Mittwoch, 13. Februar 2013

Einen rauhen Flor trägt dieser Frühlingsmorgen ... Giacomo Joyce 28

Einen rauhen Flor trägt dieser Frühlingsmorgen in Paris und verströmt seine Duftnoten: Anislikör, feuchte Sägespäne, heiße Brotlaibe: und als ich über den Pont Saint Michel gehe, legen die stahlblau erwachenden Wasser mein Herz wie auf Eis. Sie umschleichen sie, die Insel, und greifen nach ihr, auf der schon in der Steinzeit Menschen lebten..... Lehmbraunes Dunkel in der gewaltigen, von Wasserspeiern bewehrten Kirche. Kalt wie damals jener Morgen: quia frigus erat. Hingestreckt auf den Stufen des fernen Hochaltars liegen die Geistlichen und beten ein Gebet ohne Fleisch und Blut wie vor dem nackten Leib des Herrn. Unsichtbar erhebt der Lektor seine Stimme und liest aus dem Hoseas. Haec dicit Dominus: in tribulatione sua mane consurgent ad me. Venite et revertamur ad Dominum..... Sie steht neben mir, bleich und fröstelnd, um ihre Schultern legen sich dunkel die sündigen Schatten, die das Kirchenschiff wirft, ihr schmaler Ellbogen an meinem Arm. Ihre Haut erinnert mich an das Schaudern, das der nebelverschleierte Morgen einst bereithielt, die hastenden Fackeln, die hartherzigen Augen. Ihre Seele ist betrübt, bebt auf und ist den Tränen nah. Du Tochter von Jerusalem, weine nicht vber mich.

In the raw veiled spring morning faint odours float of morning Paris: aniseed, damp sawdust, hot dough of bread: and as I cross the Pont Saint Michel the steelblue waking waters chill my heart. They creep and lap about the island whereon men have lived since the stone age ….. Tawny gloom in the vast gargoyled church. It is cold as on that morning: quia frigus erat. Upon the steps of the far high altar, naked as the body of the Lord, the ministers lie prostrate in weak prayer. The voice of an unseen reader rises, intoning the lesson from Hosea. Haec dicit Dominus: in tribulatione sua mane consurgent ad me. Venite et revertamur ad Dominum ..... She stands beside me, pale and chill, clothed with the shadows of the sindark nave, her thin elbow at my arm. Her flesh recalls the thrill of that raw mistveiled morning, hurrying torches, cruel eyes. Her soul is sorrowful, trembles and would weep. Weep not for me, O daughter of Jerusalem!

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