schublade

Freitag, 6. Januar 2006

weiß gekleidet dein leib ...

weiß gekleidet dein leib
mein leib heischt: bleib!
drei leise schreie
umkreisen frei
mein feiles "dein!"
drei leiden treiben
einsam eitel heim

16.1.2001 - gesegnet sei das papier

Montag, 5. Dezember 2005

...

es peitschen im sturm
an bäumen die zweige die
luft zur eile an

Freitag, 25. November 2005

...

Geburtstagssonett am 25. November 1999
für M.C.

Als ich heut’ morgen in der Früh’
Aus der Veranda vor die Landschaft trat,
Säumte linkerhand der Berge Grat
Fernhin und weit des Tag’s Debut

In einer rar erhab’nen Glanzrevue,
Zu feiern der Morgenröte Farbensaat,
Ins samt’ne Blau dann spielend, ohne Naht,
Wo glitzernd einsam und perdu

Luzifer mit einer One-man-show
Der Luna rechterhand am Himmel
Zu imponieren suchte, comme il faut!

Dies lautlos-visuelle Festgebimmel
Kam heute grade recht, und so
Denkt außer mir an Dich Dein Fimmel.

Donnerstag, 17. November 2005

...

autopsie

täglich legten sie die leiche ihrer jahre
auf den obduktionstisch
schnitten hier, sezierten dort
als sie das nunmehr blutleere herz
aus dem aufgeklappten brustkorb
herausgenommen hatten
wollte niemand mehr hinsehen

jeder dachte plötzlich an eine ferne insel
an einen seltenen schmetterling
prüfte den sitz der haare oder
kontrollierte seinen reißverschluß

die zugenähte leiche kam für den
nächsten tag ins kühlfach
um das kalte neonlicht summten
später nur noch ein paar fliegen

(9.1.2002)

Donnerstag, 27. Oktober 2005

...

verantwortung und haftung verliefen sich im wald. soweit sie auch laufen mochten, der wald nahm kein ende. schließlich ward es schon dämmrig. da sagte die verantwortung zur haftung: "wenn's dunkel wird, hafte ich nicht mehr für den richtigen weg." da anwortete die haftung: "aber du bist verantwortlich für den falschen weg, den wir heute gelaufen sind." die verantwortung machte es sich indes unter einer eiche bequem, denn sie waren schon den ganzen tag unterwegs. da ward es auch schon dunkel. die verantwortung war schon leicht weggedöst, aber haftung saß immer noch mit weitaufgerissenen augen da und dachte an das Blair Witch Project. Bis er rechts zwischen den Bäumen ein Licht bemerkte. Sogleich rempelte er die Verantwortung an und wies sie auf die Erscheinung hin. Sie beschlossen dorthin zu gehen, ob es dort nicht eine gute seele gebe, die ihnen etwas zu futtern und eine bettstatt anbieten könnte. als sie sich nah genug herangeschlichen hatten, bemerkten sie, daß das haus ganz mit lebkuchen behaftet war, deren duft es sich in ihren nasenlöchern bequem machte und die für die eßlust verantwortlichen stellen des hirns anregten. da stürzten sie sich auf das haus und fraßen es auf. keine hexe erschien, und auch gab es keine obdach mehr für sie, dafür hatte das haus eine obdach in ihren verantwortungslosen mägen gefunden.

(20.6.2000)

Samstag, 3. September 2005

...

augen:klingen:nach
ihre schritte
fort:schreitend

durch die nacht
schießt mich
mein geist:der:zug

12.11.2003 - im zug rom-orte

Sonntag, 7. August 2005

...

Klein wie ich war

Damals unser Garten
an der Straße nach Gladdenstedt
Mama warum darf man da nicht hin
wird man dann totgeschossen
warum ist da die Grenze
durfte man da früher rüber
wie war das Mama
darf ich mir eine Erbse pflücken
und dann immer die Marienkäfer
setzten sich auf meine Hand
ich blies sie flogen kamen wieder
dann dachte ich
jetzt spiel ich mal Krieg
und machte sie tot
das gab dann immer ein Heldenbegräbnis
richtige Erdhügel gab's da
und dann hab' ich gebetet für sie
klein wie ich war

Januar 1978 (leicht überarbeitet)

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