Giacomo Joyce

Donnerstag, 28. März 2013

Ihr duftloser Körper ... Giacomo Joyce 39

Ihr duftloser Körper: Blume, die nach nichts riecht.

Im Treppenhaus. Eine kalte hauchzarte Hand: befangenes Schweigen: Augen, in denen dunkel Apathie zur Flut anschwillt: Überdruss.

Her body has no smell: an odourless flower.

On the stairs. A cold frail hand: shyness, silence: dark langour-flooded eyes: weariness.


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Dienstag, 19. März 2013

Diese kalten ruhigen Finger ... Giacomo Joyce 38

Diese kalten ruhigen Finger, die sie berührten, die Seiten, so falsch und schön, auf denen meine Schande für immer glühen wird. Ruhige kalte lautere Finger, die... nie sich vergriffen?

These quiet cold fingers have touched the pages, foul and fair, on which my shame shall glow for ever. Quiet and cold and pure fingers. Have they never erred?

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Sonntag, 17. März 2013

Meine Worte in ihrem Geist ... Giacomo Joyce 37

Meine Worte in ihrem Geist: kalte glattpolierte, im Moor versackende Steine.

My words in her mind: cold polished stones sinking through a quagmire.

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Dienstag, 12. März 2013

Loggione. Die feuchten Wände schwitzen ... Giacomo Joyce 36

Auf der Galerie. Muffige Wände schwitzen dunstige Feuchtigkeit aus, und die geklumpte Masse der menschlichen Gestalten verschmilzt zu einer Symphonie aus Gerüchen: saurer Mief aus Achselhöhlen, zerstäubte Pomeranzen, zerlaufende Brustsalben, Mastixwasser, schwefliger Atem von Knoblauchmahlzeiten, faulige phosphoreszierende Fürze, Opoponax, unverhüllte Ausdünstungen heiratswilliger Frauen und solcher, die der Gatte hinterher heimführt, Männer, die nach Kernseife stinken...... Den ganzen Abend betrachtete ich sie, die ganze Nacht werd’ ich sie vor mir sehen: hochgeflochtene Haarzinne und olivenovales Antlitz und ruhige weiche Augen. Ein grünes Band auf ihrem Haar und um ihren Leib ein grünbesticktes Kleid: in solchem Farbton täuschen Einmachgläser Natur und saftige Gräser vor, das Haar der Gräber.

Loggione. The sodden walls ooze a steamy damp. A symphony of small fuses the mass of huddled human forms: sour reek of armpits, nozzled oranges, melting breast ointments, mastick water, the breath of suppers of sulphurous garlic, foul phosphorescent farts, opoponax, the frank sweat of marriageable and married womankind, the soapy stink of man ..... All night I have watched her, all night I shall see her: braided and pinnacled hair and olive oval face and calm soft eyes. A green fillet upon her hair and about her body a green-broidered gown: the hue of the illusion of the vegetable glass of nature and of lush grass, the hair of graves.

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Freitag, 8. März 2013

Sie steht am Telephon ... Giacomo Joyce 35

Sie steht am Telephon und trägt ein schwarzes Kleid. Leichte scheue Auflacher, kurze Schreie, mehrmals anstürmendes Reden, das plötzlich zaudert... Parlerò colla mamma... Na komm! Puut, put, put! Na, komm schon! Dem schwarzen Hühnchen wird’s gänsehäutlich zumut’: plötzlich unterbrochenes Vorstürmen, kurze schüchterne Schreie: sie ruft nach den Fittichen ihrer stattlichen Mammahenne.

She stands black-robed at the telephone. Little timid laughs, little cries, timid runs of speech suddenly broken ... Parlerò colla mamma ... Come! chook, chook! come! The black pullet is frightened: little runs suddenly broken, little timid cries: it is crying for its mamma, the portly hen.

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Sonntag, 3. März 2013

Wäre das Porträt des Künstlers aufrichtig allein um der ... Giacomo Joyce 34

Wäre das Porträt des Künstlers aufrichtig allein um der Aufrichtigkeit willen, sagt sie, sie hätte mich doch glatt gefragt, warum ich es ihr zu lesen gegeben. Hättest du das wirklich? Kundig, das Fräulein, fürwahr.

She says that, had The Portrait of the Artist been frank only for frankness' sake, she would have asked why I had given it to her to read. O you would, would you? A lady of letters.

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Donnerstag, 28. Februar 2013

Wieder einmal in ihrem Stuhl am Fenster ... Giacomo Joyce 33

Wieder einmal in ihrem Stuhl am Fenster, ihr frohes Geplauder, ihr frohes Lachen. Ein Vogel, der nach dem Gewitter zu trällern beginnt, froh darüber, daß sein kleines närrisches Leben den Klauen eines fallsüchtigen Gottes und Lebensspenders außer Reichweite geflattert ist, so zwitschert sie ausgelassen vor sich hin, so zwitschert’s und tschilpt’s.

Once more in her chair by the window, happy words on her tongue, happy laughter. A bird twittering after storm, happy that its little foolish life has fluttered out of reach of the clutching fingers of an epileptic lord and giver of live, twittering happily, twittering and chirping happy.

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Mittwoch, 27. Februar 2013

Operiert ... Giacomo Joyce 32

Operiert. Die Klinge des Chirurgen hat sich in ihren Eingeweiden zu schaffen gemacht und im Herausziehen eine grob klaffende Scharte als Spur auf ihrem Bauch hinterlassen. Ich sehe sie vor mir, wie sie leiden, ihre vollen dunklen Augen, schön wie die Augen einer Antilope. O, grause Wunde! O, lustvoller Gott!

Operated. The surgeon's knife has probed in her entrails and withdrawn, leaving the raw jagged gash of its passage on her belly. I see her full dark suffering eyes, beautiful as the eyes of an antilope. O cruel wound! Libidinous God!

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Donnerstag, 21. Februar 2013

Das Hausmädchen erzählt mir... Giacomo Joyce 31

Das Hausmädchen erzählt mir, man habe sie sofort ins Spital bringen müssen, poveretta, sie habe ja so gelitten, so sehr gelitten, poveretta, das habe wirklich schlimm ausgesehen..... Ich gehe fort von ihrem leeren Haus. Es ist, als wollten mir die Tränen kommen. Nicht doch! Das kann doch wohl nicht sein, so ruckzuck, so ohne ein Wort, so ohne einen Blick. Neinnein! Dem Glück der Hölle werd’ ich schon nicht entrinnen!

The housemaid tells me that they had to take her away at once to the hospital, poveretta, that she suffered so much, so much, poveretta, that it is very grave …... I walk away from the empty house. I feel that I am about to cry. Ah, no! It will not be like that, in a moment, without a word, without a look. No, no! Surely hell's luck will not fail me!

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Dienstag, 19. Februar 2013

Als sie vor mir den Gang entlangschreitet ... Giacomo Joyce 30

Als sie vor mir den Gang entlangschreitet, rollt sich langsam eine dunkle Locke aus ihrem Haar und gleitet herab. Langsam sich entrollendes, herabgleitendes Haar. Sie merkt nichts und schreitet vor mir dahin, schlicht und stolz. So, in schlichtem Stolz, schritt sie an Dante vorüber, so Beatrice, unbesudelt und unentehrt, Cencis Tochter, ihrem Tod entgegen:
            ........ Binde
    Meinen Gürtel fest und schürze mir das Haar
    zu einem schlichten Knoten.


She walks before me along the corridor and as she walks a dark coil of her hair slowly uncoils and falls. Slowly uncoiling, falling hair. She does not know and walks before me, simple and proud. So did she walk by Dante in simple pride and so, stainless of blood and violation, the daughter of Cenci, Beatrice, to her death:
            
........ Tie
    My girdle for me and bind up this hair
    In any simple knot.

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