wäre ein Nichts<br />
statt mit Seelenlumpen geflickt<br />
im Dasein zu hausen <br />
<br />
Ich wollt'<br />
es wäre immer<br />
kohlrabenschwarze Nacht<br />
um mein Herz<br />
das im Lichte besehen<br />
voller Schwären, Schwielen und Narben <br />
<br />
Ich wollt'<br />
du wärest nur so eine Idee<br />
eine Ausgeburt der Phantasie<br />
ein Schemen, ein Bild<br />
über das sich rasch<br />
andere gaukeln<br />
- austauschbar - <br />
<br />
Ein Heuchler bin ich obendrein <br />
<br />
im Äther die Sphären schweigen</p>
17.6.97<br />
<br />
<small>A tuo modo faremo, ché di piacerti mi sarà sempre agio.<br />
Morgante 6,64</small>
<p align="center">Das Herz taumelt mir in der Brust<br />
mein Gehirn macht kling-klang<br />
und alle Glocken läuten<br />
Hallelujah <br />
<br />
Vom Himmel so herabzuschweben<br />
das vermagst nur<br />
Du<br />
in Deiner Unbeschwertheit <br />
<br />
Ach komm<br />
laß uns wirklich machen<br />
was Du<br />
so leichthin - scheint's -<br />
mir vorgeschlagen:<br />
gemeinsam auf Reisen<br />
bei mir zu Haus' <br />
<br />
im Äther die Sphären jubeln</p>
18.6.97
<p align="center">LICHTERLOH brennt alles in mir<br />
Deine Stimme goß Öl darauf <br />
<br />
Mein Herz gleicht einem Praliné<br />
Du fülltest Honig hinein <br />
<br />
Wie aufgeregt flattert die Seele<br />
im Sturmwind Deiner Augen <br />
<br />
Ach, was klammere ich mich<br />
an Zeichen!<br />
Bereits der Vögel Zwitschern<br />
morgens um fünf<br />
will Zeichen sein!<br />
Will mir von Dir<br />
vorsingen<br />
im Morgenrot! <br />
<br />
e connettiamoci...</p>
19.6.97
<p align="center">WIEDER BIN ICH ausgeflogen<br />
das Weite zu suchen<br />
unter Buchen am Berg<br />
hoch über Tälern<br />
sanfthin schweifend der Blick <br />
<br />
Nach der Rückkehr vom sukkulenten Mahl<br />
blies Rauch ich hinauf zum Mond<br />
und ein Wiederseh'n gab's:<br />
der Große Wagen stand groß und still<br />
über dem Rauschen verzückt<br />
im Winde sich zwirbelnder Blätter<br />
später dann vermählte ich mich<br />
mit dem Mond meiner Tage <br />
<br />
Über der Alten Stadt hingegen<br />
mit ihrem Tuffsteinpostament<br />
Deinem Refugium<br />
erstand wieder Dein Bild vor mir<br />
als wir kehrenentlang<br />
hinabglitten zur Autobahn <br />
<br />
an empty mail-box: I didn't expect anything else</p>
22./23.6.97
<p align="center">DEINE SONNE verfinstert mein Haus<br />
weil ich von Dir sprach<br />
oh, hätt' ich doch geschwiegen<br />
wieviel glücklicher<br />
könnt' ich allein in meinem Elend<br />
fortleben <br />
<br />
So aber warf ich alles dahin<br />
nichts bleibt<br />
als so ein paar Tage<br />
Leben-Leben<br />
im Tod-Leben <br />
<br />
Mein Herz ist schwer wie Blei<br />
und will sinken<br />
lotrecht hinab<br />
ins tief-tiefe Meer<br />
den Fischen zum Fraß <br />
<br />
fare well...</p>
23.6.97
<p align="center">GRAD SO wie ich heute<br />
unachtsam<br />
das Auto gegen den Bordstein gesteuert<br />
so daß der Reifen vorn rechts<br />
platt darniederlag<br />
und ich mir die Hände besudelte<br />
das Hemd vollschwitzte<br />
Peinlichkeiten erlitt<br />
ihn zu wechseln <br />
<br />
Grad so kommt mir<br />
mein gestriges Ausplaudern vor<br />
so unnötig<br />
so unzeitgemäß<br />
so ganz aus der Welt hinaus geschleudert <br />
<br />
Oh DU<br />
dabei weiß ich nicht einmal<br />
wie sehr Du mir Freundin bist<br />
oder was auch immer <br />
<br />
all your messages are mine...</p>
24.6.97
<p align="center">FANGARMIGE WORT-UNGEHEUER<br />
pechschwarz<br />
sticken mein Herz<br />
hinunterzuwürgen<br />
mit Haut und Haar<br />
Mich<br />
und Dich dazu <br />
<br />
Ja, Schmerzen hab'ich ihr<br />
bereitet<br />
meinem Tag-Mond<br />
dessen Nachtseite<br />
so finster wie nie<br />
als stummer Trabant<br />
mich begleitet <br />
<br />
Sommer ist hereingebrochen<br />
Dein Schatten kühlt<br />
mein brennendes Haupt<br />
und doch bist Du die Sonne<br />
die den Schatten gebiert<br />
aber das ist ein anderes Gedicht<br />
<br />
silence is golden - that's true...</p>
25.6.97<br />
<br />
<small>Lei era triste ma sempre piacevole.<br />
Tom Robbins, Uno zoo lungo la strada</small>
<p align="center">VERKATERT<br />
umschlich ich heut' mißtrauisch den Tag<br />
der keiner werden wollte<br />
ich suchte Dich<br />
aber Herzblut verklebte mir die Augen<br />
drum ward auch Dein Bild<br />
nur trauriger Abklatsch<br />
meiner selbst <br />
<br />
Laß mich trotzdem versuchen zu singen:<br />
was sonst bleibt einem Vogel<br />
im Käfig<br />
des Tag-Monds?<br />
Lerchengesang?<br />
(muß i denn, muß i denn)<br />
Freilich! <br />
<br />
Geh nicht zu weit weg von mir<br />
Deine Nähe tut mir gut<br />
trotz allem <br />
<br />
und Deine Briefe werden immer dicker...</p>
26.6.97
<p align="center">OH WIE ZEHRT an mir<br />
des Tag-Monds stummer Schein<br />
so blaß<br />
so eindringlich<br />
so sterbesatt <br />
<br />
Der Sonne wollt' ich mich verschreiben<br />
doch brennt auch sie<br />
und sengt und zehrt<br />
und treibt aus allen Poren<br />
mir den Schweiß<br />
der Liebesmüh<br />
- verlorne gar? - <br />
<br />
Dein Bild soll mir nicht genommen werden<br />
wohlverwahrt atmet es<br />
in der roten Kammer<br />
unterm Brustbein <br />
<br />
einen Hauch nur...</p>
27.6.97<br />
<br />
<small>Era una luna gelida la cui luce faceva sì che<br />
gli innamorati rabbrividissero e cambiassero idea.<br />
Tom Robbins, Uno zoo lungo la strada</small>
<p align="center">STERBEN WOLLT' ICH<br />
und vergiftete meinen Körper<br />
noch waren weder Gift noch Wille<br />
stark genug<br />
also lebe ich noch<br />
und habe um so mehr Angst<br />
Dich zu sehen<br />
zu sprechen zu hören <br />
<br />
oder ist es Angst<br />
vor dem Tag-Mond<br />
den ich mehr alles andere fürchte? <br />
<br />
oder ist es Angst<br />
vor mir selber?<br />
Denn das meinte ich doch:<br />
Ich-sein<br />
in Deinem Spiegel... <br />
<br />
nein, nicht Schweigen...</p>
1.7.97
parallalie
Äpfelschuh'
Copyright © 2007 parallalie
2007-03-21T17:06:00Z
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